Erzieherin in Heim erstochen - Langjährige Strafen für Jugendliche

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Zweibrücken - Drei Jugendliche, die eine Erzieherin in einemJugendheim in Rheinland-Pfalz erstochen haben, müssen mehrere Jahreins Gefängnis. Das Landgericht Zweibrücken verurteilte zwei der 17-Jährigen am Mittwoch wegen gemeinschaftlichen Totschlags zu achtJahren Haft; der dritte muss die Tat fünf Jahre büßen. Damit bliebdas Gericht jeweils ein Jahr unter der Forderung derStaatsanwaltschaft.

Die Jugendlichen hatten die aus der Nähe von Chemnitz stammende26-jährige Erzieherin in der Nacht zum 21. November 2003 angegriffen,um ihr den Autoschlüssel abzunehmen und mit ihrem Wagen zu fliehen.Zunächst waren die jungen Männer in dem Heim in Rodalben in derSüdwestpfalz mit einer Bratpfanne auf ihre Erzieherin losgegangen.Wegen deren heftiger Gegenwehr griffen sie danach zu einem Messer.Die Frau, die sich mit den drei Angreifern allein in dem Heimtraktbefand, verblutete nach mehreren Messerstichen, ihre Leiche wurdeerst am nächsten Morgen entdeckt. Einen Tag nach der Tat wurden dieJugendlichen an verschiedenen Orten gefasst. Zwei von ihnen warendamals noch 16 Jahre alt.

Wegen des jugendlichen Alters der Angeklagten wurde der Mitte Maibegonnene Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt. NachAngaben des Vaters der Getöteten erhielt einer der Täter einegeringere Haftstrafe, weil er als einziger Reue gezeigt habe. In denzu jeweils acht Jahren verurteilten Jugendlichen habe das Gericht dieHaupttäter gesehen.

Das Gericht informierte in einer Pressemitteilung über die Urteileohne auf Einzelheiten einzugehen. Die Kammer teile dieBeweiswürdigung der Staatsanwaltschaft, die rechtliche Bewertung derTat lasse keine Mordmerkmale erkennen, hieß es darin. Bei zwei der amMittwoch Verurteilten flossen Vorstrafen in das Strafmaß ein, der alsHauptangeklagte geltende 17-Jährige soll der Erzieherin die tödlichenStichverletzungen zugeführt haben.

Die Jugendlichen waren die ersten Teilnehmer des in Rodalbengestarteten Projekts "Heimerziehung statt Untersuchungshaft": Diejungen Männer, denen zahlreiche Diebstähle und Autoaufbrüche zur Lastgelegt wurden, waren nicht in Untersuchungshaft gekommen, sondernsollten in dem Heim bis zu Prozessbeginn pädagogisch betreut werden.Mit dem Fall beschäftigt sich auch ein Untersuchungsausschuss desrheinland-pfälzischen Landtags. Die CDU wirft der Landesregierungvor, die Sicherheitsvorkehrungen für das Projekt seien nichtausreichend gewesen. (dpa)

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