Der treue Mann für dunkle CDU-Kassen - Uwe Lüthje tot

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Uwe Lüthje (Archivbild von 1990)

Uwe Lüthje (Archivbild von 1990)

Bonn - Im bis heute undurchsichtigen früheren Spenden-und Finanznetz der CDU war Uwe Lüthje als direkt Beteiligter einerder wichtigsten Zeugen und Schattenmänner. Als langjährigerGeneralbevollmächtigter der CDU-Bundesschatzmeisterei (1971 bis 1992)war er Mittelsmann im System von Spenden unbekannter Herkunft,schwarzen Kassen und Auslandskonten. Lüthje starb - verbittert überdas "verlogene" Verhalten von Ex-Kanzler Helmut Kohl - am vergangenenDienstag in Sankt Augustin bei Bonn im Alter von 71 Jahren anLungenkrebs. Seit einigen Jahren schon hatte Lüthje mit der schweren Krankheitzu kämpfen. Deswegen war er auch vor dem Untersuchungsausschuss desBundestags nicht direkt vernehmungsfähig. Lüthje war einer derintimen Kenner der CDU-Finanzpraxis. Er selbst sah sich auch als"Kuli" von Kohl. Lüthje tat mit, wusste viel, packte schließlich imZerwürfnis mit Kohl auch aus. Für Kohl war er ein Verräter. Zusammen mit CDU-Finanzberater Horst Weyrauch und seinem Chef, demfrüheren CDU-Schatzmeister Walther Leisler Kiep, stand er im Zentrumvon Kontenmachenschaften und dubioser Spenden. In derParteispendenaffäre der 80er Jahre saß Lüthje zusammen mit Kiep aufder Anklagebank. Das Verfahren wurde dann 1990 eingestellt, weil dieVorwürfe verjährt waren. Eine Million Mark (rund 511 000 Euro) ausdem Jahr 1991 vom Waffenhändler Karlheinz Schreiber sollen unterKiep, Weyrauch und Lüthje aufgeteilt worden sein. Jahrelang wurde ein "Kartell des Schweigens" praktiziert, wie esdie CDU-Vorsitzende Angela Merkel nannte. Ein zentraler Punkt und bisheute nicht geklärter Punkt ist: was wusste Kohl? Er behauptetestets, von dem System schwarzer Konten nichts gewusst zu haben.Lüthje will ihn darüber aber unterrichtet haben. Als gegen Kohl Mitte der 80er Jahre in der Flick-Affäre wegenVerdachts uneidlicher Falschaussage ermittelt wurde, sprang Lüthjeihm loyal als getreuer Diener bei - er habe ihn vor derStaatsanwaltschaft "herausgelogen", sagte Lüthje später. In der neuenSpendenaffäre 1999/2000 kam es dann zum Bruch. Lüthje, längstmenschlich enttäuscht von Kohl, beschuldigte ihn wie Kiep. Er sollvon Kohl unter Druck gesetzt worden sein, wollte aber nach eigenenÄußerungen das verlogene Spiel nicht mehr mitmachen. Kohl sei von ihm am Rande des Düsseldorfer Parteitags 1992 überdie Auflösung und Verteilung eines schwarzen Kontos in Höhe von 1,5Millionen Schweizer Franken informiert worden. Kohl wies dieseAngaben zurück. Lüthje machte auch Angaben zu Millionenspenden vonSiemens in der Schweiz. Kohl erklärte, Lüthje und Kiep hätten mit der Gründung derStiftung Norfolk in Liechtenstein einen Vertrauensbruch ihm gegenüberbegangen. Über Norfolk-Konten lief ein Teil der Spendeneinnahmen derCDU in der Schweiz. Dies sei "natürlich absurd", erklärte Lüthje.Kohl lasse ihm gegenüber "nicht auch nur einen leisen Schimmer vonjener Verantwortung erkennen", die ihm "als vertraglicheFürsorgepflicht seinen Untergebenen gegenüber obliege".

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