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Das wohl längste Denkmal der Region

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Zum Empfang des ersten Zuges wurde der Bahnhof Schleiden 1948 feierlich geschmückt.

Zum Empfang des ersten Zuges wurde der Bahnhof Schleiden 1948 feierlich geschmückt.

Schleiden - Für einige Erregung dürfte ein Schreiben der Bezirksregierung sorgen, welches Anfang der Woche in der Rathäusern in Kall, Schleiden und Hellenthal einging. Demnach setzt Regierungspräsident Hans-Peter Lindlar auf Antrag des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege ein Denkmalschutzverfahren für die gut 17 Kilometer lange Oleftalbahn auf die Schiene. Vor zwei Wochen informierte Lindlar vorab die Bürgermeister anlässlich einer Unterredung in Blankenheim.

Diese Absicht kommt etlichen anderen Plänen heftig in die Quere. So stand die Gemeinde Hellenthal für den bereits stillgelegten Trassenabschnitt von der Gemeindegrenze bei Blumenthal bis Hellenthal vor dem Abschluss eines Kaufvertrages mit der Bahn. Teile der Strecke sollten dann für andere Zwecke genutzt werden.

Auch der oberste Straßenplaner des Kreises Euskirchen, Franz Unterstetter, hatte ganz andere Pläne: Sein Bestreben ging dahin, zumindest in Gemünd-Mauel Teile des alten Schienenstranges für die Verbesserung der Straßenverhältnisse zu nutzen.

Eine Mehrheit des Kaller Gemeinderates plädiert seit Jahren dafür, die Strecke abzureißen. Unter anderem fürchtet man dort, dass durch ein Wiederaufleben des Bahnverkehrs am Bahnübergang an der Aachener Straße endlose Staus auftreten würden. Die Ansichten im Schleidener Stadtrat sind gespalten. Offiziell ist zwar beschlossen, die Strecke möglichst bis Schleiden wieder in Betrieb zu nehmen. Aber wie belastbar dieser Beschluss im Ernstfall wäre, weiß man nicht.

Jubeln wird die „Bahn- und Businitiative Schleidener Tal“, die sich für die Reaktivierung der Strecke stark macht. Der Denkmalschutz spricht natürlich zunächst für einen Erhalt des Denkmals, also auch des Schienenstrangs.

Publik wurde die geplante Unterschutzstellung am Dienstag im Haupt- und Finanzausschuss der Gemeinde Hellenthal. Unter dem unscheinbaren Tagesordnungspunkt „Mitteilungen“ gab Bürgermeister Manfred Ernst den Eingang des Schreibens der Bezirksregierung bekannt. Er habe, so Ernst, sofort um eine Verlängerung der auf den 6. Juli datierten Abgabefrist für eine Stellungnahme nachgesucht. Erst soll sich die Politik mit dem Thema befassen.

Die Gesichter der Gemeinderäte spiegelten ungläubiges Erstaunen bis hin zu purem Entsetzen. Peter Rauw (FDP) warf die Frage auf: „Muss der Eigentümer das Denkmal erhalten?“ Heinz-Bert Weimbs (SPD) fragte sich, „wo genau liegt das Denkmal? Im Gras? Im Eisen?“ Und Altbürgermeister Dr. Armin Haas stöhnte auf: „In welchem Gehirn hat es da »klick« gemacht?“ Manfred Ernst konstatierte schließlich, dass die Gemeinde den Antrag auf „Freistellung von Bahnbetriebszwecken“ beim Eisenbahnbundesamt gestellt habe. Aber „wenn das ein Denkmal wird, werden wir ganz bestimmt nicht kaufen“.

Dem Anschreiben der Bezirksregierung war ein umfangreiches Gutachten von Dr. Walter Buschmann beigefügt, in dem die Denkmaleigenschaft umfangreich begründet wird. Demnach sei die zur Eisenbahnzeit wesentlich dazugehörende Besonderheit der Kleinbahnen anderswo in Westdeutschland nicht mehr nachvollziehbar. Besonders hervorzuheben sei die spektakuläre Ortsdurchfahrt in Olef, wo der Zug über den Dorfplatz rollt. Allenfalls in Ostdeutschland, etwa bei der seit dem G 8-Gipfel weltbekannten Schmalspurbahn Bad Doberan - Kühlungsborn, sei noch eine vergleichbare Situation anzutreffen. Die Oleftalbahn trete demgegenüber hervor, weil sie auf Normalgleisen rolle.

Hervorzuheben seien auch die in den 50er Jahren neu entstandenen Bahnhofsgebäude entlang der Strecke. Für den Bahnhof Blumenthal sei der Architekt Max Schneider überliefert, der im Heimatstil mit heimischem Baumaterial baute, wie es in der Zeit des Nationalsozialismus gefördert wurde. Wörtlich heißt es in dem Gutachten: „Diese Bahnhöfe sind Dokumente für die Kontinuität von Architekturauffassungen über die erheblichen Brüche in der Geschichte des 20. Jahrhunderts hinweg.“

Schließlich überliefere die Oleftalbahn einen wichtigen Aspekt der Orts- und Regionalgeschichte. Dazu gehöre ihre Bedeutung für den Truppenübungsplatz Vogelsang, für den eigens eine Panzerrampe errichtet wurde. Daher sei die Oleftalbahn als Teil der Eisenbahngeschichte bedeutend für die Geschichte des Menschen und als landschafts- und ortsbildprägendes Element auch bedeutend für die Siedlungsgeschichte. Ihre Erhaltung läge im öffentlichen Interesse.

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