Abenteuer im WohnzimmerSieben spannende „Escape Room“-Brettspiele

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Rätsel lösen, Geheimnisse lüften, aus Räumen ausbrechen – darum geht es bei „Escape Room“-Spielen.  Jetzt gibt es das Konzept auch für zu Hause.

Eine kleine Gruppe wird in einem Raum eingeschlossen, und die Mitglieder haben 60 Minuten Zeit, ihn wieder zu verlassen. Dazu müssen sie unter Zeitdruck als Team Rätsel lösen und Aufgaben erfüllen. Es gibt Geheimfächer zu finden, Schlösser zu öffnen, kodierte Schriften zu entziffern oder Maschinen in Gang zu bringen. Alle Spieler sind gleichzeitig aktiv, durchsuchen den Raum, knobeln an den Aufgaben – „Escape Rooms“ sind der aktuelle Freizeithit. Rund 500 Räume gibt es inzwischen in Deutschland.

So entstanden die „Escape Rooms“

Die Ursprünge reichen bis in die 70er Jahre, als in Amerika das erste „Fantasy-Rollenspiel“ erschien. Die Spieler agieren als Abenteurer oder Zauberer in einer fremden Welt. Ein Spielleiter schildert, was sie sehen und erleben. 1982 erreichte diese Spielform mit „Das Schwarze Auge“ Deutschland. Die wachsende Rechnerleistung ermöglichte die Übertragung des Rollenspiels auf den Computer und später ins Internet.

Vor knapp zehn Jahren begann man in Japan, wieder im direkten Kontakt mit anderen zu spielen. Gefragt war eine kurze Spieldauer, vollgepackt mit Spannung. So entstanden die „Escape Rooms“. Im Gegensatz zu den Rollen- oder Computerspielen sind Rätsel, Verstecke und Mechanismen tatsächlich vorhanden.

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 „Escape Room“  als  Brettspiel – Spannende Titel  im Überblick

Jetzt hat man dieses Konzept in eine Schachtel gepackt und kann zu Hause spielen. Ein Abenteuer spielt jeder nur einmal – denn dann kennt man die Rätsel. Die Spiele kann man danach an Freunde weitergeben. Nur bei den „EXIT-Spielen“ ist das nicht möglich, denn das Material wird zerstört. Die Schauplätze reichen von der Raumstation über ein verseuchtes Labor oder ein Spukhaus bis zum havarierten U-Boot. Kleine Gruppen von drei bis fünf Personen ab etwa 14 Jahren sind optimal. In 60 Minuten sollte man ein Abenteuer gelöst haben; oft dauert es aber länger.

Wir stellen die gängigsten Systeme vor. „Deckscape“, „Exit“ und „Die Rache des Pharao“ setzen den Schwerpunkt bei originellen und kniffligen Rätseln, während sich „Escape the Room“ als eine thematische Party spielt. „Unlock!“ und „Escape Room – Das Spiel“ setzen auf elektronische Unterstützung und bieten eine Mischung aus raffinierten Rätseln und Atmosphäre. Jedes der vorgestellten Spiele hat seinen eigenen Reiz – und empfehlenswert sind sie alle.

Die Rache des Pharao

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Die Rache des Pharao

Einen eigenen Escape Room betreibt der Autor und Verleger in Hanau und hat eines der dort angebotenen Szenarien als Spiel umgesetzt. Da wir lediglich eine Demoversion zur Verfügung hatten, können wir das Spiel nur eingeschränkt bewerten. Die Rätsel scheinen recht knifflig zu sein. Wer nicht weiterkommt, liest eine Hilfekarte. Diese enthalten Tipps bzw. die Lösung. Das Material wie Puzzles oder Dokumente befindet sich in Umschlägen, die man nur öffnen darf, wenn das zugehörige Rätsel gelöst wurde. Es gilt, die Geheimnisse des Pharaonengrabes zu lüften, um vom Fluch des Pharao verschont zu bleiben.

