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FranziskusseeEin Paradies für Vögel

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Auf zwei Inseln mitten auf dem Franziskussee in Brühl befindet sich die größte Brutstätte von Sturmmöwen in ganz NRW. (Bilder: Kreikebaum, Privat)

Auf zwei Inseln mitten auf dem Franziskussee in Brühl befindet sich die größte Brutstätte von Sturmmöwen in ganz NRW. (Bilder: Kreikebaum, Privat)

Brühl – Möwen schreien, das Wasser schwappt glucksend ans Ufer – mit geschlossenen Augen fühlt man sich wie am Meer. Die Sturmmöwen und Heringsmöwen, die auf einer mit Schilf bewachsenen Insel Quartier bezogen haben, sind aber nicht an der Nordsee zu bestaunen, sondern am Brühler Franziskussee. 80 Brutpaare der Sturmmöwe und drei der deutlich größeren Heringsmöwe haben sich seit März hier eingefunden, um ihre Eier auszubrüten. Damit ist der Franziskussee der größte Brutplatz einer Sturmmöwenkolonie in Nordrhein-Westfalen.„Dabei sind die Brutergebnisse schlecht“, sagt Hermann Schmaus, Vogelexperte des Naturschutzbundes (Nabu), der alle 14 Tage die Vogelbestände am Franziskussee und anderen Seen des ehemaligen Tagebaus zählt. „Nur 20 Junge werden überleben.“

Nach Brühl kämen die Vögel wohl aus Gewohnheit. 1966 hat die Bundeswehr zwei Inseln in der Mitte des Sees angelegt, um Vögeln einen Nistplatz zu schaffen. Bis vor wenigen Jahren seien die Möwen zur nahe gelegenen Mülldeponie geflogen, um Nahrung zu holen. „Seit organische Abfälle dort verboten sind, holen sie Würmer und Insekten von den Feldern der Bauern“, sagt Schmaus. Einmal pro Woche zieht es Hermann Schmaus gemeinsam mit Enkel Luca (9) in den Naturpark Rheinland, um Vögel zu beobachten. Oft entdecken sie den anmutigen Eisvögel, der an Erft und Rotbach im vergangenen Jahr mit 15 bis 18 Brutpaaren vertreten war. „Leider war der Winter so hart, dass viele Eisvögel gestorben sind“, sagt Schmaus. Eisvögel müssen ihre Nahrung auch im Winter aus dem Wasser holen – wenn die Weiher und Bäche zugefroren sind, verhungern sie.

Rund 130 Vogelarten leben rund um den Franziskussee, 50 davon, wie die Nilgans, der Teichrohrsänger oder der Zwergtaucher, brüten auch hier. „Die Rekultivierung ist sehr gelungen“, sagt Schmaus, als er sein 3500 Euro teures Fernrohr auspackt, um die jungen Möwen in ihrem grauen Flaum zu sehen.

Wespenbussard

„Was meinst du immer mit Rekultivierung?“, fragt Luca, „guck doch mal da vorn, da ist ein Blesshuhn!“ Luca ist erst neun – im Fach Vogelkunde könnte er schon Abitur machen. Mit Großvater Hermann hat er jüngst den seltenen Pirol singen hören, regelmäßig lauschen die beiden den Liedern der Nachtigall. Am liebsten mag Luca die Greifvögel. Neben häufiger vorkommenden Vögeln wie dem Mäusebussard, dem Habicht und dem Turmfalken brütet auch der seltene Wespenbussard am Franziskussee.

Hermann Schmaus, früher Fernmelder bei Rheinbraun und ein guter Fußballer, der sich in Hürth-Berrenrath mit dem Kicken ein paar Mark dazu verdiente, weiß nicht genau, warum Vögel es ihm so angetan haben. „Ich mache das schon seit 35, 40 Jahren“, sagt er, „es hat mich einfach immer nach draußen gezogen.“ Die Möwenpaare und ihre Jungen werden Hermann Schmaus und Enkel Luca bis Ende Juni am Franziskussee sehen. Dann fliegen die Möwen an die Nordsee – und kreischen sich in die Erinnerung der Badegäste.

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