„Sinn fürs Revolutionäre“Trierer Ladenbesitzerin belebt Karl-Marx-Viertel

Lesezeit 3 Minuten
Brigitte Biertz Ina Henrichs

Brigitte Biertz vor einem von ihr gestalteten T-Shirt.

Brigitte Biertz versucht, mit Marx als Marke ein Viertel zu beleben. Unsere Autorin Ina Henrichs besuchte sie in ihrem „Karl & Jenny Marx Shop“.

Frau Biertz, Sie führen einen Laden im Karl-Marx-Viertel. Wie läuft das Geschäft?

Die kleinen inhabergeführten Geschäfte haben es heutzutage angesichts des Online- Handels schwer.

Hilft Ihnen Marx als Marke nicht?

Schwer zu sagen. Dass es überhaupt ein Viertel dieses Namens gibt, geht nicht auf eine Initiative der Stadt, sondern unserer Interessengemeinschaft zurück. Das war 2014 und wir hatten damals das Gefühl, dass niemand das Jubiläum wirklich im Blick hatte und, dass es vielen noch merkwürdig erschien, ausgerechnet mit Karl Marx Geld zu verdienen. Es hat ein wenig gedauert, bis das Viertel von der Stadt anerkannt worden ist. Heute umfasst es 13 Straßen und einen Platz.

Was hat die Gründung bewirkt?

Die Menschen nehmen den Sohn ihrer Stadt offener wahr. Und sie nehmen anders Anteil an den Geschehnissen hier vor Ort. Das merke ich insbesondere an den Kommentaren auf meiner Facebookseite, auf der ich über die Geschichte von Marx, aber auch über Lokales wie die Neugestaltung des Platzes hier um die Ecke berichte. Wir setzen uns derzeit dafür ein, dass er Karl-Marx-Platz heißen soll. Aber auch das entpuppt sich als schwieriges Unterfangen. Aber die Leute haben mehr Sinn fürs Revolutionäre.

Sie auch?

Ja, schon. Die Aufgabe, ein Viertel zusammenzubringen und aufzubauen schien mir am Anfang fast zu groß. Aber allein, dass wir es geschafft haben, für unser erstes Fest im Viertel einen Teil der Straßen für die Autos zu sperren, kam ja schon einer Sensation gleich.

Was wünschen Sie sich?

Ich würde mir wünschen, dass wir auch Jenny von Westphalen, der Frau von Marx, ein Denkmal setzen könnten. Das war eine hochintelligente und mächtige Frau, die es verdient hätte, als Statue neben ihm zu stehen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Pünktlich zum Jubiläum – Souvenirs mit Karl Marx

Der Null-Euro-Schein

19_KarlMarxSchein

Der Null-Euro-Schein.

Geht weg wie nix: Der Null-Euro-Schein. Die erste Auflage von 5000 Stück ist schon längst vergriffen. Bestellungen gingen aus aller Welt ein. Ende Mai gibt es Nachschub – drei Euro pro Papier.

Tassen für China

shop_produkte_Bild_1_169

Die Karl-Marx-Tasse.

Tassen gehen immer. Zumal mit Marx (überraschenderweise nicht in Rot) und chinesischen Schriftzeichen. Dabei kommen zumindest die meisten Übernachtungsgäste gar nicht aus China (7930), sondern aus den Niederlanden (23127).

Baden mit Marx

KarlMarx_Badeente

Die Karl-Marx-Badeente.

Seit Loriot ist klar, dass man auch anhand von Quietsche-Entchen komplizierteste Eigentumsverhältnisse klären kann.  Vielleicht hätte Herr Dr. Klöbner dieses Exemplar ohne Widerstand zu Wasser lassen dürfen.

Marx für die Wand

shop_produkte_Bild_1_170

Das Karl-Marx-Poster.

Ikonen-Schicksal: Nicht richtig verstanden, falsch zitiert und   dann auch noch umwitzelt. Vielleicht wäre es ihm egal gewesen. „Nichts Menschliches ist mir fremd.“ Stammt von ihm. Also auch. Vermutlich.

KStA abonnieren