Ein Familien-Clan im Garten: Malvengewächse

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Die Wilde Malve gehört zu den ältesten bekannten Nutzpflanzen - ihre Blüten und Blätter enthalten entzündungshemmende und reizlindernde Stoffe. (Bild: Nickig/dpa/tmn)

Die Wilde Malve gehört zu den ältesten bekannten Nutzpflanzen - ihre Blüten und Blätter enthalten entzündungshemmende und reizlindernde Stoffe. (Bild: Nickig/dpa/tmn)

Münster. Wilde Malve, Rosen-Malve, Stockrose, Eibisch und Baumwollpflanze - sie alle gehören zu den Malvengewächsen. Viele der Clan-Mitglieder wachsen auch hierzulande. Durch ihre Vielfalt und ihre vielen Wuchsformen nimmt die Malve fast jeden Standort an.

Die duftigen, zartrosa gefärbten Blüten der heimischen Malven sind der Inbegriff ländlicher Idylle. Sie waren schon in alten Nutz- und Bauerngärten zu Hause, denn bereits in der Antike waren sie als Heil- und Gemüsepflanze beliebt. Heute erfreut uns die Malve eher durch ihre äußere Schönheit.

Malvengewächse gibt es in großer Vielfalt - die Familie umfasst etwa 240 Gattungen. «Wenige wissen, dass auch Linde, Kakao und Baumwolle zu den Malvengewächsen gehören», sagt Joachim Röschenbleck, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Botanischen Gartens in Münster.

«Das Besondere an dieser Pflanzenfamilie ist, dass es darunter Gehölze, Stauden und ein- und zweijährige Pflanzen gibt», erklärt Eva Morgenstern, Beraterin der Gartenakademie Rheinland-Pfalz in Neustadt an der Weinstraße. Einige Gattungen sind sich so ähnlich, dass es leicht zu Verwechslungen kommen kann.

Das natürliche Verbreitungsgebiet der Malven ist sehr groß. Da sie anspruchslos und unproblematisch in der Pflege sind, eignen sich die unterschiedlichen Wuchsformen für Gärten aller Art. Alle Malven lieben sonnige Standorte und kommen auch mit kurzen Trockenphasen zurecht. «Das liegt daran, dass ihre Pfahlwurzeln sehr tief reichen und entfernte Wasserreserven anzapfen können», sagt Morgenstern. Bei Staunässe verkümmern sie jedoch oder gehen sogar ein.

Zu den heimischen Wildstauden zählen die Moschus-Malve (Malva moschata), die Wilde Malve (Malva sylvestris), die Rosen-Malve (Malva alcea) und die Weg-Malve (Malva neglecta). Die Familie ist jedoch sehr viel größer, und auch die Stockrose, der Eibisch und der Echte Eibisch gehören zu den Malvengewächsen.

Die heimischen Malven (Malva) passen aufgrund ihrer Wuchsform und der Standortansprüche gut mit Gräsern und mediterranen Pflanzen wie Lavendel zusammen. «Die Moschus-Malve hat hellrosa Blüten und lässt sich sogar noch im Halbschatten kultivieren», sagt Morgenstern. Die Heilpflanze wird zwischen 20 und 60 Zentimeter hoch und mag kalkarme Böden. Die Wilde Malve, die zu den ältesten bekannten Nutzpflanzen gehört, sät sich gerne selber aus. Sie ist zweijährig bis ausdauernd und wird umgangssprachlich auch «Käsepappel» genannt.

Bis ins 16. Jahrhundert hatten Malven generell den Namen «Pappel». Das kommt von «Papp», was Brei und Kleister bedeutet. Gemeint sind damit die Schleimstoffe, die in Blüten und Blättern von Malven enthalten sind. Daraus wurden entzündungshemmende und reizlindernde Umschläge gemacht. «Malvenextrakte können aber auch für Tees verwendet werden», sagt Morgenstern. Sie hätten eine beruhigende Wirkung auf die Atemwege. «Die Stiele der Malven wurden früher als Gemüse verwendet und die Samenstände dienten als Kapernersatz.»

Auch der Echte Eibisch (Althea officinalis) ist als Arzneipflanze bekannt. Die mehrjährige, buschige Staude wird bis zu 1,5 Meter hoch und ist als Bienenweide sehr wertvoll. Im Juli zeigt sie ihre weißen bis leicht rosafarbenen Blüten. Nicht zu verwechseln ist der Echte Eibisch mit dem Eibisch (Hibiscus), der in tropischen bis subtropischen Breiten vorkommt und bei uns nicht winterhart ist.

Die Präriemalve (Sidalcea) wächst buschig-aufrecht und mag lehmige, humose Böden und volle Sonne. Zur Not kommt die Staude jedoch auch auf sandigem Boden zurecht. «In halbschattigen Lagen neigt die Präriemalve leider zum Auseinanderfallen oder Umkippen», sagt Röschenbleck. Sie wird bis zu einem Meter groß und zeigt ab Mai ihre glockenförmigen Blüten in Weiß, Rosa oder Flieder.

Die oberen Triebe der Buschmalve (Lavatera spec.) sind frostempfindlich. Laut Röschenbleck übersteht sie auf durchlässigen Böden jedoch den Winter und könne mehrjährig sein. Der Halbstrauch wird bis zu zwei Meter hoch und blüht üppig bis in den Oktober hinein. Im Herbst oder beim Austrieb im Frühjahr sollte er kräftig zurückgeschnitten werden, um einen kompakten Wuchs zu fördern.

Anspruchslos ist auch die beliebte zweijährige Stockrose (Alcea rosea). Sie kann bis zu zwei Meter hoch wachsen und schmückt Bauerngärten, Hausmauern und Wegränder. Stockrosen blühen von Juni bis August in Rosa, Weiß und Gelb. Gegen den häufig auftretenden Malven- oder Stockrosenrost hilft es, die betroffenen Blätter früh zu entfernen. «Es handelt sich dabei aber nur um einen optischen Mangel, denn die Pflanze ist dadurch nicht bedroht», sagt Röschenbleck.

Malven sind nicht nur schön anzusehen, sie können auch als Gründüngung eingesetzt werden. Hierfür empfiehlt Eva Morgenstern besonders die Mauretanische Malve (Malva sylvestris ssp. mauritiana). Nachdem das Blütenmeer den Sommer über Hummeln angezogen und andere unerwünschte Wildkräuter ferngehalten hat, werde die Pflanze nach dem ersten Frost in den Boden eingearbeitet. So werde wichtiges organisches Material im Boden angereichert, die Pfahlwurzeln führten außerdem zu einer leichten Tiefenlockerung des Bodens. (dpa/tmn)

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