Basecamp oder Hausboot?Indoor-Camping und andere originelle Übernachtungsorte in NRW

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Ein Blick ins BaseCamp in Bonn.

  • Wie schläft es sich in einer Gondel oder in einen Airstream? Wir haben es mit Familie im Basecamp in Bonn getestet.
  • Außerdem: Acht weitere Tipps für ungewöhnliche Übernachtungen in NRW - vom Bauwagen bis zur Zeche

Zugegeben, es war vielleicht nicht die allerbeste Nacht fürs Basecamp. Auch die Halle im Bonner Stadtteil Dottendorf war erfüllt von der Hitze, und so standen die insgesamt 13 alten Wohnwagen, die vier Airstreams und die Schlafwagen fast wie auf einem echten südeuropäischen Freiluft-Campingplatz – aber eben alles unter einem rheinischen Dach.  Halle? Wohnwagen? Wir reden von Indoor-Camping!

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Ein nächtlicher Blick aufs Basecamp von außen...

Das Basecamp war bis zum Jahr 2002 das Hochlager der Kosmetikfirma Lancôme, die auf dem Gelände ihren Sitz hatte. Als die sich aus Bonn verabschiedete, wurde lange überlegt, was mit dem nicht besonders attraktiven Gelände passieren soll. Aldi? Lidl? Keine Entscheidung. Bis dann der Hotelier Michael Schlößer, der noch zwei weitere Hotels in Bonn betreibt, 2012 die Idee zu dem Indoor-Campingplatz hatte. Die Halle konnte im Grundsatz wie zu Lancôme-Zeiten bestehen bleiben – die „Hotelzimmer“ wurden einfach reingestellt.

Historische Wohnwagen und Retro-Camper

Den Initiatoren hatten es vor allem historische Wohnwagen angetan, fündig wurden sie bei spezialisierten Händlern – deren Zentrale übrigens von Holland ihr Geschäft abwickelt. Die meisten der Bonner Wohnwagen stammen ursprünglich aus Osteuropa, weil dort noch vergleichsweise viele in Gebrauch sind. „Die Airstreams haben wir direkt in den USA gekauft, Key West, Florida“, berichtet Thomas Lenz, Pressesprecher des Basecamps. Im August 2015 übernachteten die ersten Gäste im Basecamp.

Test-Übernachtung mit Familie

Und jetzt also auch wir: Mein Sohn Philipp, sein Freund Jasper und ich. „Cool“ meinen die beiden, als wir die aufgeheizte Halle betreten und einen Blick herum werfen. Unten die Wohnwagen in allen Größen, Farben, alle mit netten „Vorgärten“. Oben die Galerie, auf der eine kleine Küche untergebracht ist, ein Kühlschrank, Bänke, Stühle Tische.

Schlafen in einer Gondel

Gedanken an frische Bergluft können sich die beiden Jungs machen, schlafen sie doch in einer Gondel, die ursprünglich aus Lenzerheide in der Schweiz stammt. Früher stand dort ein französischer Milchtransporter.„ Ganz schön geräumig“, freut sich  Philipp. Die Gondel ist für vier Personen ausgelegt, mutet wie ein alpenländisches  Gästezimmer an.  Rot- und blauweiß-karierte Gardinen.  Philipp nimmt das Doppelbett für sich in Anspruch, Jasper bekommt die Couch.

Ich steige in den „Nautilus“, ein ausgesprochen stilvoller Brutkasten mit einer Glaskuppel auf dem Dach. Der Gag erwies sich übrigens in der Nacht als etwas nervig, weil selbst das gedimmte Hallenlicht in den kleinen Wohnwagen schien. „Sie hätten Bescheid sagen sollen“, meint Lenz – dann hätte man was drübergelegt. Manche würden jedoch den Blick in den Himmel lieben, sagt Lenz. Früher mag ja sein, aber an die Hallendecke?  

