Die Pleite an ihrer Seite

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Franjo und Verona Pooth

Franjo und Verona Pooth

Köln / Düsseldorf - Dieter Bohlen ahnte es: „Der Markt ist viel zu schwierig für einen Jungen, der keine Ahnung hat“, sagte er nach Franjo Pooths Insolvenz mit seinem MP3-Player-Vertrieb. Vorstandsmitglieder der Düsseldorfer Stadtsparkasse hatte weniger Zweifel. Sie gewährten Franjo Pooth Millionenkredite. Möglicherweise soll der Unternehmer sie bestochen haben - mit zwei Fernsehgeräten im Wert von 3500 Euro sowie einem Feuerzeug für 650 Euro.

Franz-Josef Pooth (38), der sich lieber Franjo nennt, ist der Sohn eines Düsseldorfer Architekten und trat erst ins Licht der Öffentlichkeit, als er 2000 der Mann an Verona Feldbuschs Seite wurde. Die beiden sahen sich zum ersten Mal bei einem Formel-1-Rennen in Silverstone, wo Feldbusch als Gast eines Prinzen weilte. In London, wo Franjo Architektur studierte, kam man sich näher. Dort lebte Pooth typisch nach Art „verwöhnter Junge wohlhabender Eltern“. Er hatte in seiner Wohnung eine riesige, gut ausgestattete Küche, konnte aber nicht kochen und lagerte im Kühlschrank nur einen Liter Milch und eine vergammelte Pizza, wie das Paar später erzählte. Werbe-Ikone Verona Feldbusch verliebte sich. „Er hat ein tolles Benehmen, ist sehr zuvorkommend und superlustig.“

Aus dem Studenten wurde in der Berichterstattung bald ein Architekt, dann wieder nur ein Architekten-Sohn. So genau fragte damals keiner nach. Das Studium brach Pooth nach zehn Semestern ab und zog nach Köln zu Verona. Ein Jahr arbeitete er hier bei der Firstgate Internet AG.

In Veronas Umfeld stieß ihre Partnerwahl auf Befremden. „Wir dachten erst, die ist verrückt. Dann hatten wir Angst, er meint es nicht ernst. Am Ende dachten wir, vielleicht sind sie einfach nur verliebt“, sagt ein ehemaliger Mitarbeiter einer TV-Produktionsfirma. Pooth jedenfalls wirkte immer eher blass neben seiner Promi-Frau - wollte dann wohl endlich etwas Eigenes haben und gründete die Firma „Maxfield“. Er importierte MP3-Player und andere Elektronikgeräte aus Fernost, verkaufte sie an Handelsketten weiter. Und klopfte Unternehmersprüche: „Ich würde in Deutschland produzieren, wenn die Löhne hier niedriger wären.“

Zunächst große Erfolge

Anfänglich hatte er Riesenerfolge. Dass die Umsätze schon bald sanken - danach fragte niemand. Gerne schmückte sich die Pooth damit, dass er 2006 Finalist beim Wettbewerb „Entrepreneur des Jahres“ des Wirtschaftsprüfungsunternehmens Ernst & Young war. In Wahrheit kam er wegen seiner Umsatzzahlen automatisch unter die 100 Unternehmen, die überhaupt infrage kamen. Er flog aber schon in einer frühen Phase aus dem Rennen. Die Stadtsparkasse Düsseldorf jedenfalls glaubte an ihn - und gewährte Kredite. Die Pooths galten als salonfähig und beliebt - und wollten auf dem ehemaligen Grundstück der Familie Flick ein Haus bauen. Spöttisch wird jetzt von einer „Verona-Fraktion“ und „Partybankern“ geredet, die sich gerne mit dem Paar zeigten. „Der Franjo kann Banker um den Finger wickeln“, sagte Verona in einer Talkshow.

Als Verona Feldbusch und Franjo Pooth 2005 im Wiener Stephansdom heirateten, waren sieben Düsseldorfer Banker zu Gast. Verona verzichtete sogar auf ihren Nachnamen - und gab damit einen Teil der „Marke“ Feldbusch auf. Seitdem präsentierten sich die Pooths als glückliche Familie - und Franjo bis zuletzt als von seiner Frau finanziell unabhängiger Unternehmer. Nun scheint die Seifenblase geplatzt. Die Pooths schweigen. Bekannt ist, dass Verona keinen Ehevertrag gemacht hat. Das fand sie zu unromantisch. Die Schulden ihres Mannes muss sie nicht bezahlen - aber im Privatinsolvenz-Fall müsste sie für seinen Unterhalt aufkommen. Aber was bedeutet das schon. „Ich würde für ihn mein Leben geben“, hat sie gesagt.

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