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Tag des Wassers 2019Diese Mineralwasser-Quellen rund um Köln kann man besuchen

Lesezeit 8 Minuten
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An der Quelle saß der Knabe, Blumen wand er sich zum Kranz“, dichtete Friedrich von Schiller. Romantische Gefühle weckte das aus der Erde sprudelnde Nass zu allen Zeiten. Wer aus der Quelle am Fuße des Pindus trank, wurde zu Gesängen begeistert, glaubten die Römer.

Heute brummen an den meisten Quellen die Abfüllstationen: Mehr als 130 Liter Mineralwasser trinkt laut Statistik der deutsche Durchschnittsbürger pro Jahr, Millionen Flaschen werden aus Deutschland in alle Welt exportiert.

Bekannte Markennamen sind auch in der Nähe von Köln ansässig, besonders in der Eifel. Jeder Quellort hat seine Geschichte – und es gibt viel Interessantes zu sehen. Wer will, kann meist auch gleich das ein oder andere Glas vom erfrischenden Trank probieren. Und sich dabei ein paar Blumen zum Kranz winden.

Auf den folgenden Seiten zeigen wir Ihnen eine Auswahl der Mineralwasserbrunnen rund um Köln, mit Sehenswürdigkeiten in der Nähe, die sich für einen Ausflug anbieten.

Mineralbrunnen in Haan im Bergischen Land

Zwischen Düsseldorf und Wuppertal, umgeben von einem ausgedehnten Grüngürtel, liegt im Kreis Mettmann die Stadt Haan mit ihren rund 30 000 Einwohnern. Schon rund 2000 Jahre vor Christus soll es hier menschliche Besiedlung gegeben haben.

Ein Schwert aus der Bronzezeit wurde an der Quelle gefunden: Mineralwasser aus Haan, dem einzigen Mineralbrunnen im Bergischen Land, wird offenbar schon seit Jahrtausenden getrunken. Seit 1909 wird es in Flaschen gefüllt und als Haaner Felsenquelle und Bergische Waldquelle mit und ohne Kohlensäure in die Region verkauft. Das Familienunternehmen wird in dritter Generation geführt. Acht Brunnen mit bis zu 400 Metern Tiefe gehören dazu, rund 300 Produkte zählen zum Firmensortiment.

Sehenswert: Im historischen Ortsteil Haan-Gruiten stehen zahlreiche gut erhaltene Fachwerkhäuser, die einen Eindruck davon geben wie bergische Dörfer in der Vergangenheit aussahen.

Der romanische alte Turm der ehemaligen Wehrkirche auf dem Friedhof ist ebenso sehenswert wie die evangelisch-reformierte Kirche von 1721 im Ensemble mit Predigthaus (1682) und Altem Pfarrhaus (1764). Das aus dem 14. Jahrhundert stammende „Haus am Quall“ wurde von 1999 bis 2002 restauriert und ist heute ein beliebter Ort für zahlreiche Veranstaltungen.

Eine Wanderung über den Neandertalweg führt über das Düsseltal unter anderem zu einer stillgelegten Bahnstrecke und durch den zum Naturschutzgebiet ausgewiesenen alten Kalksteinbruch „Grube 10“.

www.haan-gruiten.de

Mineralbrunnen in Roisdorf

Münzfunde belegen: Ab dem Jahr 100 wurde der heilkräftige Mineralbrunnen in Roisdorf (Stadtteil von Bornheim) am Fuße des Vorgebirges genutzt. Als Opfergaben für Quellgötter und Nymphen warfen die Römer Geld in den Brunnenschacht. Schon mehr als 2000 antike Münzen wurden bis heute geborgen.

Von 1876 an wurde das Wasser in Tonkrüge abgefüllt und in alle Welt versandt. Mitte des 19. Jahrhunderts bemühte sich Roisdorf vergebens, als Kurort anerkannt zu werden. Der Brunnen gehört nun einer Kölner Kaufmannsfamilie. Wasser kann immer noch aus einem Wandbrunnen im Innenhof des Betriebsgeländes kostenlos abgefüllt werden.

Sehenswert: Die Wolfsburg wurde Mitte des 15. Jahrhunderts errichtet: Im 19. Jahrhundert logierten in der Wasserburg der Dichter Ernst Moritz Arndt und der preußische Kronprinz und spätere König Friedrich Wilhelm IV.

Nicht weit entfernt liegt Haus Wittgenstein, der klassizistische Bau beherbergt ein christliches Missionszentrum.

