Einzelhandel sucht Magneten in der City

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Die Sternstraße hat Charme, aber viele Kunden wollen ie Waren auf großen Verkaufsflächen präsentiert bekommen.

Die Sternstraße hat Charme, aber viele Kunden wollen ie Waren auf großen Verkaufsflächen präsentiert bekommen.

Bonn - Da sage noch einer, der Einzelhandel in der Innenstadt scheut Konkurrenz. Im Gegenteil: „Wir brauchen neue Verkaufsflächen, besonders die großen Flächen“, sind sich Rüdiger van Dorp (Einzelhandelsverband) und Otmar Kaiser (City Marketing) einig. Gemeinsam warben sie gestern für mehr Verständnis für den Handel.

Kaum Laden-Leerstände, steigende Mieten, aber stagnierende Umsätze und ein seit Jahren unverändertes Angebot, bei dem Elektronik und Damenmoden zu kurz kommen - „wir kriegen von den Kunden nicht die besten Noten“, sagt Kaiser. „Wir liegen über dem Schnitt, sind aber nicht Spitze.“ Ganz schlecht sei es, wenn die Kunden denken, „hier passiert nichts“, so van Dorp. Hinzu komme der Eindruck, dass manche Politiker den Handel nur noch als lästiges Beiwerk in der City sehen.

Da passt es gut, dass die Stadt Bonn ihr „Zentrenkonzept“ gerade weiterentwickelt. Dabei geht es auf 230 Seiten um Zielperspektiven und Prognosen. Über „A-Standorte“ wie die Fußgängerzone hat übrigens Gutachter Donato Acocella eine klare Meinung: „In der Innenstadt kann es keine Einschränkung des Einzelhandels geben“, sagt er. Absicht des Konzepts, das die Stadt jetzt den Gremien vorlegt, ist die Stärkung der Zentren, auch der kleineren.

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Ob die neuen Ladenöffnungszeiten, die Einkaufen rund um die Uhr gestatten, da helfen? In Bonn wird das größte Warenhaus, die Galeria Kaufhof, ab 1. Dezember jeden Tag bis 21 Uhr öffnen. Ab Januar gilt diese Schlusszeit dann nur freitags und samstags, dagegen wird montags bis donnerstags wie bisher um 20 Uhr zugemacht. „Das ist ein Erfolg im Sinne der Mitarbeiter“, sagte Kaufhof-Betriebsrats-Chef Peter Zysik auf Nachfrage.

Wären mit einem neuen „Magneten“ mehr Kunden in die Stadt zu holen? Der Handel glaubt fest daran und sieht im Alten Stadthaus am Bottlerplatz die Chance, auf 3000 Quadratmeter neue Verkaufsfläche. Die kleinen Läden in der Sternstraße haben Charme, aber heutzutage müsse man großflächiger inszenieren und nicht nur Ware in Regale räumen, so van Dorp. Dieser Trend gehe vom Kunden aus, der das wünsche. „Das hat aber nichts mit billig und grüner Wiese zu tun“, meint Kaiser.

Für Martin Schilling (SPD) ist der Bottlerplatz sogar ein Testfall, ob etwas für den Einzelhandel getan wird. „Das wäre eine gute Entwicklung der City und eine Belebung der toten Ecke hinter Karstadt“, sagt er. Andere Städte hätten es auch geschafft, ihre historischen Bauten für Einzelhandel nutzbar zu machen. „Nachdem so viele Projekte nicht funktioniert müssen wir jetzt ein Zeichen setzen - auch um Arbeitsplätze zu schaffen.“ Die sind übrigens eng an die City gekoppelt, erinnert van Dorp. „Wenn außerhalb der Innenstadt 50 Arbeitsplätze entstehen, kostet das in der Stadt 200 Arbeitsplätze.“

Dass die SPD für den Handel argumentiert und nicht nur auf Kultur und Bildung in der City setzt, ist für Kaiser und van Dorp ein Vorteil. Von anderen „Feierabendpolitikern“ denkt Kaiser dagegen, „dass sie sich um die Zeit nach 20 Uhr mehr kümmern als um die Zeit von 10 bis 17 Uhr“. (kf)

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