Filmaufnahmen„Neue Vahr Süd“ am Bleiberg

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„Stillgestanden!“ hieß es für 50 Komparsen aus der Umgebung bei den Dreharbeiten zum Fernsehfilm „Neue Vahr Süd“. (Bild: Greuel)

„Stillgestanden!“ hieß es für 50 Komparsen aus der Umgebung bei den Dreharbeiten zum Fernsehfilm „Neue Vahr Süd“. (Bild: Greuel)

Mechernich – „Die Fußspitzen auf die Linie! Das habe ich ihnen gestern gesagt und das sage ich ihnen heute. Bis sie es verstanden haben“, schallte es bis gestern Mittag gleich mehrfach über den Hof der Bleibergkaserne in Mechernich. Knapp 50 uniformierte Rekruten standen dort in Reih und Glied vor ihrer Mannschaftsbaracke und waren den kritischen Blicken ihres Vorgesetzten ausgeliefert. Nichts Ungewöhnliches für eine Kaserne, sollte man meinen. Doch die Szene mutete seltsam an. Zum einen trugen die Wehrdienstleistenden die längst ausrangierten oliv-grünen Uniformen, und zudem war der Befehlston äußerst schroff und nicht ganz zeitgemäß.

So handelte es sich bei den jungen Soldaten auch keinesfalls um „echte“ Rekruten. Seit vergangenem Mittwoch dreht das Studio Hamburg im Auftrag von WDR und Radio Bremen in der Kaserne Teile eines neuen Fernsehfilms für „Das Erste“. Verfilmt wird der Bestseller „Neue Vahr Süd“ von Sven Regener („Herr Lehmann“), der größtenteils im Bremen der 1980er Jahre spielt und voraussichtlich am Ende des Jahres über den Bildschirm flimmern wird.

Antreten zum Appell

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Knapp 50 Komparsen aus der näheren Umgebung hatten die Produzenten für die Sequenzen im Kasernenhof zum „Wehrdienst“ verpflichtet, und die hatten auch eine ganze Menge zu tun. Zu Beginn der Szene mussten sie in hohem Tempo aus dem Gebäude rennen und zum bereits geschilderten Appell antreten. Wenn man davon ausgeht, dass die Szene durchaus bis zu 15 Mal gespielt werden musste, bevor sie im Kasten war, sind für die jungen Männer wohl einige Kilometer zusammen gekommen.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass keiner der Komparsen bisher seinen Wehrdienst abgeleistet hatte. Damit sie sich trotzdem authentisch verhielten und bewegten, war Stabsfeldwebel a.D. Peter Nicolini vor Ort. Der ehemalige Soldat hatte selbst 33 Jahre Dienst in der Mechernicher Kaserne getan und war nun zurückgekommen, um für die Filmcrew als Berater in „militärischen“ Fragen zu fungieren.

Denn nicht nur die Laien, sondern zum Beispiel auch Darsteller Frederick Lau, der den Hauptprotagonisten Frank Lehmann spielt, hatte keinerlei Bundeswehrerfahrung. „Das war aber eigentlich kein Problem“, sagte Nicolini. „Für die Darsteller nicht, weil sie tolle schauspielerische Fähigkeiten haben und für die Komparsen nicht, weil sie sich echt ins Zeug gelegt haben.“

Anderer Umgangston

Geübt wurden zum Beispiel Grundstellung, verschiedene Kommandos und Marsch mit Schwenkungen. Zudem sei der Umgangston damals noch ein anderer gewesen. „In den 80ern waren die Vorgesetzten schon noch eine ordentliche Spur schroffer und die Ansagen etwas rauer als heute“, schmunzelte Nicolini. Ein paar Abstriche musste der pensionierte Stabsfeldwebel bei seiner Aufgabe aber auch machen. „Da gibt es natürlich ein paar künstlerische Freiheiten, die nicht unbedingt bis ins Detail mit den Bundeswehr-Standards übereinstimmen, aber aus film-technischen Gründen so gemacht werden mussten“, räumte der Berater ein.

Die Tatsache, dass der Film, bei dem Hermine Huntgeburth („Effi Briest, „Die weiße Massai“) Regie führt, zu Teilen in Mechernich, Köln und Bremen gedreht wird, hat sowohl praktische als auch finanzielle Gründe. Zum einen fließen Gelder aus Nordrhein-Westfalen in die Produktion, und außerdem sollten die Kasernenszenen auf „Bremen-fremdem“ Terrain gedreht werden.

Bei der Auswahl des Drehortes hatte die Bleibergkaserne die Freiherr-von-Gersdorff-Kaserne in Euskirchen und einen Bundeswehrstandort in Köln-Wahn ausgestochen. „Ausschlaggebend dabei war unter anderem, dass wir hier viele leer stehende Gebäudekomplexe nutzen können und so nur geringfügig den alltäglichen Kasernenbetrieb stören“, zeigte sich Produktionsleiter Eckart Lippens auch nach vier von insgesamt sechs Drehtagen immer noch zufrieden mit der Wahl. Man sei mit sehr viel Hilfsbereitschaft in Mechernich empfangen worden und die Zusammenarbeit funktioniere einwandfrei, fügte er an. Kaserneoffizier Dirk Lammert sieht das genauso: „Immerhin arbeiten hier zwei absolut unterschiedliche Gewerke zusammen, aber es passt trotzdem“, erklärte der Soldat.

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