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Edelweisspiraten„Vorbilder an Zivilcourage“

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Späte Ehrung für fünf Edelweißpiraten: Oberbürgermeister Jürgen Roters zeichnete im Rathaus (v. l.) Hans Fricke, Getrud Koch, Wolfgang Schwarz, Fritz Theilen und Peter Schäfer aus. (Bild: Rakoczy)

Späte Ehrung für fünf Edelweißpiraten: Oberbürgermeister Jürgen Roters zeichnete im Rathaus (v. l.) Hans Fricke, Getrud Koch, Wolfgang Schwarz, Fritz Theilen und Peter Schäfer aus. (Bild: Rakoczy)

Köln – Es war ein ungewöhnlicher, aber passender Auftakt für die Verdienstkreuzverleihung im Rathaus. Sänger Rolly Brings beschrieb, was den Charakter der „Edelweißpiraten“ ausmachte: „Noch jung, noch klein, de Botz voll Stein, trotzdem han se dem Hitler jet jedresse. Se schwomme jäje d’r brunge Strom, se wore Pänz, dat darf mer net verjesse.“

Hans Fricke (85), Gertrud „Mucki“ Koch (87), Peter Schäfer (81), Wolfgang Schwarz (85) und Fritz Theilen (84) gehörten damals zu diesen Pänz, die unter der Nazi-Diktatur „im Kleinen Widerstand geleistet, sich nicht angepasst haben und dafür verfolgt wurden“, wie Jürgen Roters es formulierte. Der Oberbürgermeister verlieh ihnen am Mittwoch in einer bewegenden Feierstunde im Auftrag von Bundespräsident Christian Wulff das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Männer und Frauen, auf die wir stolz sein können

Roters war deutlich anzumerken, wie wichtig ihm diese Ehrung war, immerhin hatte er sich – noch als Regierungspräsident – maßgeblich für die Anerkennung der „Edelweißpiraten“ als Widerstandskämpfer eingesetzt. Und so erinnerte er noch einmal daran, dass diese sich „bis vor wenigen Jahren verteidigen mussten, um nicht als Kriminelle und Straftäter verdächtigt zu werden“.

In Wirklichkeit seien die Edelweißpiraten junge Menschen gewesen, die „ihrem Gewissen folgten, sich dem menschenverachtenden Geist der Nationalsozialisten widersetzten und so für viele Schülergenerationen ein Vorbild an Zivilcourage waren“.

Denn das ist ein weiteres Verdienst der Geehrten: Sie stellten sich als Zeitzeugen für das NS-Dokumentationszentrum zur Verfügung, diskutierten mit Schülern über ihre Erfahrungen, hielten Vorträge, schrieben Bücher, engagierten sich bei den „Edelweißpiraten-Festivals“ – zuletzt oft trotz erheblicher gesundheitlicher Belastungen. Die Ehrung mache deutlich, so Roters, „dass es Männer und Frauen gibt, auf die wir stolz sein können“.

Unter den Gästen der Feierstunde war auch Jean Jülich, wohl der bekannteste Vertreter der Edelweißpiraten, der bereits 1991 mit dem Verdienstorden ausgezeichnet worden war. Zur wieder aufgelebten Diskussion, ob Jülich zum Kölner Ehrenbürger ernannt werden sollte, wollte Roters sich gestern nicht äußern.

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