FernsehturmEin Restaurant für den Colonius?

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Steht seit Jahren leer: Der Colonius wird allenfalls noch von Höhenrettern zu Übungszwecken genutzt. (Archivbild: Krasniqi)

Steht seit Jahren leer: Der Colonius wird allenfalls noch von Höhenrettern zu Übungszwecken genutzt. (Archivbild: Krasniqi)

Köln – Seit nahezu 20 Jahren ist der Colonius ein schlafender Riese. Dashöchste Bauwerk Kölns – 266 Meter bis zur Antennenspitze –fristet ein tristes Dasein unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Das Drehrestaurant steht ebenso leer wie die übrigen Räume in derdreigeschossigen Turmkanzel. Zumindest ein Teil des Giganten an der Inneren Kanalstraße könnte bald wiederbelebt werden. „Es gibt Gespräche mit einem Interessenten“, sagte ein Sprecher der Telekom am Donnerstag dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Zu Einzelheiten wollte er sich nicht äußern.

Näheres ist einer Mitteilung der Stadtverwaltung an den Wirtschaftsausschuss des Rates zu entnehmen. Die Eigentümerin des Colonius, die zur Telekom gehörende Deutsche Funkturm GmbH, verhandele „mit einer namhaften Firma im Bereich des Aufzug-Baus“, heißt es in dem Papier. Der Chef der städtischen Wirtschaftsförderung und Baudezernent Bernd Streitberger seien beteiligt an dem Vorgang. Das Unternehmen habe Interesse, „dort einen Testaufzug, einen Brandschutz-Aufzug und einen Bürostandort für circa 50 Mitarbeiter einzurichten“. Sollten die Gespräche zum Erfolg führen, „könnte auch mittelfristig eine gastronomische Nutzung auf der oberen Etage folgen“.

Bei dem am Colonius interessierte Aufzughersteller handelt es sich um Thyssen-Krupp. Ein Firmensprecher bestätigte, „dass es Gespräche über eine künftige Nutzung des Fernsehturms gibt“. Über den Stand der Verhandlungen wollte sich das Unternehmen nicht äußern.

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In der Vergangenheit waren mögliche Nutzer vor allem durch die erforderlichen hohen Investitionen abgeschreckt worden.„Durch die mittlerweile geltenden Brandschutzrichtlinien benötigt ein eventueller Mieter einen zweiten Brandschutz-Rettungswegaußer dem existierenden, jedoch auch zu modernisierenden Treppenhaus“, sagte der Leiter der Wirtschaftsförderung, Karl-Heinz Merfeld. Außerdem sei der Aufzug veraltet und müsse erneuert werden. Die Gesamtkosten dürfteneinen Betrag in zweistelliger Millionenhöhe erreichen. „Eine solche Investition würde sich für einen Gastronomen allein niemals rechnen“, sagte Merfeld. „Dann müsste ein Schnitzel mindestens 79 Euro kosten.“

Thyssen-Krupp erwägt,in dem Fernmeldeturm einen Vorführ-Lift für Kundenzu bauen. Mitarbeiter könntenInteressenten in Büros beraten, die sich in der Kanzel in mehr als 150 Metern Höhe einrichten ließen. Die geänderten Bestimmungen des Brandschutzes schreiben außer der Treppe mit 925 Stufen einen zweiten Fluchtweg vor. Das Problem ließe sich dadurch lösen, dassin dem Turm ein Rettungsaufzug mit einer gesonderten Stromversorgung installiert wird. Die Feuerwehr und die Bauaufsicht seien mit dieser Lösung einverstanden, hieß es.

Zu einem späteren Zeitpunkt könnte dann auch das Drehrestaurant wieder eröffnet werden, hoffen die Wirtschaftsförderer im Rathaus. Und nicht nur die: Im Rahmen des städtischen Beteiligungsverfahrens Bürgerhaushalt haben mehr als 200 Kölnerinnen und Kölner die Verwaltung zum Handeln aufgefordert. Vertreter der Stadt sollten darauf „einwirken, eine vernünftige Nutzung des Turms zu ermöglichen“.

Der Colonius wurde nach dreijähriger Bauzeit 1981 in Betrieb genommen. Seine Bezeichnung verdankt er einem Namenswettbewerb. Später wurde der Turm durch eine neue Spitze von 244 Meter auf die jetzige Höhe aufgestockt. Er ist der höchste Fernmeldeturm in Nordrhein-Westfalen und der siebthöchste in Deutschland.In dem Empfangsgebäude am Fuß des Turms befindet sich seit drei Jahren ein Architekturbüro.

Überragend seit 1981

Der Colonius ist das höchste Gebäude der Stadt. Bei seiner Fertigstellung im Jahr 1981 war der Turm 252,9 Meter hoch. Im Jahr 1989 erhielt der Turm eine neue Spitze. Seitdem beträgt die Höhe 266 Meter. Im April 2004 wurde die Spitze ein weiteres Mal ausgetauscht.

Die dreistöckige Kanzel befindet sich in 166 Metern Höhe. Bis in die 1990er Jahre diente sie auch als Veranstaltungsfläche. Von März 1993 an wurde der Colonius zum Beispiel in Freitagnächten zur Discothek.

Im Februar 1991 kam es am Ende einer Karnevalsparty zu Tumulten, als den Gästen die Ausgabe an der Garderobe zu lange dauerte. Seit 1992 findet das Drehrestaurant keinen Pächter, seit 1994 ist der Turm für die Öffentlichkeit geschlossen.

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