Ein Mann aus einer großen Zeit

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Hart gegen sich selbst und andere: Harald Konopka (r) war bei den Fans wegen seines vorbildlichen Einsatzes beliebt.

Hart gegen sich selbst und andere: Harald Konopka (r) war bei den Fans wegen seines vorbildlichen Einsatzes beliebt.

Dem 52-Jährigen ist es ein wichtiges Anliegen, wieder Talente aus der näheren Umgebung an den Klub zu binden und zu fördern.

Köln - Nach zwei Minuten war alles vorbei. Harald Konopka erinnert sich auch nach 24 Jahren noch gut an den Tag, als er beim 1. FC Köln zum Probetraining erschien. Während die Bundesligavereine inzwischen für ihr Scouting im Jahr Millionen Euro ausgeben, hatte der Traditionsverein im Kölner Grüngürtel 1970 einen Fachmann, der mit wenigen Blicken außergewöhnliches Talent erkannte. Jupp Röhrig hieß damals der Trainer der A-Junioren, der nach einigen Kurzpässen, Dribblings, Beobachtung der Ballbehandlung sowie des koordinativen Auftretens von dem 17 Jahre alten Dürener Nachwuchskicker überzeugt war. „Zieh dich um, dann besprechen wir alles Weitere“, sagte Jupp Röhrig. Harald Konopka war nach etlichen Berufungen in Auswahlmannschaften beim 1. FC Köln angekommen und blieb dort 14 Jahre. „Ballgewandtheit und Zweikampfstärke waren aber nicht die einzigen Eigenschaften, auf die Jupp Röhrig Wert legte“, sagt Harald Konopka heute, „es war auch eine Frage des Charakters und des erkennbaren Ehrgeizes, ob man als junger Spieler zum FC kam.“

Heute sucht der ehemalige Mannschaftskollege Wolfgang Overath als Präsident des 1. FC Köln genau solche Typen aus Siegburg, Düren und Bergheim, die mit der Liebe zum Klub die glorreichen Zeiten der siebziger und achtziger Jahre wiederbeleben sollen.

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„In der jüngsten Vergangenheit wurden viele Fehler beim FC gemacht, das dokumentieren ja schon die ausgebliebenen Erfolge“, sagt Harald Konopka, „dass ein Spieler, der in Hürth wohnt, für Mönchengladbach drei Tore gegen den FC schießt, ist der Albtraum schlechthin“.

Trotz Namen wie Alexander Voigt, Carsten Cullmann oder Lukas Podolski sieht auch der heute 52 Jahre alte Gebietsverkaufsleiter in diesem Bereich ein großes Defizit. „Podolski ist heute der große Hoffnungsträger, aber er war nicht das Ergebnis eines Systems optimaler Nachwuchsförderung, sondern aus der Not geboren“, sagt Harald Konopka, der wie alle deutschen Meister im Verein eine Ehrenkarte auf Lebenszeit für das Stadion besitzt und beim Amtsantritt von Wolfgang Overath mit allen alten Fußballgrößen eingeladen war.

„Die Stärke des FC wollen wir alle wieder zum Leben erwecken, nämlich die Talente aus der Umgebung zu binden“, erläutert Harald Konopka, ein wichtiger Schritt dazu sei die Einbindung der erfahrenen Kölner Kickergrößen gewesen. Ob Stefan Engels, Wolfgang Weber, Jürgen Glowacz oder andere, dieses Potenzial einzubinden sei der richtige Weg. Voraussetzung für einen Erfolg müsse aber auch ein realistischer Umgang mit den jungen Spielern sein.

„Man kann doch nicht allein mit dem Berufswunsch, Fußballprofi werden zu wollen, dem Ball nachlaufen“, sagt der dreifache Familienvater, eine gute schulische Ausbildung ist nach seiner Ansicht ein unverzichtbares zweites Standbein.Schließlich, so der wegen seines Einsatzes bei den Fans am Geißbockheim früher so beliebte Altinternationale, käme nur ein verschwindend kleiner Bruchteil aller Jungkicker in den bezahlten Fußball, mögliche Verletzungen könnten den Traum schnell zerstören und das Glück, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein, spiele eine nicht unerhebliche Rolle.

Harald Konopka weiß, wovon er spricht. Noch als Fußballer absolvierte er zwei Ausbildungen, die ihm nach Karriereende einen problemlosen Einstieg ins bürgerliche Berufsleben ermöglichten. Dass die Bewältigung der Doppelbelastung von Ausbildung und Fußball eine positive Schule für das Leben sein kann, beweise ein Ausschnitt aus der eigenen Vita. Nach dem Angebot des 1. FC Köln sah der Alltag des 17 Jahre alten Harald Konopka so aus:

6.30 Uhr: Aufstehen, mit dem Bus zum Bahnhof Düren, von dort mit dem Zug nach Köln,

7 bis 9 Uhr: im Kaufhof als Lehrling präsent sein, bis 12 Uhr Training mit den Lizenzspielern,

12 bis 15 Uhr; wieder zum Kaufhof, anschließend das zweite Training mit den Profis,

18 bis 20 Uhr: die dritte Übungseinheit mit den A-Junioren, anschließend zum Bahnhof

22 Uhr: wieder in Düren.

Durchlebt hat er diese Situation inzwischen auch als Vater. Sohn Patrick ist 27 und spielt beim Landesligisten FC Remscheid. „Ich habe alle Kinder immer in allem unterstützt, was sie gerne machen wollten“, sagt Harald Konopka, „das konnte Tanzen, Malen, Tennis oder Fußball sein. Aber am Ende entscheidet doch der Jugendliche selbst, was er machen will. Klar war aber immer, dass die Schule wichtiger ist.“

Dass man es mit dieser Prämisse weit bringen kann, hat Harald Konopka vorgelebt. Nach drei Jahren Fußballpause hat die kaufmännische Führungskraft noch längst nicht mit dem runden Leder abgeschlossen. „Wenn sich eine Gelegenheit bietet und ein vernünftiger Verein mit seriösen Rahmenbedingungen anfragt, lasse ich mit mir reden“, sagt der 52-Jährige und bleibt seinem Lebensmotto treu, als er eine Einschränkung macht: „Der Beruf geht aber vor. “

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