Die Rache des Pharao, bislang ein Spiel, weitere in Vorbereitung, direkt bei Yoda Zhang, Steinheimer Straße 25, 63450 Hanau, 39 Euro + vier Euro Versand, Sammleredition 80 Euro + fünf Euro Versand, Musik zum Download: www.escapeadventures.de

Escape the Room

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Escape the Room

An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert befinden wir uns eingeschlossen in einem seltsamen Haus. Wir untersuchen den Raum. Für jedes Möbel gibt es einen prall gefüllten Umschlag. Wir öffnen ihn, sobald wir den richtigen Code ermittelt haben. Die Informationen dazu finden wir jeweils in den vorhergehenden Umschlägen. Da gibt es seltsame Maschinenteile, rätselhafte Schablonen oder eine geheimnisvolle Sternenkarte.

Das aufwendige Material ist sehr schön und stimmig gestaltet. „Das Geheimnis der Sternwarte“ und „Das Geheimnis des Refugiums des Dr. Gravely“ sind nicht allzu schwierig, denn die Rätsel folgen überwiegend bekannten Mustern. So sind z. B. Verbindungen in einer Maschine zu bilden oder ein Puzzle zusammenzusetzen. Meist ist schnell klar, was die Aufgabenstellung ist. Hilfen gibt es nur im Internet. Wird das Abenteuer als Party mit passender Kleidung und Musik zelebriert, entfaltet das Spiel seinen vollen Reiz und man taucht perfekt in die Atmosphäre ein. Eine Internetseite gibt dafür Anregungen und Hilfen zum Spiel.

Escape the Room von N. Cravotta und R. Bleau, Thinkfun Spiele, bislang 2 Abenteuer zu je ca. 23 Euro, Musik, Lösungen und Material zum Download: www.thinkfun.com

Escape Room – Das Spiel

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Escape Room – Das Spiel

Das Grundspiel enthält vier Abenteuer mit steigender Schwierigkeitsstufe. Ein elektronischer Decoder wird bei allen Abenteuern verwendet. Er misst die Zeit, erlaubt Hilfekarten und überprüft die Lösungen. Jeder Fehler kostet eine Strafminute. Der ständig tickende Decoder setzt unter Stress und signalisiert nach 60 Minuten gnadenlos das Ende. Ist die Gruppe dann nicht fertig, hat sie zwar verloren, kann aber trotzdem weiter rätseln. Zum Entkommen müssen vierstellige Codes ermittelt und im Decoder eingegeben werden.

Das Material besteht neben Abbildungen der Räume und Gegenstände aus Notizen, Zeitungsausschnitten, Schablonen usw. Sie muss man ganz genau betrachten, um die Hinweise zu finden. Die Rätsel sind recht knifflig und man erkennt nicht sofort, was verlangt ist. Die Mischung aus Stress, herausfordernden Rätseln und Atmosphäre ist äußerst gelungen. Von der Verhinderung eines Atomanschlags bis zum klassischen Mordfall reicht die Spanne der Aufgaben. Seit wenigen Wochen gibt es die Erweiterung dieses Spiels um Virtual Reality.

Escape Room – Das Spiel, Noris Spiele, Grundspiel mit elektronischem Decoder und vier Abenteuern ca. 50 Euro, bislang 4 weitere Abenteuer zu je ca. 13 Euro, App mit Zusatzfunktionen optional, Ersatz für zerstörtes Material und Lösungen zum Download. www.escaperoomthegame.com

Escape Room – Das Spiel Virtual Reality

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Escape Room – Das Spiel Virtual Reality

Escape Room VR funktioniert genauso wie das Grundspiel. Aber statt den Schauplatz nur als Bild auf dem Papier zu betrachten, können wir ihn in VR (Virtual Reality) im 360°-Blick erforschen. Auf das eigene Smartphone wird eine App geladen und das Gerät in die VR-Brille gesteckt. Hält man diese vor die Augen, folgt die Darstellung jeder Bewegung. Man scheint sich tatsächlich am Ort des Geschehens zu befinden. Klickt man interessante Gegenstände an, gibt es weitere Informationen.

Die VR-Brille wandert reihum, so dass jeder Spieler den Ort erkunden kann. Das ergibt eine sehr realistische Stimmung. Zusammen mit den Gegenständen für die Rätsel kommt man der Atmosphäre eines realen Escape Rooms recht nahe. Brillenträger haben kein Problem mit der VR-Brille. Der Decoder aus dem Grundspiel wird benötigt, kann aber durch die App auf einem zweiten Smartphone ersetzt werden. Die Kombination aus „realem“ Material und virtueller Realität ergibt ein faszinierendes Spielerlebnis.

