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Das Rote Meer in St. Peter

Lesezeit 2 Minuten
Sie archaische Geschichte wird eindrucksvoll in Szene gesetzt.

Sie archaische Geschichte wird eindrucksvoll in Szene gesetzt.

Kurz vor seiner bevorstehenden Verabschiedung lässt es Jesuitenpater Friedhelm Mennekes in der Kunststation St. Peter noch einmal so richtig krachen. Schon im Vorhof zur Kirche neben dem Museum Schnütgen an der Cäcilienstraße stapeln sich Berge von Bauholzresten, die von Helfern hämmernd bearbeitet werden.

Betritt der Besucher das ansonsten so meditativ stille Sakralgebäude, läuft er vor eine doppelte Wand: Akustisch stoppt ihn das emsige Klopfen der Arbeiter, optisch eine aberwitzige Holzkonstruktion, die fast den kompletten Raum des schmalen, hohen Kirchenschiffs ausfüllt. Hier entsteht derzeit die gigantische Skulptur „The Red Sea“, (also das Rote Meer) des amerikanischen Künstlers Michael Somoroff.

Meterhohe Holzinstallation

Aus rund 7000 Bauholzlatten lässt Somoroff eine zwölf Meter hohe und zehn Meter lange Darstellung der Teilung des Roten Meers aufbauen. In einer Episode des Alten Testaments der Bibel führt Moses das Volk Israels aus ägyptischer Gefangenschaft heim: Ein von Gottes Hand gelenkter Sturm teilt das Rote Meer, die Juden entfliehen zwischen sich türmenden Wassermassen, in denen die ägyptischen Verfolger nach Gottes Willen ertrinken.

Diese archaische Geschichte um Glaube und Zweifel, Hingabe und Angst setzt Somoroff in demütiger Schlichtheit in Szene. Einfache Latten türmen sich auf zu einem gewaltigen Koloss, zu einer Riesenwelle, die wie eingefroren wirkt, der doch jeden Augenblick in sich zusammenstürzen könnte, alles Leben mit sich reißend in den schwarzen Meeresgrund.

Eine wahrhaft dramatische Skulptur, atemberaubend, die der Architektur des Kirchenraums eine neue Dimension entlockt.

Wegen der Aufbauarbeiten wird St. Peter auch an Fronleichnam geschlossen bleiben, aber am kommenden Sonntag wird das dann vollendete Kunstwerk mit einem Vortrag des Künstlers (16.30 Uhr) und einem Gottesdienst (18 Uhr) der Öffentlichkeit vorgestellt. Ausstellungsdauer ist bis 15. Juni. Kunst-Station St. Peter, Leonhard-Tietz-Str.6, geöffnet Di.-Sa. 11-17 Uhr, So. 13-17 Uhr.

 www.sankt-peter-koeln.de

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