Schon mal was von „Etching“ gehört? In der „Graffiti-Szene“ wird diese neue Methode seit einiger Zeit immer beliebter. Leider. Statt die Zeichen mit einer Sprühdose aufzubringen oder einzukratzen, ätzen die Täter sie jetzt mit manipulierten Filzfaserschreibern, die Flusssäure oder ein Flusssäure-Gemisch enthalten, in glatte Oberflächen wie zum Beispiel Glas. Flusssäure ist jedoch extrem gesundheitsschädlich für all diejenigen, die damit in Berührung kommen.

Im letzten Jahr gab es in Köln drei Fälle, bei denen Täter ihre Tags (Zeichen) mit Säurestiften auf Glasflächen ätzten. Zuletzt wurde im November 2005 ein KVB-Wartehäuschen mit einer derart säurehaltigen Flüssigkeit beschmiert. Dadurch wurden zwei Reinigungskräfte verletzt: Sie wollten das Zeichen mit Wasser entfernen, atmeten die Dämpfe ein, verspürten Übelkeit und mussten einen Arzt aufsuchen. Glücklicherweise trugen sie keine Schäden davon.

Seither gab es nach Polizei-Erkenntnissen keinen vergleichbaren Vorfall mehr. In anderen deutschen Städten ist „Etching“ jedoch ein akutes Problem. Und es zu befürchten, dass die neue Graffiti-Mode durch die Kontakte zur „Szene“ in anderen Orten wieder nach Köln zurückkehrt.

Geätzte Graffiti, die eine matte, rau wirkende Oberfläche aufweisen und zumeist Verlaufsspuren zeigen, sind dann besonders gefährlich, wenn sie - noch frisch und feucht - mit Haut und Kleidung in Berührung kommen. Auch die getrockneten Zeichen sind gefährlich, wenn sie wieder befeuchtet werden und dabei Rückstände auf Haut, Kleidung oder gar in den Mund gelangen. Die Säure durchdringt nämlich die Hautoberfläche und zerstört tiefer gelegene Gewebeschichten und Knochen.

Beim Versuch, Partikel abzukratzen, können diese eingeatmet werden, was zu Störungen des Stoffwechsels sowie der Nieren- und Leberfunktionen führen kann. Wer mit der Säure in Berührung gekommen ist, sollte sie mit viel Wasser abwaschen und umgehend einen Arzt aufsuchen. Fahrgäste sollten die Fahrer über Ätz-Graffiti an Wartehäuschen oder auf den Scheiben informieren.