Die wohl größte Schule in Deutschland

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In der Europaschule wird es langsam eng.

In der Europaschule wird es langsam eng.

Kerpen - Das Kerpener Gymnasium ist nun die größte Schule Deutschlands. Da ist Schulleiter Bernhard Ripp sicher. Er hat sich bei der Landesregierung erkundigt und mit Kollegen recherchiert. In den vergangenen Jahren ist die Schülerzahl - korrespondierend zur steigenden Einwohnerzahl Kerpens - immer weiter gewachsen. Zurzeit besuchen genau 2151 Kinder und Jugendliche die Europaschule. Damit liegt Kerpen deutlich vor dem Friedrich-Schiller-Gymnasium im baden-württembergischen Marbach und dem Gymnasium im niedersächsischen Achim, die beide 2000 Schüler haben. Im Rhein-Erft-Kreis sind die Gymnasien in der Regel nur halb so groß. Durchschnittlich verfügen die 3096 Gymnasien in Deutschland über 785 Schüler. Davon ist man in Kerpen weit entfernt - und Kerpen wird weiter wachsen.

„Im Sommer machen 170 Schüler Abitur, aber 300 neue werden kommen. Dann werden wir ungefähr 2250 haben“, schätzt Ripp aufgrund der zahlreichen Neuanmeldungen. Besonders beliebt ist der bilinguale Zweig in Kerpen, der auch von vielen Schülern aus den umliegenden Städten nachgefragt wird. Die Kinder lernen dort intensiver Englisch, so dass frühzeitig auch der Unterricht in anderen Fächern wie Geographie auf Englisch abgehalten wird. Doch die Schule stößt an ihre Kapazitätsgrenzen. In diesem Jahr müssten deshalb alle Anmeldungen außerhalb der Stadtgrenzen Kerpens auf eine Warteliste gesetzt werden, wenn es sich nicht um Geschwister von Schülern handele, bestätigte der Schulleiter auf Anfrage.

Er ist davon überzeugt, dass sein Gymnasium gut 2200 Schüler verkraften kann: „Ursprünglich ist das Schulgebäude als Schulzentrum für Gymnasium, Realschule und Hauptschule insgesamt für etwa 2200 Schüler konzipiert worden. Deshalb gibt es auch drei Schulhöfe.“ Die Schüler profitierten auch von den Werkräumen, Töpferräume und Metallwerkräumen, die eigentlich für die dort einmal geplante, aber nie realisierte Hauptschule gedacht gewesen seien: „Wir nutzen diese Räume für Kunstunterricht und Arbeitsgemeinschaften.“

Neue Baugebiete

Inzwischen seien jedoch fünf Computerräume für Schüler und ein eigener Computerraum für Lehrer eingerichtet worden. „Diese Räume fallen natürlich als Klassenzimmer weg. Deshalb sind wir jetzt auch an einer Grenze angelangt.“ In diesem Jahr mussten die Einsteiger auf elf Parallelklassen verteilt werden. Ziel ist, im kommenden Schuljahr „neun bis zehn“ fünfte Klassen zu bilden. In den Bussen, mit denen die Schüler aus dem gesamten Stadtgebiet zum Gymnasium gefahren werden, wird es denn auch manchmal eng. Auch die Zahl der Schließfächer musste erhöht werden.

Der Schulleiter ist sicher, dass die Nachfrage nach Gymnasialplätzen in Kerpen auch in Zukunft hoch bleiben wird: „Wir haben besonders in Sindorf noch weitere Baugebiete, die von jungen Familien nachgefragt werden.“ Entlastung hingegen schaffe die Verkürzung der Schulzeit auf zwölf Jahre bis zum Abitur - doch das erst in fünf Jahren: „Dann ist die Spitze sicherlich überwunden.“

„Umfangreiches Angebot“

Anonymität komme in der Schule trotz der Größe nicht auf, weil die Schultrakte nach Altersgruppen aufgeteilt wurden und die einzelnen Stufen eigene Schulhöfe hätten. Auch die 150 Lehrer müssen sich auf zwei Lehrerzimmer verteilen. Der Kerpener Pädagoge sieht unterm Strich hauptsächlich Vorteile in der Größe seiner Schule: „Wir haben dadurch ein sehr umfangreiches Angebot.“

Neben dem bilingualen Zweig gibt es zwei abgestufte Ganztagsformen sowie Halbtagsunterricht, der durch Nachmittagsbetreuung, Hausaufgabenbetreuung, Arbeitsgemeinschaften, Sport- und Theatergruppen ergänzt wird. Darüber hinaus bestehen Schulpartnerschaften und Schüleraustausche mit Frankreich, Großbritannien, Russland, Schweden, Polen, den USA, Teneriffa, Gran Canaria, Bolivien, Argentinien, China, Nicaragua und Peru. Und auch in einem anderen Punkt ist die Europaschule Rekordhalter: Das Kerpener Gymnasium verfügt über die größte Schulbibliothek in Nordrhein-Westfalen mit mehr als 30 000 Medien.

Da kann man womöglich schon mal den Überblick verlieren. Die Lehrer kenne er alle mit Namen, betont der Schulleiter, die Schüler natürlich nicht alle.Fremde fielen ihm dennoch auf: „Ich erkenne sofort am Gesicht, wenn jemand im Gebäude ist, der nicht die Schule besucht.“

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