Der Park mit Brunnenteich wurde um 1840 als Kurpark angelegt. Eine Sammlung der hier gefundenen römischen Münzen kann in der Brunnenstube nach Anmeldung besichtigt werden. Die Aussicht auf Siebengebirge und Rheinebene genießt, wer an Roisdorf vorbei von Alfter nach Botzdorf und Brenig wandert.

Mineralquellen in Gerolstein am Dolomitenmassiv

Geprägt von bizarren Felsformationen und versteinerten Riffen ist das Gerolsteiner Land in der Vulkaneifel. Aus hier sprudelnden Quellen schöpften zuerst bereits die Römer. Unter dem Firmenlogo mit dem roten Stern und dem Löwen aus dem Gerolsteiner Stadtwappen wurde schon 1895 Wasser bis nach Sydney exportiert. 1900 wurde von Tonkrügen auf Glasflaschen umgestellt – der Absatz betrug da bereits 3,2 Millionen Füllungen.

Heute ist das Unternehmen Weltmarktführer bei kohlensäurehaltigen Mineralwässern und mit seinen rund 740 Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber in der Region.

Kostenlose Werksbesichtigungen für spontane Besucher gibt es werktags um 15 Uhr. Gruppenführungen mit Anmeldung (min. 10 Personen) montags bis freitags um 9, 11 und 13 Uhr. www.gerolsteiner.de

Sehenswert: Römische Quellanlagen, Eishöhlen und natürlich die Mineralquellen: Vier Routen eines GEO-Parks beleuchten in und um Gerolstein die Entstehung und Nutzung dieser Landschaft. Von der Ruine der Löwenburg bietet sich ein Rundblick auf die Brunnenstadt, Kylltal und das Dolomitenmassiv.

In der komplett erhaltenen Burg Lissingen ist ein Freilichtmuseum mit Schlitten- und Kutschensammlung untergebracht, die Kasselburg ist mit ihrem Adler- und Wolfspark eine Attraktion für Kinder. Wer sich nach dem Wandern erfrischen will, kann im Quellpavillon des Luftkurortes Gerolstein Mineralwasser probieren.

www.gerolsteiner-land.de

Mineralquellen im Eifel-Ort Dreis-Brück

Gleich mehrere Quellen verbergen sich hinter dem Namen „Nürburg Quelle“. Alle liegen im Eifel-Örtchen Dreis-Brück. Direkt unter einem verlandeten Maarkessel hat sich in der Vulkanlandschaft ein weit verzweigtes Kluftsystem gebildet.

Aus dem Gestein werden durch das Wasser Mineralien wie Magnesium und Calcium gelöst. Die stärksten Quellen im Naturschutzgebiet Dreiser Weiher (Nürburg Quelle, Dreiser Quelle und Heilquelle „Vulkania“) werden genutzt.

Die Marke „Nürburg Quelle“ gehört zu den jüngsten Mineralbrunnen-Betrieben der Vulkaneifel, Absatzgebiete sind Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen – und die Ferieninsel Mallorca.

Sehenswert: Im kleinen Örtchen Dreis mit seinen rund 1300 Einwohnern gibt es die mittelalterliche, gut restaurierte Burg. www.burg-dreis.com

Fünf Wanderwege mit einer Gesamtlänge von 25 km führen durch die Umgebung, die für Mineraliensammler besonders interessant ist. In Steinlei und am Lavastrom nahe am Ort finden sich Olivinbomben (vulkanische Auswürfe), weitere lohnenswerte Wanderziele sind die Hohenfelser Mühlsteinbrüche oder Dreimühlen mit seinem Wasserfall.

In der Schwedenschänke gastierte um 1837 Gustav IV. von Schweden, letzter König aus dem Hause Wasa, während seiner Verbannung.

www.dreis-brueck.de

Das sprudelnde Brohltal mit seinen vielen Quellen

Brohler, Tönissteiner und Rhodius: Vom Rhein an aufwärts sprudeln die Quellen nur so aus dem Gestein. In Bad Tönisstein erholten sich die Kölner Kurfürsten, das Heilwasser war schon den Römern bekannt. Die Sauerquelle zu Brohl ist 1593 urkundlich erwähnt, der letzte deutsche Kaiser Wilhelm II. trank gerne ein Brohler. In Burgbrohl zapfte der Chemieprofessor Bischoff aus Bonn 1827 zusammen mit den Gebrüdern Rhodius aus Linz und Sinzig die im „Fellenbuhr“ gelegenen Kohlensäure-Quellen an.

