Existenzgründer des JahresAus Trotz Unternehmer geworden

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Er geht zwar noch zur Schule, ist vor allem aber Unternehmer: Hendrik Loll (17) leitet seine Computerfirma ziemlich erfolgreich vom Kinderzimmer aus. (BILD: KRASNIQI)

Er geht zwar noch zur Schule, ist vor allem aber Unternehmer: Hendrik Loll (17) leitet seine Computerfirma ziemlich erfolgreich vom Kinderzimmer aus. (BILD: KRASNIQI)

Köln – Mit gerade mal 17 Jahren von den Wirtschaftsjunioren Köln zum Existenzgründer des Jahres gekürt zu werden, macht ihm so schnell keiner nach. Hendrik Loll, Kölner Gymnasiast, Jahrgangsstufe 12, kann sich seit Oktober mit diesem Titel schmücken. Gefragt, was ihm die Auszeichnung bedeutet, meint er selbstbewusst: „Das zeigt, dass mein Konzept gut ist.“

Hendrik Loll ist Computer-Freak. Er kauft und verkauft Computer und Zubehör, Drucker, Toner, Festplatten, MP3-Player, alles, was der Markt so hergibt, schlachtet Altgeräte aus, repariert und installiert ganze Anlagen. Ein lukratives Geschäft - mittlerweile peilt der Gymnasiast einen Jahresumsatz von 150 000 Euro an.

Er lernt „zielgerichtet“

Momentan braucht der 17-Jährige einen besonders kühlen Kopf. Das Weihnachtsgeschäft brummt, und er hat jede Menge zu tun, um die Kundenbestellungen abzuarbeiten. Die Aufträge erledigt er vom Kinderzimmer aus. Und die Schule? Die besucht er natürlich regelmäßig, und seine Noten sind gar nicht so übel, sieht man mal von Mathematik und Physik ab. Täglich stundenlang Pauken für den Unterrichtsstoff sei nicht drin, sagt Loll, er lerne „zielgerichtet“, weil er im Juli 2010 das Abitur schaffen muss. Später will er studieren, am liebsten an der Wirtschaftsuniversität St. Gallen, „das wäre ein Traum“. Den Europäischen Wirtschaftsführerschein, der dem Inhaber betriebswirtschaftliches Kernwissen zu Bilanzierung, Kostenrechnung und Gesellschaftsrecht bescheinigt, hat er in der Tasche. Zurzeit absolviert der 17-Jährige ein Fernstudium in Englisch.

Hendrik Loll ist ein Phänomen. Mit neun Jahren bekam er seinen ersten Computer. Um den aufzurüsten, investierte er sein Taschengeld in Zubehör und verkaufte die Teile, die er nicht mehr brauchte. Daraus entwickelte sich im Laufe der Zeit ein munterer Internet-Handel, der ihm im Alter von 14, beziehungsweise seiner Mutter, eine Abmahnung wegen Verschleierung einer gewerblichen Tätigkeit einbrachte.

Ein „Mitbewerber“ (Loll) hatte argwöhnisch die An- und Verkäufe bei Ebay verfolgt und festgestellt, dass hier „geschäftsmäßiger Handel“ vorlag. Lolls Verkaufsliste, vom Kläger akkurat geführt, wies von Januar bis September 2006 die Veräußerung von 31 Computermäusen, 24 Festplatten, 21 Software-Paketen, zwölf Computer-Leergehäusen mit Netzteil, zwölf DVD-Brennern und einiges mehr auf. Loll unterlag vor Gericht und musste 2500 Euro zahlen.

Damit war sein Trotz herausgefordert. „Jetzt mache ich es richtig“, sagte der inzwischen 15-Jährige und rief Ende Januar 2007 mit Genehmigung des Vormundschaftsgerichts eine Firma ins Leben. Das Nachfolgeunternehmen „HL-Computers GbR“ ging Anfang 2008 an den Start. 2009 steht die dritte Gründung an, eine haftungsbeschränkte Unternehmergesellschaft.

Ab und zu aufs Laufband

Im August wird Hendrik 18, bis dahin übernimmt seine Mutter die Geschäftsführung, und der Sohn ist Gesellschafter.

Um seinen Alltag brauchen seine Altersgenossen ihn nicht zu beneiden. Hendrik steht morgens um sechs Uhr auf, beantwortet Kunden-E-Mails, verpackt und frankiert Ware und kauft im Internet neue. Damit er nicht einrostet, geht er hin und wieder aufs Laufband. Draußen begleitet ihn sein Smartphone, natürlich mit schnellem Internetzugang und vollständiger Tastatur, so dass er umgehend auf Kundenanfragen antworten kann. „Super-Service“ sei das, findet er.

Daraus, dass Mitschüler und Lehrer bei ihm kaufen, macht er kein Geheimnis. Hat er auch so etwas wie ein Privatleben? „Das hatte ich“, seufzt der Jungunternehmer, „doch mir bleibt einfach keine Zeit.“ Wenn er mit Freunden ins Kino will, vereinbaren sie den Termin 14 Tage vorher. Auf Dauer sei ihm das zu anstrengend, gesteht Hendrik. „Was ich jetzt mache, möchte ich nicht mein ganzes Leben lang machen.“ Während der Ferien bemüht er sich in Praktika und Seminaren um berufliche Orientierung. Jurist oder Lobbyist wären denkbare Alternativen. „Mal sehen“, sagt Hendrik, „ich bin ja noch jung.“

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