Ausflug an die SiegVom Angeln, Fliegenfischen und wandernden Lachsen

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Sose Sieg Faehrmann FotoWesthoff

Gabriel Gaic ist neuer Fährmann auf der Sieg.

  • Ein Ausflug an die Sieg bringt mehr als eine Abkühlung.
  • An der unteren Sieg hat die Fischerei eine tausendjährige Tradition.
  • Doch auch ohne Angel ist der Sonnenuntergang an der Sieg am Ende eines Sommertages ein Erlebnis.
  • Unser Sommer-Ausflugstipp.

Fährmann Gabriel Gaic kennt die Geschichte in- und auswendig. Denn was er tut, ist keine profane Aufgabe. Es ist eine Berufung von historischer Dimension. Dabei scheint sein Job auf den ersten Blick ganz simpel. Er lässt täglich die Personenfähre an der unteren Sieg zwischen Troisdorf-Bergheim und Bonn-Geislar pendeln. An dieser Stelle ist der Fluss gerade mal ein paar Meter breit, und es gäbe auch die Möglichkeit, hoch oben über die Landstraßenbrücke das Ufer zu wechseln. Aber wer einmal in das Idyll der Siegauen eingetaucht ist, möchte nicht mehr hinaus in die Unwirtlichkeit des dröhnenden Straßenverkehrs.

Wo Rhein und Sieg sich treffen

Hier, kurz bevor die Sieg in den Rhein mündet, treffen sich seit Generationen an sonnigen Tagen Spaziergänger, Wanderer und Radfahrer. Sie machen Halt am Ufer, verweilen am sanft fließenden Wasser oder kehren ein in den Biergarten „Zur Siegfähre“. Vor allem im Sommer herrscht hier Hochbetrieb.

Die Fähre steht im Schnittpunkt all dessen. Rechtes Ufer, linkes Ufer, Hunger und Durst, Gaststätte, warme Sonnenstrahlen, kühlendes Nass. Und sie führt ihren klingenden Namen nicht von ungefähr: Sankt Adelheid. Er erinnert an eine bald tausendjährige Geschichte. Denn genau dort, wo Sieg und Rhein sich treffen, wird es interessant für alle, die sich für Fische interessieren. Reiher, Angler und Fischer.

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Fischereibruderschaft Bergheim

Nicht von ungefähr ist dort auch der Standort der Fischereibruderschaft Bergheim. Diese Zunftorganisation ist schon ein paar Tage alt: Sie gilt als die älteste Deutschlands. Im Jahr 1025 erhielt sie von Adelheid von Vilich den Freibrief zum Fischen. Und dieses Recht hat sich seitdem weiter vererbt.

Grundlage war ein strenger Rechtekatalog. 14 Familien besaßen damals die Lizenz zum Fischen an Siegmündung und Rhein. Und sie ging jeweils lediglich auf die männlichen Nachkommen über. Nachvollziehbar, dass der Druck auf die Stammhalter groß war, auch als Fischer ihren Unterhalt zu erwirtschaften. Zwei von drei gefangenen Fischen durfte der Fischereibruder behalten, der dritte ging ans Kloster.

Zeuge vergangener Tage: Aalschokker

Viele Jahrhunderte lang waren die Familien Berufsfischer, inzwischen lohnt sich das Geschäft nicht mehr. Ein Zeuge vergangener Tage ist der Aalschokker, der noch heute im Altarm der Sieg verankert liegt. Es handelt sich um einen holländischen Plattboden-Frachter aus dem Jahre 1894. Ungewöhnlicherweise führt er eine Doppelwidmung, nämlich „Maria und Theresia“ – so hießen die Ehefrauen der Fischereibrüder Mertens. Noch bis Ende der 50er Jahre fuhren die beiden Männer hinaus und fingen Aale. Von dort aus schweift der Blick gen Land, wo heute das Fischereimuseum liegt, das das Wissen um das alte Fischereihandwerk konserviert. Hier gibt es Weißfische im Aquarium, Aalreusen und immer wieder viel Programm für den Nachwuchs.

Die Siegfähre

Daneben gab es nur noch eine definierte Aufgabe der Bruderschaft: der Betrieb der Siegfähre. Eine besondere Bedeutung bekam die Fähre auch noch einmal im August 2005, als sich der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder dort zum Sommerinterview mit Vertretern einer großen Zeitung traf. Offenbar kein gutes Omen, denn er verlor die Wahl gegen Angela Merkel.