Vor der Nachtruhe ist jedoch erst einmal das (frühe) Nachtmahl angesagt. Wir treffen uns  vor der Gondel, die von alten Skibrettern eingezäunt ist, zu mitgebrachten Nudelsalat und Würstchen,  Laugenbrezel, einem Bier für den Vater und Limo für die Jungs. So langsam trudeln andere Gäste ein, eine Fahrradtruppe macht Station, nebenan spielen Kinder von einem Schweizer Ehepaar auf einem überdimensionierten Verkehrsteppich. Auch das ist eine Besonderheit: die  Bonner Basecamper begnügten sich nicht mit den Wohnwagen, sondern kümmerten sich um die Umgebung: „Wir haben eine Filmsetdesignerin engagiert.  Marion Seul verpasste jedem Wagen ein eigenes lustiges Thema plus Vorgarten und Innenausstattung“, sagt Lenz.

Ungewöhnliche Übernachtung in Bonn

Und woher kommen die Gäste? „So unterschiedlich, wie man es sich nur vorstellen kann. Eines haben sie allerdings gemeinsam: Sie mögen es lustig, ungewöhnlich und wollen einfach Spaß haben.“ Da ist von der Schulklasse über Studenten, Rucksack-Touristen, jungen Familien, Clubs und Vereinen so ziemlich alles dabei. „In der Woche machen auch oft Geschäftsreisende bei uns Station, weil sie die Abwechslung vom normalen Hotelalltag mögen.

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Ein Blick ins BaseCamp in Bonn.

Vielfach heißen wir auch Senioren willkommen, die früher große Campingfans waren und bei uns ein bisschen die alten Zeiten aufleben lassen.“ Die Bonner beherbergten schon Gäste aus der ganzen Welt.  Ein Bridgeclub mit älteren Frau mietete den Tourbus, in dem bis zu 14 Personen schlafen können.  Geschäftsleute halten in dem ungewöhnlichen Ambiente sogar Konferenzen ab.

Hochzeitsantrag im Cowboylook

„Aber auch aus der näheren Umgebung kommen Gäste zu uns“, sagt Thomas Lenz. Fast logisch, dass das ungewöhnliche Ambiente auch ungewöhnliche Gäste anzieht. So hatte eine Hochzeitgesellschaft einige Wagen gemietet, zu der sich ungeplant ein Harley-Davidson-Club aus Holland gesellte. Nach einer halben Stunde hatten sich die Gruppen vermischt, feierten zusammen und fuhren mit den Maschinen umher – „natürlich draußen“, erzählt Lenz. Zwei Amerika-Fans hätten im Cowboylook in einem der Airstreams übernachtet. Dabei sei er vor dem Wagen vor ihr öffentlich auf die Knie gegangen und hat ihr einen Heiratsantrag gemacht.

Auch die Band „Fettes Brot“ hat schon im Basecamp übernachtet  und spielte dort für 200 Gäste. Etwas mehr Platz brauchte da schon das Beethoven-Orchester. Für sein Konzert haben die Musiker teilweise in Wohnwagen gesessen.

Ungewöhnliche Übernachtungsmöglichkeiten in NRW:

BaseCamp Young Hostel

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Trabi mit Schlafstätte

13 Retro-Wohnwagen, zwei Schlafwagen, vier Original US-Airstreams und andere ungewöhnliche Behausungen gibt es im Basecamp unter einem Dach. Vor der Halle gibt es Grillmöglichkeiten, es gibt einen Imbiss mit Biergarten und eine Bahnhaltestelle ist auch fußläufig erreichbar. Die günstigste Übernachtung im Trabi kostet 35 Euro, die Gondel für vier Personen 125 Euro (Frühstück inklusive). Duschen vor Ort.   BaseCamp Young Hostel In der Raste 1, 53129 Bonn 02 28/93 49 49 55 stay@basecamp-bonn.de

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In der Zelle

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Eine Nacht im Knast – mal was ganz anderes

Wenn es nur für eine Nacht ist – dann doch gerne: Im Alten Amtsgericht im Teutoburger Wald hat der Verein „Rast im Knast“ Gefängniszellen zu Gästezimmern umgebaut. Eine Übernachtung kostet 29,90 Euro pro Person.  Für das möglichst authentische Erlebnis stehen in den Zellen Metall-Etagenbetten, zum Abendessen kann man eine Henkersmahlzeit im angegliederten Restaurant zu sich nehmen. Für 5 Euro gibt es einen gestreiften Knastanzug zum Schlafen. Bettwäsche wird gestellt. Das Frühstück kostet 9,90 Euro – danach ab in die Freiheit.

