Abo

Fregatte KölnDer Piratenjäger wird abgewrackt

Lesezeit 5 Minuten
Die „Köln“ in besseren Tagen – zum 31. Juli 2012 wird das Schiff endgültig außer Dienst gestellt. (Bild: Winges)

Die „Köln“ in besseren Tagen – zum 31. Juli 2012 wird das Schiff endgültig außer Dienst gestellt. (Bild: Winges)

Trübe Stimmung in Wilhelmshaven – noch auf der Rückfahrt vom erfolgreichen Einsatz gegen somalische Piraten am Horn von Afrika erreichte die Mannschaft im November die Nachricht, dass die „Fregatte Köln“ außer Dienst gestellt wird. Und das geht noch schneller als gedacht. Das Schiff ist bereits aus der Fahrbereitschaft genommen worden, die Restmannschaft von 120 Mann hat in der Nacht vom 19. auf den 20. Februar zum letzten Mal an Bord geschlafen. Statt der Bekämpfung von Piraten sind für die Männer jetzt Aufräumarbeiten angesagt. Die Perspektive ist klar: Am 31. Juli wird das Schiff mit dem Kommando „Hol nieder Flagge und Wimpel“ außer Dienst gestellt, feierlich, aber eben auch endgültig.

Sieben Boote versenkt

Noch zu Weihnachten war Kommandant Kurt Leonards (44) mit einer zehnköpfigen Delegation seiner damals 227 Mann starken Besatzung zu Gast bei Oberbürgermeister Jürgen Roters und berichtete vom letzten Einsatz zum Schutz von Handelsschiffen vor den Piraten, die immer wieder Schiffe enterten, um Lösegelder zu erpressen. Rund 40 Mal griff die „Köln“ ein. Sie versenkte dabei sieben Piratenboote, befreite zwei Geiseln und rettete fünf Fischer aus Seenot. Das trug der Mannschaft unter dem damaligen Kommando von Fregattenkapitän Christoph Karow die Anerkennung des Hauptquartiers der „Atalanta“-Mission in Northwood ein. Das Schiff habe einen außerordentlich wichtigen Beitrag für die Mission der Europäischen Union geleistet und könne stolz auf seine Leistung sein, hieß es.

Alles zum Thema Feuerwehr Köln

Als Leonards im November in Dschibuti das Kommando übernahm, musste er der Mannschaft die schlechte Nachricht überbringen, dass ihre Heimatfahrt die letzte Fahrt der Köln überhaupt werden sollte. Für die eben noch hochgelobte Mannschaft kam das so überraschend, dass Tränen geflossen sein sollen. „Als Kommandant freut man sich natürlich nie, wenn das eigene Schiff außer Dienst gestellt wird“, sagt Leonards, „aber wir werden nicht in Depression verfallen, weil es auch eine chancenreiche Zukunft gibt.“ Für die Mannschaft ist der Fregattenkapitän voll des Lobes: „Der Zusammenhalt ist sehr ausgeprägt, die Lebensfreude auch, und Aufträge werden professionell erledigt. Man spricht ja schon von einem speziellen »Köln-Geist«, der hier herrscht.“

Für den Fregattenkapitän ist das Ende der „Köln“ Ausdruck der Veränderungen in der Bundeswehr. Bei der Außerdienststellung des Schiffs gehe es vor allem darum, Personal für andere Schiffe gewinnen zu können, die unter Personalmangel litten. Dass dafür ausgerechnet die „Köln“ ihre Besatzung abgeben muss, hängt auch damit zusammen, dass die 30 Jahre alte Fregatte zum 1. Februar zu einer „Sicherheits-Inspektion“, einer Art „Schiffs-Tüv“, gemusst hätte, was erhebliche Kosten verursacht hätte. Diese wollte man vermeiden.Derzeit werden die Besatzungsmitglieder umverteilt:15 Leute aufdie „Augsburg“, acht auf die „Hamburg“ und so weiter, jeden Monat 20 bis 25 Mann. Der verbliebene Rest der Mannschaft ist bereits in ein Gebäude an Land umgezogen, auch die Munition muss abgegeben werden.