Neuer Fährmann ist stolz auf seinen Job

Vor knapp sieben Jahren nun gab der letzte Fährmann aus den Reihen der Bergheimer Fischereibrüder, Matthias Mertens, das Ruder weiter. Seitdem hat Gabriel Gaic übernommen. Und er ist stolz darauf. Auch wenn er nicht von hier stammt und Angestellter des Ausflugsrestaurants ist, ist er sich der Bedeutung seiner Aufgabe bewusst. Denn immer noch hat die Fischerei an der Sieg eine Bedeutung, wenn auch nur im Freizeitsektor. Zahlreiche Angler gehen hier auf Bachforelle, Hecht, Barbe und Rapfen. Und man sieht die Ansitzangler neben der Fähre direkt am Einlauf des Mühlengrabens. Sie haben die Pose im Blick. Immer mit der Hoffnung, dass sie untertaucht, denn das ist das untrügliche Zeichen, dass ein Fisch angebissen hat.

Fliegenfischer und Lachse an der Sieg

Weiter flussaufwärts waten an schönen Tagen die Fliegenfischer durch die Strömung. Sie lassen die künstliche Fliege über das Wasser schweben und suchen die Aufmerksamkeit der Forelle. Doch die schönen Tiere sind selten geworden.

Das gilt auch für die Lachse, die mit einem aufwendigen Programm an der Sieg wiederangesiedelt wurden. Sie gehören zu den faszinierenden Wanderfischen, die zur Paarung und zum Ablaichen hoch in die Sieg ziehen. Sind die Jungfische nach ein bis zwei Jahren herangewachsen, dann schwimmen sie rund 5000 Kilometer bis nach Grönland, um sich dort an Kleinkrebsen satt zu fressen. Wenn sie nach einem Jahr geschlechtsreif sind, finden sie wieder zurück in ihr Geburtsgewässer. Für Angler sind sie allerdings tabu, weil sie zu den bedrohten Arten gehören.

Die Aktivangler haben es stattdessen auf die Raubfische abgesehen. Hecht und Zander sind ihre Zielfische. Rund um die Siegmündung gibt es zahlreiche aussichtsreiche Stellen für den Hobbyangler mit dem Gummifisch als Köder.

Für Touristen, die selbst nichts mit Angeln im Sinn haben, bleibt aber nur das Zuschauen. Denn wer an einem Fluss wie der Sieg angeln möchte, der muss einen Angelschein besitzen und zusätzlich einen Fischereierlaubnisschein für den entsprechenden Flussabschnitt.

Aber auch ohne Angel und Reuse ist der Sonnenuntergang an der Sieg am Ende eines schönen Sommertages ein Erlebnis. 

Weitere Tipps an der Sieg:

Picknick: Ein beliebter Platz zum Verweilen mit einem kleinen selbst mitgebrachten Imbiss ist auf Höhe der Bergheimer Personenfähre, kurz vor der Mündung der Sieg in den Rhein. Dort ist ein kleiner Kiesstrand.

Angeln: Wer einen Angelschein besitzt, kann für die untere Sieg zwischen Meindorfer Sportplatz und Rheinmündung einen Ein-Tages-Fischereischein für fünf Euro erwerben. Die Erlaubniskarten sind in Angelläden erhältlich.

Kanufahren: Die Sieg ist mit dem Kanu oder Kajak beschiffbar. Einstiegsstelle ist unter anderem in Siegburg-Zange unter der Brücke B 56. Die Paddeltour von Siegburg bis zu Siegfähre bei Bergheim dauert rund drei Stunden.

Schlechtwetterprogramm: Das Siegburger Stadtmuseum zeigt Exponate der Stadtgeschichte von der Frühzeit bis heute. Es hat Dienstag bis Samstag von 10 bis 17 Uhr geöffnet, sonntags sogar bis 18 Uhr. Eintritt 3/2 Euro.

Für Kinder: Einen besonderen Reiz für Kinder und Erwachsene dürfte das Fischereimuseum Bergheim haben. Es ist sonntags von 12 bis 17.30 Uhr geöffnet. Adresse: Nachtigallenweg 39, Troisdorf-Bergheim. Eintritt frei.

Picknick-Rezept:

Zutaten: 75 g Glasnudeln 1 El Öl 0,5 cm Ingwer, fein gehackt 1 Knoblauchzehe, fein gehackt 5 EL Limettensaft 2 EL Fischsauce ggf etwas Zucker 200 g Räuchertofu in Würfeln oder gekochte Garnelen 1 kleine Schalotte oder rote Zwiebel, in feine Streifen geschnitten 1 Frühlingszwiebel, in feine Ringe geschnitten 1 Stange Staudensellerie, in feine Scheibchen geschnitten kleine Handvoll Koriandergrün, grob gehackt Geröstete Erdnüsse, grob gehackt

Zubereitung: Glasnudeln mit kochendem Wasser übergießen, fünf Minuten ziehen lassen, abgießen.

Ingwer und Knoblauch in Öl anschwitzen, mit Limettensaft und Fischsauce ablöschen; wer mag, mit Zucker süßsauer abschmecken, Tofu oder Garnelen darin schwenken.

Lauwarm über die Nudeln geben, mit Gemüse und Koriander vermengen, in verschließbare Gläser verteilen; wer mag, mit Erdnüssen bestreuen.

(Rezept: Schatzbergalm, Diessen)

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