Eine Hölle - auch ohne Mephisto

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Einblicke in die Hölle gewährte das Junge Theater mit Jean-Paul Sartres Einakter „Geschlossene Gesellschaft“.

Wenn ein Mann mit zwei Frauen, eine rothaarig, eine blond, in einem Raum eingeschlossen wird, kann das zu Unannehmlichkeiten führen. Wenn diese Konstellation sich nun um die Nuance erweitert, dass es keinen Schlaf, keine Pause, und, vor allem, keine Aussicht auf ein Ende gibt, dann dürfte der Ausdruck „höllisch“ der Treffendste sein.

Jean-Paul Sartre zeichnete dieses Bild von der Hölle 1944 in seinem Einakter „Geschlossene Gesellschaft“. Das Junge Theater Leverkusen brachte das Stück am Samstag als Premiere im Theater an der Herzogstraße in Opladen auf seine Bühne. Vor Beginn traten Regisseur Mario Benincasa und Anne Wieser vor die zahlreich erschienenen Zuschauer und wiesen darauf hin, dass dieses Stück das erste sei, das ausschließlich von Auszubildenden des JTL auf die Beine gestellt wurde. Mit anderen Worten: Bernd Vossen hat seinem Nachwuchs bei der Inszenierung der Hölle freie Hand gelassen. Das dürfte dem Intendanten, der gerne im Mephisto-Kostüm posiert, schwer gefallen sein.

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Journalist Joseph Garcin (Daniel Thierjung) mit onduliertem Haar, die rothaarige Lesbe Inés Serrano (Johanna Schmidt) mit teuflischem Lachen und die mannstolle Luxusblondine Estelle Rigault (Mareike Heil) haben alle eine Gemeinsamkeit: Sie sind tot, und wegen Verfehlungen ist ihnen die Ewigkeit in der Hölle beschieden. Doch sieht die zunächst aus wie ein kommodes Hotelzimmer mit vorbildlichem Kellner (Matthias Lüdecke). Aber bald wird klar, dass die Gesellschaft der anderen reicht, um allen Ansprüchen, die man an die Hölle hat, gerecht zu werden: Inés intrigiert, wo sie kann, Estelle sucht dringend einen Mann, Joseph will seine Ruhe haben und immer sieht einer dabei zu. Schließlich das berühmte Fazit: „Die Hölle, das sind die andern!“

Die Arbeit von Bernd Vossen und Claudia Sowa scheint Früchte zu tragen. Einzig den Liebesszenen mangelte es vielleicht ein wenig an leidenschaftlichem Einfallsreichtum. Dem Applaus zu Folge, zum Teil stehend vorgetragen, fand das Publikum den etwa 90-minütigen Blick in die Hölle dennoch gut - höllisch gut!

Nächste Aufführung: Mittwoch, 29. Mai, 20 Uhr, Theater an der Herzogstraße. Karten unter Tel.: 0214 /31014 44 oder im Internet:  www.jungestheaterlev.de

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