Heute produziert Rhodius aus acht Mineral- und Süßwasserbrunnen jährlich rund 1,5 Millionen Hektoliter Mineralwasser, Fruchtsäfte und Erfrischungsgetränke.

Sehenswert: Vom kleinsten Bahnhof Deutschlands in Bad Tönisstein steuert die Brohltalbahn talwärts an den Rhein oder bergan bis Engeln. Nahe der Gaststätte „Jägerheim“ liegen die Trasshöhlen – interessant für Kinder. Auf dem „Traumpfad“ lassen sich Reste eines Klosters am Wegrand entdecken, bevor es in die Wolfsschlucht geht – mit bizarren Felsformationen, Urwald und rauschendem Wasserfall.

Hinter der L 113 liegt die Römerquelle, aus der kohlendioxidhaltiges Wasser sprudelt. Schwefelgeruch, aber Siebengebirgsblick vom Hochplateau.

www.brohltal.de www.traumpfade.de

Mineralquelle in Fachingen

Als bedeutendste Heilwasserquelle Deutschlands gilt die 1740 entdeckte Quelle in Fachingen, einem Ortsteil der rheinland-pfälzischen Gemeinde Birlenbach. Ein Kölner Schiffer soll durch den Genuss des Wassers einer Quelle nahe dem Lahnufer von seinem Verdauungsleiden geheilt worden sein. Fachinger wurde schnell zum guten Geschäft: Im 18. Jahrhundert kostete ein Krug fünf Kreutzer, das entsprach dem Tagesverdienst eines Arbeiters.

Der Quell entspringt 400 Meter unter der Erde im Lahntal, einige Kilometer südwestlich von Diez. Es enthält neben anderen wichtigen Mineralstoffen einen besonders hohen natürlichen Anteil an Hydrogencarbonat, das Säure neutralisiert.

Sehenswert: Vom Naturschutzbund ist ein Rundweg angelegt. Er führt zu den Mineralbrunnen, ins Naturschutzgebiet „Fachinger Steinbruch“ und zur historischen Lahnschifffahrt. Nordöstlich von Birlenbach-Fachingen liegt die alte Residenzstadt Diez mit dem Grafenschloss im Zentrum, wo sich ein Museum zur Stadtgeschichte sowie eine Jugendherberge befinden. Barockschloss Oranienstein am nördlichen Stadtrand ist eines der Stammhäuser des Niederländischen Königshauses. Sehenswert auch die Altstadt mit Resten der Stadtmauer und mittelalterlichen Fachwerkhäusern.

www.fachingen.de www.stadt-diez.de

Mineralwasserquelle Selters

„Sekt oder Selters“ – der Name des schon im 16. Jahrhundert vom Gelehrten Theodor Tabernaemontanus erwähnten Wassers aus dem Örtchen Niederselters im Landkreis Limburg wird als Synonym für Mineralwasser verwendet. Bis zu drei Millionen Krüge wurden einst jährlich aus dem damals berühmtesten Jungbrunnen Deutschlands in Krüge aus dem Kannenbäckerland gefüllt und in alle Welt versandt.

Auch im englischen Sprachraum ist „Seltzer water“ ein fester Begriff. 1999 wurde die prominente Quelle stillgelegt. Das heute noch verkaufte Markenprodukt Selters wird im rund 40 Kilometer entfernten Selters an der Lahn bei Löhnberg gewonnen.

Sehenswert: Das 2011 eröffnete Selterswassermuseum gibt einen Einblick in die Geschichte des Mineralbrunnens. Neben alten Füllmaschinen, Dokumenten und Fotos beherbergt sie auch eine Sammlung alter Krüge und Flaschen. Im Haustrunkraum kann Wasser probiert werden. Öffnungszeiten: mittwochs und samstags 10 - 13 Uhr und freitags 15 - 16 Uhr.

Der Brunnenpark wurde nach historischem Vorbild wieder errichtet. Rund 500 Meter von der Quelle entfernt am Waldrand Richtung Oberbrechen befindet sich die Mariengrotte, eine beliebte Wallfahrtsstätte. Der Weg bergauf führt zum Naturdenkmal Werschbuche, wo einst die hohe Straße verlief, die Frankfurt mit Köln verband.

www.selterswassermuseum.de

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