Doping-Affäre um Nesterenko wohl ohne Folgen

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Die Aussenseiterin Julia Nesterenko (l) gewann das Finale über 100 m.

Die Aussenseiterin Julia Nesterenko (l) gewann das Finale über 100 m.

Neuss/Warschau - Zweieinhalb Wochen nach dem Finale der Sommerspiele in Athen wird die Leichtathletik von einer zwei Jahre alten Dopingaffäre belastet. 100-m-Olympiasiegerin Julia Nesterenko (Weißrussland), die mit der Steigerung auf 10,93 Sekunden überraschend Gold über 100 m gewann, wurde nach polnischen Angaben am 25. Mai 2002 in Biala Podlaska des Dopings mit dem anabolen Steroid Clenbuterol überführt, das 1992 zum Karrierenende von Doppel-Weltmeisterin Katrin Krabbe geführt hatte. Doch vieles spricht dafür, dass der Test auch jetzt ohne Folgen bleibt. Denn das Labor in Warschau ist weder beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) noch beim Leichtathletik-Weltverband (IAAF) akkreditiert. Nick Davies, der als IAAF-Sprecher dementierte, Präsident Lamine Diack (Senegal) habe gegenüber einem polnischen Journalisten eine Überprüfung zugesagt, meinte am Dienstag im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (sid): "Nach IAAF-Regeln müssen alle Kontrollen von einem akkreditierten Labor vorgenommen werden. Ansonsten gibt es keine Möglichkeit, den Fall aufzurollen." Der weißrussische Leichtathletik-Verband akzeptierte das Ergebnis des Tests aus genau diesem Grunde nicht. Der polnische Verband versäumte es damals auch, den Weltverband IAAF zu informieren. Somit konnte dieser auch nicht initiativ werden und die B-Probe bei einem akkreditierten Labor untersuchen lassen. Julia Nesterenko war nach polnischer Darstellung am 25. Mai 2002 bei einem lokalen Sportfest in Biala Podlaska unter ihrem Mädchennamen Bartsewitsch für den Studenten-Klub AZS gestartet und hatte die 100 m in 11,39 Sekunden gewonnen. In Polen wurde sie anschließend für nationale Wettkämpfe suspendiert. Nesterenko war ungeachtet der Mitteilung über den positiven Test im Sommer 2002 mit der Steigerung auf 11,29 Sekunden weißrussische Meisterin geworden und startete im August bei den Europameisterschaften 2002 in München. Dort schied sie jedoch im Vorlauf aus. Die Affäre Nesterenko hat etliche Parallelen zum Fall von Jerome Young, dessen positiver Test vom 26. Juni 1999 in den USA ignoriert worden war. Ein Jahr später war Young als Mitglied der amerikanischen 4x400-m-Staffel in Sydney Olympiasieger geworden, obwohl er damals hätte gesperrt sein müssen. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte seinen Fall bei Olympia in Athen vertagt. Eine Entscheidung über die Aberkennung seines Goldes steht in Kürze bevor. Auch wenn der positive Test in Polen ohne Folgen bleiben sollte, wirft er dennoch erneut ein dunkles Licht auf diese Sportart. In Athen hatten bereits die Olympiasieger Irina Korschanenko (Russland/Kugelstoßen) sowie die ungarischen Werfer-Stars Robert Fazekas (Diskus) und Adrian Annus (Hammer) ihr Gold verloren. (sid)

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