Ein Kölner wird Chef der Citigroup

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Sir Win Bischoff leitet die Citibank.

Sir Win Bischoff leitet die Citibank.

New York - Nach Milliardenbelastungen infolge der Kreditkrise ist Charles Prince als Chef der größten US-Bank Citigroup zurückgetreten. Gleichzeitig berief die Bank den Citigroup-Chefberater und ehemaligen US-Finanzminister Robert Rubin zum Vorsitzenden des Verwaltungsrates. Citigroups Europachef Sir Win Bischoff wurde zum vorübergehenden Unternehmenschef (CEO) ernannt. Prince hatte beide Ämter inne.

Wie die Bank ferner bekanntgab, muss sie weitere acht bis elf Milliarden Dollar im Zusammenhang mit der Finanzkrise abschreiben. Vor wenigen Wochen hatte Citigroup schon einmal Wertberichtigungen in Höhe von 2,2 Milliarden Dollar vorgenommen. Mit der Suche nach einem neuen Vorsitzenden wurde ein Komitee beauftragt, dem auch Rubin und der Chef des Medienkonzerns Time Warner Inc, Richard Parsons, angehören.

Der 69 Jahre alte Rubin hat eine erfolgreiche Karriere an der Wall Street und in Washington hinter sich. Der frühere Vizechef der Investmentbank Goldman Sachs & Co und Finanzminister in der Clinton-Regierung wollte bei Citibank niemals eine aktive Managementrolle übernehmen, obwohl sie ihm angeboten worden war. Wie lange er Vorsitzender des Verwaltungsrates bleiben möchte, ließ Rubin auf Anfrage der Zeitung „The New York Times“ offen.

Sir Win, vor 66 Jahren geboren als Winfried F.W. Bischoff, ist seit Mai 2000 Chef der Citigroup Europe. 1966 trat er der Citicorp Finance Division bei der Londoner Bank J. Henry Schroder & Co Ltd bei. Im Oktober 1995 wurde er Chef von Schroders. Seinen derzeitigen Posten hat er seit der Übernahme von Schroders' Investmentbankingbereich durch die Citigroup-Tochter Salomon Smith Barney im Mai 2000 inne.

Bischoff besuchte Schulen in Köln und Düsseldorf. 1955 ging er nach Südafrika. Von 1959 bis 1961 studierte er in Johannesburg an der University of the Witwatersrand. Danach ging er für zwei Jahre zur Chase Manhattan Bank nach New York. Zum Ritter wurde Sir Win im Jahre 2000 geschlagen.

Prince ist der dritte Chefbankier, der wegen der Finanzkrise seinen Posten verloren hat. Vor ihm wurden Stanley O Neal von Merrill Lynch & Co und Peter Wuffli von der schweizerischen UBS AG verabschiedet.

Der Wechsel bei Citigroup war unausweichlich, nachdem eine Wertpapieranalystin Citigroup-Aktien herabgestuft und den Kapitalbedarf der Bank auf 30 Milliarden Dollar geschätzt hatte. Bereits im dritten Quartal hatten Abschreibungen von 6,5 Milliarden Dollar der Citigroup Löcher in die Bilanz gerissen und einen Gewinneinbruch von fast 60 Prozent eingebrockt.

Doch Citigroups Probleme gehen weiter. Der 1998 durch die Fusion der Citicorp und des Versicherungsunternehmens Travelers Group sowie weitere Akquisitionen entstandene Konzern besteht aus einem Sammelsurium von Unternehmen, die sich zum Teil gegenseitig Konkurrenz machen. Citigroup ist eine der weltweit größten Banken. Prince war es aber nicht gelungen, das Unternehmensziel der Schaffung des in Europa üblichen Universalbankmodells (Eigenwerbung: „One Citi“) zu erreichen.

Der Schöpfer dieser Idee und Architekt des Konglomerats ist Sanford Weill, den Prince vor vier Jahren als Konzernlenker ablöste. Weill hoffte, mit der Vielfalt des Angebots unter einem Dach den Umsatz zu steigern und das Unternehmen in Zeiten der wirtschaftlichen Schwäche zu schützen. Citigroup war dabei weniger erfolgreich als etwa J. P. Morgan Chase & Co, die in vielen von Citigroups Geschäftsfeldern tätig ist. Auch J.P. Morgan litt im dritten Quartal unter Verlusten im Kreditgeschäft, konnte diese jedoch mit den Gewinnen anderer Sparten wie bei Kreditkarten und der Vermögensverwaltung wettmachen.

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