Der Carl-Diem-Weg soll umbenannt werden

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Die Sporthochschule zu Köln.

Die Sporthochschule zu Köln.

Lindenthal - Der Carl-Diem-Weg an der Deutschen Sporthochschule soll nach dem Willen der Bezirksvertretung Lindenthal umbenannt werden und in Zukunft „Am Sportpark Müngersdorf“ heißen. Dies beschloss das Stadtteil-Parlament - das zuständig ist für die Umbenennung von Straßen - in seiner jüngsten Sitzung. Was den neuen Namen betrifft, so beauftragten die Politiker aber noch die Verwaltung, die Anlieger des Carl-Diem-Wegs - trotz der Festlegung auf einen neuen Namen - zu befragen und ihre Meinung zu hören. Werden gewichtige Gründe gegen die Änderung des Namens vorgebracht, müsste neu überlegt werden.

Die Fraktionen der Bezirksvertretung hatten sich entschlossen, den Namen zu ändern, weil der Gründer der Deutschen Sporthochschule bis zu seinem Tod im Jahr 1962 nie öffentlich Stellung zu seiner Rolle im Nationalsozialismus bezogen hatte. Unter anderem wurde ihm vorgeworfen, noch im Frühjahr 1945 in einer Rede auf dem Berliner Reichsportfeld Jugendliche mit der Aufforderung zum Opfertod in den Kampf geschickt zu haben.

Der heutige Rektor der Sporthochschule, Walter Tokarski, kritisiert die Art des Vorgehens der Politiker. „Das ist doch das Pferd von hinten aufgezäumt. Zuerst hätte die Anwohnerbefragung erfolgen müssen, bevor man das ganze Verfahren in Gang bringt“, sagte er auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Dabei machte er deutlich, dass er und die Hochschule keine vorgefasste Meinung hinsichtlich der Umbenennung hätten. Die Entscheidung sei zum jetzigen Zeitpunkt aber aufgrund wissenschaftlich nicht haltbarer Argumente erfolgt. „Wir haben eine Untersuchung in Auftrag gegeben, an der zurzeit Historiker und Sportwissenschaftler verschiedener Universitäten arbeiten, um die Rolle Carl Diems während des Nationalsozialismus zu klären, und zwar ergebnisoffen. Sollte sich herausstellen, dass die Vorwürfe gegenüber Diem gerechtfertigt sind, dann sind wir die ersten, die sich für die Umbennung stark machen“, sagt Tokarski.

Obgleich er sich für die Namenswahl „Am Sportpark Müngersdorf“ in keiner Weise erwärmen kann. Tokarski: „Wir fühlen uns diskriminiert, wenn der Bedeutung unserer Hochschule bei der Namensnennung keinerlei Rechnung getragen wird.“ Gleichzeitig distanziert sich die Sporthochschule von Äußerungen der als rechtsextrem eingestuften „Bürgerbewegung“ Pro Köln, die das Thema zu besetzen versucht. Tokarski: „Das ist Applaus von der falschen Seite. Und das ist auch nicht unsere Art zu argumentieren.“

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