Drahtknäuel erinnern an Kokons

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Unbeachtet hängt der „Kokon“ aus Draht neben Kölns Bürgermeisterin Angela Spizig (rechts), die sich angeregt mit Ferdi Katzenburg unterhält, der sein Grundstück für die Ausstellung zur Verfügung stellt. BILDER: SÜSSER

Unbeachtet hängt der „Kokon“ aus Draht neben Kölns Bürgermeisterin Angela Spizig (rechts), die sich angeregt mit Ferdi Katzenburg unterhält, der sein Grundstück für die Ausstellung zur Verfügung stellt. BILDER: SÜSSER

Im kleinen Garten warten große Maschinen und Objekte auf viel Wind. Erst die Bewegung macht sie zur Kunst, meint Anton Berger, der bei „Skulptur Draußen“ seine mobilen Plastiken zeigt.

Weiß - Mit dem Wort „Kunst“ hat Anton Berger so seine Schwierigkeiten - und wieder einmal steht die Frage im Raum: „Was ist Kunst“? - „Sie ist absolut und deshalb eher selten“, meint der Künstler zu wissen. Auf jeden Fall sollte sie von ihrem elitären Sockel geholt werden, verlangt derselbe. Seine Werke sind für ihn eher „Maschinen“ als Kunst, Maschinen jedoch, die Bewegung brauchen, um zu wirken. „Es muss etwas passieren in der Landschaft“, fordert Berger von sich und seinen Objekten. Technisch perfekt und formal klar sind sie gearbeitet, und immer flexibel. Anton Berger ist ein Protagonist der „Genau-Kunst“. Vor allem in den Jahren 1966 bis 1980 schuf er kinetische Objekte, windbetriebene Maschinen, Flugapparate, Wasserhebewerke, Brunnen.

Eine Auswahl zeigt er bei der neu eröffneten Ausstellung von „Skulptur Draußen“. „Krone“ oder „Säbeldrachen“ heißen die Flugmaschinen, und unwillkürlich denkt der Betrachter an Leonardo da Vinci und seine Flieger-Konstruktionen. Sie drehen sich im Wind, sie schaukeln gemächlich, reagieren auf die kleinste Berührung, und irgendwie scheinen sie schwerelos. Doch steigert sich der Wind, dann werden sie dynamisch, schlagen gleichsam um sich und wirken fast bedrohlich. Gut dass die Betonsockel das Abheben verhindern. Anton Berger, der 68-jährige Künstler, hat auch ganz neue Arbeiten in den Hinterhof-Garten gestellt: Knäuel von dickem Draht, die wie Kokons am Baum schweben - ohne Aussicht, dass daraus jemals ein strahlend schöner Schmetterling zum Vorschein kommt. Vom Humor des Künstlers zeugt das metallene Gerüst, das „Agitations-Objekt“ mit den vielen Funktionen: Mal ist es Kerzenständer, mal „Donnerbalken“ für die Spatzen.

Der Bildhauer Anton Berger wurde 1935 in München geboren und wurde 1964 an die Kölner Werkschulen berufen und mit der Leitung einer Bildhauerklasse beauftragt. Seit zwei Jahren befindet er sich im Ruhestand und widmet sich freischaffend nicht nur seiner Kunst, sondern auch den Enkeln. Er schätzt sehr die „unverbildete Meinung“ der Kinder gegenüber der Kunst, wie auch Hans-Georg Bögner, Geschäftsführer der Sparkassen-Stiftung Kultur, bei der Eröffnung zu berichten wusste. In Bergers Sinn bemühte dieser Picasso, der einst sagte: „Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit ist nur, einer zu bleiben.“ Organisiert wurde die Ausstellung von Stefan Kaiser und Peter Sörries vom Verein „Südkunst e.V. mit Unterstützung verschiedener Sponsoren.

Die Werke von Anton Berger sind bis zum 29. August zu sehen in Katzenburgs Garten, Weißer Hauptstraße 52. Geöffnet ist freitags zwischen 15 und 19 Uhr oder nach telefonischer Vereinbarung unter der Nummer 0221 / 39 40 62.

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