Im Mai soll die „Köln“ ins Marinearsenal in Wilhelmshaven gebracht werden, wo sie demnächst als schwimmendes Ersatzteillager für die acht anderen Schiffe ihrer Klasse dienen wird, bis auch diese außer Dienst gestellt werden. Die Abschiedszeremonie für die „Köln“, zu der alle ehemaligen Kommandanten und natürlich auch der Kölner Oberbürgermeister eingeladen werden, soll am 31. Juli stattfinden. Wappen und Schriftzug sollen gerettet und im Deutschen Marinemuseum in Wilhelmshaven archiviert werden.

„Wir bedauern es sehr, dass die »Köln« ihren Dienst einstellen muss“, versicherte Oberbürgermeister Jürgen Roters den Seeleuten bei ihrem letzten Besuch. Diese waren in Köln auch deshalb gern gesehen, weil sie sich sozial engagierten und bei ihren alljährlichen Besuchenfür Kölner Einrichtungen sammelten und spendeten.

Mit der Außerdienststellung der Fregatte geht eine 103-jährige Patenschaft der Stadt zu Ende. Insgesamt fünf Schiffe trugen über die Jahrzehnte den Namen und das Wappen der Stadt Köln. Nicht immer mussten die Schiffe zu Kampfeinsätzen ausrücken wie die noch existierende „Köln“, aber gleich das erste Schiff, der Kreuzer „SMS Cöln“, nahm ein bedrückendes Ende. Am 28. August 1914 lief er aus Wilhelmshaven aus, um zwei Schiffen zu helfen, die von englischen Verbänden angegriffen wurden. „Cöln kommt“, lautete der damals abgesetzte und heute als „klassisch“ geltende Funkspruch. Das kleine Schiff wurde versenkt, von der Besatzung überlebte nur ein Kölner.

Ein zerstörter Kutter der „Cöln“ hängt heute in der kleinen Gedenkstätte in der Eigelsteintorburg und wird dort vom „Freundeskreis Fregatte Köln“ gepflegt. Die Mitglieder des Freundeskreises kümmerten sich regelmäßig auch um die Delegationen der späteren Fregatten, wenn sie in Köln zu Besuch waren, und sind nun um eine Aufgabe gebracht.

„Wir sind natürlich sehr, sehr traurig über diese Entwicklung“, sagt der 1. Vorsitzende H. Peter Hemmersbach. Er will weiterhin den Kontakt zu den ehemaligen „Köln“-Fahrern halten und das Mahnmal in der Eigelsteintorburg mit einem Kutter der Cöln pflegen. Darüber hinaus sieht er schon ein neues Aufgabengebiet für seinen Verein, in dem Mitglieder aller maritimen Vereinigungen in Köln vertreten sind: „Zurzeit häufen sich im Verteidigungsministerium unsere Anträge, die neue Schiffsklasse zwischen Fregatte und Korvette »Köln-Klasse« zu benennen. Das wäre eine würdige Fortsetzung dieser langen Tradition.“

INETRNATIONALE EINSÄTZE

Die Fregatte Köln – F 211 wurde am 19. Oktober 1984 in Dienst gestellt und ist die fünfte Fregatte der „Bremen“-Klasse. Sie ist 128 Meter lang und bis zu 14,57 Meter breit.

Für die „Höchstfahrt“ stehen je zwei Gasturbinen mit jeweils 25000 PS zur Verfügung. Das Schiff erreicht damit eine Geschwindigkeit von 30 Knoten (55 Stundenkilometern).

Zu den Einsätzen, an denen die „Köln“ teilnahm, gehörten Sharp Guard (Embargo-Überwachung vor Jugoslawien), Southern Cross (Rückholung deutscher UN-Truppen aus Somalia), Enduring Freedom (Kampf gegen Terrorismus) und Atalanta (Schutz für Handelsschifffahrt).

KStA abonnieren