EhrungNotfallseelsorge für Muslime

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Interkulturelles Flair herrschte in der Piazzetta des Historischen Rathauses. (Bild: Rakoczy)

Interkulturelles Flair herrschte in der Piazzetta des Historischen Rathauses. (Bild: Rakoczy)

Köln – Was kann der Einzelne unternehmen, um für die Werte der Gesellschaft einzustehen? Diese Frage zu beantworten, ist das Ziel des bundesweiten „Bündnis für Demokratie und Toleranz – gegen Extremismus und Gewalt“ (BfDT). Seit zehn Jahren ehrt das Bündnis in ihrem Wettbewerb „Aktiv für Demokratie“ Ehrenamtler für ihr vorbildliches und nachahmenswertes zivilgesellschaftliches Engagement. „Der Fall des 14-jährigen Jungen, der in Chorweiler beinahe zu Tode geprügelt wurde, macht nachdenklich und traurig, wie sehr sich Gewalt in unserem Alltag abspielen kann“, sagt Oberbürgermeister Jürgen Roters in seiner Eröffnungsrede. Alle Preisträger sind gute Beispiele dafür, dass ein Einzelner oder eine Gruppe etwas bewirken können, um demokratische Werte und Toleranz in die Gesellschaft zu transportieren. Dieses Jahr wurden im Bundesgebiet 80 Initiativen und Projekte ausgezeichnet. Neun Projekte aus NRW wurden in der Piazzetta des Historischen Rathauses geehrt. Die Gewinner kommen aus Köln.

Religiöse Aspekte oft zweitrangig

Etwas schüchtern, aber sichtlich stolz nahmen Karima El Zein und Geschäftsführer Thomas Lemmen von der Christlich-Islamischen Gesellschaft (CIG) die Urkunde entgegen. Im Jahr 2006 rief die CIG ein ganz besonderes Projekt ins Leben. Mit der „Notfallseelsorge für Muslime und mit Muslimen“ entstand ein länderübergreifendes Modell der Seelsorge. „Wir bilden Muslime aus, damit sie anderen Muslimen helfen können. In Zusammenarbeit mit dem Landesverband der Unfallseelsorge und der evangelischen Kirche arbeiten heute rund 15 aktive Seelsorger für uns“, berichtet Thomas Lemmen.

Die Notwendigkeit, anderen zu helfen, betrifft alle Religionen und dennoch ist das Engagement der meisten Seelsorger nicht religiös motiviert. „Da, wo keine Religion gebraucht wird, ist man als Mensch zur Stelle“, so Lemmen. Kemal Crnac (50) ist so ein Mensch, dem es nicht um Religion geht, sondern vielmehr darum, zwischenmenschlich aktiv zu sein. Der gebürtige Bosnier ist Imam, also Vorbeter. Religiöse Aspekte sind für ihn dennoch zweitrangig. „Ich habe in Bosnien schlimme Sachen erlebt und will lernen, wie man Menschen, die ähnliche Dinge durchgemacht haben, helfen kann“, sagt Crnac. Das Projekt ist ein gutes Beispiel für christlich-islamische Kooperation und gelebte Nächstenliebe über die Grenzen der Religionen hinaus. Der mit 5000 Euro dotierte Preis ist nun der verdiente Lohn für dieses Engagement. Auf die Frage, was sie mit dem Geld finanzieren werden, muss Thomas Lemmen schmunzeln. „Das Geld ist so gut wie ausgegeben. Ein Kurs zur Ausbildung neuer Seelsorger kostet in etwa den gesamten Gewinn.“ (ta, isa)

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