Tippeltour 316Weite Aussichten oberhalb der Sieg

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W1855 legte König Friedrich Wilhelm IV den Grundstein zu einer Brücke zwischen Deutz und Köln. Zuvor hatten die Preußen, jeglicher Kleinstaaterei zum Verdruss, die Konzession für eine Eisenbahn ins Siegerland erteilt. Mehr als 40 Hütten und 200 Hammerwerke drängten dort auf den rheinischen Markt. Als die Brücke 1859 fertig wurde, fuhr die Bahn bereits bis Hennef. Was folgte, war ein Kraftakt der Cöln-Mindener-Eisenbahngesellschaft: Bis Betzdorf und bis 1862 musste man noch einmal 24 Brücken bauen.

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Dann fuhr im Siegtal nicht nur Eisen mit der Eisenbahn, es fuhren auch Touristen, Erholungssuchende – die Blogger aus dem vorletzten Jahrhundert. Das Urteil jener Ausflügler über Herchen stand im Jahr 1883 nämlich schon im „Baedeker“: „Schönster Luftkurort des Siegkreises“. Besser ging nicht. Was folgte, war der Boom in die „Sommerfrische“. An Sommer-Sonntagen hielt der Zug gleich Herchen gegenüber, nicht draußen, auf dem halben Weg nach Stromberg. Folge: Schon 1906 zählte man 256 Fremdenbetten.

Schöne Lage, schönste Wege

Heute ist der Glanz ein wenig abgestoßen, doch die schöne Lage und die schönsten Wege sind dem Örtchen nach wie vor geblieben. Der alte „Höhenweg“ zum Beispiel, der die Sieg in ihrer engsten Schleife nah dem Ort umfährt, heißt heute wohl „Natursteig Sieg“, doch trägt er immer noch die alten holzgeschnitzten Tafeln. Er ist der schönste Abschnitt dieser Tour. Und ihr Beginn.

Gegenüber der evangelischen Kirche an der „Siegtalstraße“ steigen wir neben der Kreissparkasse mit der Straße „In der Raubach“ an („K“, Zugang zum Natursteig Sieg, gelb markiert). Wir passieren das Sträßchen „Am Knippen“), und steigen mit dem Siegsteig (nun in Blau) weiter an. Gegenüber dem Betriebsgelände Röbbel verlassen wir die Straße und folgen links dem „Höhenweg“ im spitzen Winkel in die Böschung, nun lange mit dem blauen Zeichen des Natursteigs Sieg und etlichen anderen. So erreichen wir gleich die Rotunde auf dem „Thingplatz“ von 1934 mit steinernen Kapitälchen: „Geboren als Deutscher – Gelebt als Kämpfer – Gefallen als Held – Auferstanden als Volk“. Eigentlich war das die Inschrift für die Toten aus dem ersten großen Krieg.

Malkasten abgebrannt

Wir wenden uns ab von diesem Ort und steigen die Stufen der Versammlungsstätte an in Richtung „Herchen Bahnhof“, um oben in den Wald zu kommen. Wo der Pfad sich gabelt, halten wir uns links, auf vaterländischem Fels, und steigen in der Böschung weiter an. Fast auf der Höhe geht es dann vorbei an einer Bank, weiterhin auf einem schmalen, ausgesetzten Steig, bis wir am kleinen Aussichtspavillon den breiteren Weg neben uns erreichen. Hier schauen wir hinab auf die Schlinge der Sieg und den Felsenvorsprung, den die Eisenbahn durchbrochen hat. Rund 50 Meter weiter halten wir uns mit dem Siegsteig bei der Gabelung halblinks und steigen mit dem Pfad hinab, bei einer Bank um einen kleinen Wasserlauf herum und wieder sacht bergan. Noch einmal stoßen wir auf einen breiten Weg und gehen links, nur um ihn gleich bei einer Bank schon wieder zu verlassen. Nun wandern wir in Fichtenwald. Zweimal geht es in der Böschung deutlich auf und ab und jedes Mal um einen eingekerbten Wasserlauf herum. So erreichen wir, vom Siegsteig nur Schritte entfernt, die ausgesetzte Felsenkanzel mit der „Düsseldorfer Hütte“. Der vielgerühmten Düsseldorfer Malerschule war 1872 ihr „Malkasten“ abgebrannt. In der Folge trafen sich die Aktiven in Herchen. Sie hatten ihren Baedeker gelesen, und so errichteten Sie hier den Pavillon mit schönstem Blick auf Herchen.