Escape Room – Das Spiel Virtual Reality, Box mit 2 Abenteuern für ca. 35 Euro, weitere Spiele in Vorbereitung, App erforderlich für Virtual Reality und optional als Decoder, Ersatz für zerstörtes Material und Lösungen zum Download: www.escaperoomthegame.com

Unlock!

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Unlock!

60 Karten und eine App steuern das Spiel. Die App dient als Zeitnehmer und man kann dort Hilfen bekommen, die leider nicht immer weiterhelfen. Die Karten zeigen den Schauplatz und stellen die Gegenstände dar, die man dort findet. Mit einem ausgeklügelten System kombiniert man Karten, z. B. „Schlüssel“ mit „Truhe“ und bekommt so eine neue Karte, hier: „offene Truhe“. Es gibt Karten mit Maschinen. Ob und wie sie funktionieren, stellt man in der App fest.

Sie gibt Bilder und Töne aus oder zeigt Schalter, die man in der richtigen Reihenfolge betätigen muss. Das bringt viel Atmosphäre ins Spiel. Braucht es einen Code, um weiter zu kommen, wird auch der in der App überprüft. Für Fehler gibt es eine Zeitstrafe. Die gnadenlos tickende Uhr der App macht Stress. Einige Aufgaben sind recht schwierig und wichtige Details sind manchmal nur mit Mühe auf den Karten zu finden. Am Ende errechnet die App aus der verstrichenen Zeit, den benötigten Hinweisen und den Fehlern eine Bewertung der Leistung.

Unlock! von C. Demaegd u. a., Space Cowboys (Vertrieb Asmodee), bislang 2 Boxen mit je 3 Abenteuern und 1 Tutorial zu je ca. 33 Euro, App erforderlich, Kurzabenteuer zum Download: www.asmodee.de

Exit – Das Spiel

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Exit – Das Spiel

Die Schauplätze reichen vom Orientexpress bis zur Station in der Arktis. In jedem Fall müssen zehn Rätsel möglichst schnell gelöst werden, um den Ort zu verlassen. Ein Notizbuch zeigt uns den Raum, in dem wir uns befinden. Die übrigen Einträge sind noch unverständlich. Auf dem Bild finden wir ein Symbol und bekommen eine Rätselkarte. Haben wir ein Rätsel gelöst, erhalten wir weitere Karten mit Hinweisen, neuen Räumen und Rätseln. Jede Lösung bringt uns der Freiheit näher. Die Rätsel stellen faszinierende und sehr originelle Aufgaben.

Oft muss man „um die Ecke“ denken, um überhaupt zu erkennen, was  zu tun ist. Knifflig ist, dass manche Informationen früh auftauchen, aber erst viel später relevant  werden. Geht es nicht weiter, nutzt man Hilfekarten. Wer zu lange braucht und viele Hilfekarten nutzt, bekommt eine schlechte Wertung. Das erzeugt einen regelrechten  Sog und setzt die Spieler richtig  unter Stress. EXIT gibt es in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Exit – Das Spiel von I. & M. Brand, Kosmos, bislang gibt es neun  Boxen zu je ca. 13 Euro, für das Spiel ist keine App oder Ähnliches erforderlich. Weitere Informationen unter: www.exit-das-spiel.de

Deckscape – Der Test

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Deckscape – Der Test

Gefangen in einem stockdunklen Labor, ein Albtraum. Um es zu verlassen, müssen wir Aufgaben erfüllen. Große Spielkarten zeigen den Ort der Handlung und dessen Details. Anhand dieser Informationen tasten wir uns voran. Welcher Knopf schaltet das Licht ein? Was bedeuten die Notizen auf dem Schreibtisch? Haben wir uns auf eine Lösung geeinigt, drehen wir die Karte um. Dort steht sie. War unsere Entscheidung richtig, gehen wir die nächste Karte an. War sie falsch, geht es auch weiter, aber wir bekommen Strafminuten. So  entwickelt sich Karte für Karte, Rätsel für Rätsel eine richtige Geschichte. Toll! Deckscape – Der Test von M. Chiacchiera, S. Sorrentino, da Vinci Games (Vertrieb ABACUS), weitere Spiele sind bereits in Vorbereitung, ca. 12 Euro, Für das Spiel ist keine App oder Ähnliches  erforderlich. Weitere Informationen unter: www.abacusspiele.de

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