Liegebank mit Aussicht

Von der Stele vor der Hütte geht es mit dem Siegsteig (u.a. Markierungen) weiter, links haltend, steil hinauf. Am Waldrand treffen wir ein reich beschildertes Wegedreieck (rechts Möglichkeit zur Abkürzung!) und folgen halblinks weiter dem Natursteig Sieg. Wir passieren einen Acker, kommen erneut an einer Bank vorbei. Und dann bei einer Birke neben einem Strommast links und wieder weiter in der Böschung, noch einmal an einem Aussichtspunkt vorüber. Zuletzt geht es um einen tief gekerbten Wasserlauf herum. So erreichen wir das Wegekreuz oberhalb der Realschule, bei dem es links nach „Herchen Bahnhof“ geht („0,7 km“). Wir wandern weiter geradeaus in Richtung Stromberg („2,3 km“).

Durch dunklen Fichtenwald

Oberhalb des Bahnhofs kommen wir in dunklen Fichtenwald, passieren wenig später, und ein wenig höher, einen Kahlschlag und gleich darauf die Tagungsstätte „Haus Herchen“ („0, 1 km“) mit zwei Bänken ohne Lehnen. Entlang an einem Fichtenriegel geht es weiter, zum Wald hinaus und neben einem Gittermast unter den Girlanden der Hochspannungsleitungen hinweg. Unter deren letzter stoßen wir neben einem Umschaltkasten auf einen asphaltierten Weg und nehmen vorerst Abschied vom Natursteig Sieg, der hier mit einer Liegebank zur Aussicht lädt. Statt mit ihm weiter abzusteigen, folgen wir nun dem Asphaltweg („A 4“, in Gegenrichtung markiert) durch eine vollständige enge Kehre rechts hinauf auf den weiten Rücken in der Stromberger Schleife der Sieg.

Am Sommerhof vorbei

Noch einmal geht es unter den Leitungen hindurch, an einer Bank vorüber und im Schwenk hinauf, dann 650 Meter fast schnurgeradeaus, auf eine Hofstatt zu. Bei einer Bank des V.V. Stromberg folgen wir dem asphaltierten Weg nach links, 250 Meter weit. Bei der nächsten Bank und einer gewaltigen doppelstämmigen Eiche geht es wieder rechts. Nun wieder links und rechts passieren wir darauf den Sommerhof und wandern weiter mit dem Fahrweg sacht hinauf. Nach beiden Seiten fällt das Land zur Sieg hin ab.

Auf dem schönen Höhenrücken

An der höchsten Stelle dieser flachen Kuppe passieren wir die „Heidehütte“ und wandern lange weiter auf dem schönen Höhenrücken mit weiten Blicken in das Land, vorbei an einem asphaltierten Wegedreieck mit einer Bank der Dorfgemeinschaft Gerressen. 600 Meter weiter, bei einer großen Linde über einem grauen Bildstock von 1776, queren wir die kleine Straße und wandern weiter geradeaus. Nach 100 Metern zweigt der Weg „A 4“ nach rechts ab, wir bleiben weiter geradeaus, an Streuobstwiesen und an ganz Gerressen vorüber. Am jenseitigen Ortsrand, noch hinter der Straße „Im Höfchen“, wo an der letzten Abzweigung der Fahrweg geradeaus gesperrt ist, halten wir uns rechts in Richtung „Appelhof“, dann halblinks mit der „Ennenbacher Straße“ (so heißt auch die rechte), queren vorsichtig die Landstraße (die ebenfalls so heißt) und wandern gegenüber dann „Zum Appelhof“.

Blühende Landschaften

Zur Zeit der Apfelblüte ist der Weg besonders schön. Hier hat ein Landwirt tatsächlich die Weiden des Siegtals in blühende Landschaften verwandelt. Am weißen Kreuz vor dem Hof („AD 2005“) stößt von links der Siegsteig wieder zu uns, wir wandern geradeaus, bis rechts die eingezäunte Obstplantage endet. Noch vor dem asphaltierten Querweg geht es rechts, am Zaun entlang mit dem Natursteig, bis abermals das Grundstück endet – und der Zaun. Neben einer Bank steigen wir in einem kleinen Eichenstück die Böschung bis zur Landstraße hinab, queren sie neben dem Ortsschild wie gleich darauf den Ennenbach und gehen mit der Zufahrt ein paar Meter rechts (Wer hier geparkt hat, ist am Ziel). Noch vor dem Waldfriedhof geht es dann mit dem Natursteig Sieg und „K“ nach links, ein wenig durch den Wald.

So stoßen wir dann vor der katholischen Kirche St. Peter auf das Sträßchen „Am Knippen“ (ihm folgt der Natursteig Sieg) und steigen mit der Sackgasse gegenüber durch den alten Ortskern ab bis an die „Siegtalstraße“. Schräg gegenüber geht es dann („Im Klosterhof“) schließlich zum Sportplatz oder mit der Straße rechts bis an die neugotische evangelische Kirche mit dem hohen Turm von 1885. Wer nun zum Bahnhof will, der fängt noch einmal oben an zu lesen.

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