Altes Amtsgericht Petershagen Mindener Str. 16, 32469 Petershagen 05707 800 120 www.mehdis-kultur.de

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Zelten im Zoo

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Wetterfeste Pfadfinderrundzelte werden im Zoo aufgebaut.

Tagsüber werden die Tiere gefüttert. Abends, wenn die letzten Besucher den Zoo verlassen, schlägt man die  Zelte auf und macht es sich am Grill gemütlich. Als Schlafplatz stellt der Zoo Pfadfinderrundzelte bereit. Im Preis   – Erwachsene 175 Euro,  Kinder 125 Euro  –   enthalten sind die Mahlzeiten. Isomatten und Schlafsäcke bringen die Teilnehmer selbst mit. Der Zoo organisiert die Veranstaltungen immer an Wochenenden (von 11 Uhr samstags bis 11 Uhr sonntags), die Termine sind schnell augebucht. Zoologischer Garten Riehler Straße 175, 50735 Köln, 0221/77 85-243 zoobegleiter@koelnerzoo.dew www.koelnerzoo.de

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Bauwagen

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Neben den Bauwagen kann man in Mülheim auch Kanus mieten.

In einem der vier rot-weißen Bauwagen direkt am Ufer der Ruhr in Mülheim übernachten – romantischer kann man es sich kaum vorstellen. In zwei großen Bauwagen mit kleiner Küche finden Familien Platz, zwei kleineren Wagen sind für bis zu drei Personen geeignet. Bauwagen 1 ist außerdem mit einer Heizung ausgestattet, in allen Wagen gibt es fließend Wasser, Dusch- und WC-Anlagen gibt es auf dem Campingplatz. Preise (bei Zweier-Belegung): Großer Bauwagen 65 Euro pro Nacht. Kleiner Bauwagen 55 Euro (weitere Person je 5 Euro). Bei der Anmietung von Bauwagen und Kanadier gibt’s Vergünstigungen. Kanu Kettwig Mintarder Str. 139, 45481 Mülheim 0174/23 23 257 www.kanu-kettwig.de

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Trafohotel

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Interessante Architektur im alten Trafohaus in Solingen

70 Jahre lang versorgten die Bergischen Elektrizitätswerke  den historischen Stadtteil Gräfrath in Solingen aus diesem Transformatorenturm mit Strom – heute sorgt er für ein unvergessliches Übernachtungserlebnis. Der gemütliche Wohnraum mit seinen 20,5 Quadratmetern verfügt über eine Sonnenterrasse, offenen Kamin und Parkblick. Im Kaffeehaus direkt nebenan gibt es frischen Kaffee und ein Frühstück.  Die Nacht auf der Schlafempore im Trafoturm, im malerischen Zentrum von Gräfrath gelegen, kostet 125 Euro (ohne Frühstück), ab vier Nächten 99 Euro. Hotel Trafohaus Garnisonsstraße 26, 42653 Solingen 02 12/25 91 819 www.hotel-trafohaus.de

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Abwasserrohr

Das Parkhotel Bernepark

Das Parkhotel Bernepark

Eine Betonröhre als Schlafgemach? Was sich im ersten Moment wenig verlockend anhört, ist zumindest absolut ungewöhnlich: Schlafen im Abwasserrohr. Einen Durchmesser von zwei Metern und eine Länge von 2,60 Meter haben die insgesamt fünf „Hotelzimmer“.  Im Bernepark in Bottrop. Am früheren Klärbecken schlafen die Gäste in handelsüblichen Kanalrohren, die sich trotz der spärlichen Ausstattung so großer Beliebtheit erfreuen, dass sie schnell ausgebucht sind. Für Nacht mit Blick durchs Bullauge wird nach dem „Pay as you want“-System bezahlt, lediglich eine Buchungsgebühr von 20 Euro fällt an.  Ausgestattet sind die Rohre mit einem elektronischen Zutrittssystem.

*Das Parkhotel kann im Zeitraum vom 1. Mai bis zum 30. September gebucht werden.*

Bernepark Ebelstraße 25a, 46242 Bottrop 0 20 41/37 54 – 840 www.bernepark.de

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Zeche

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Früher gab’s hier Geld, heute Zimmer: die Alte Lohnhalle

Schöne und auch noch denkmalgeschützte Zechen gibt es einige im Ruhrgebiet. Mit den Hotels verhält es sich genauso. Das Besondere an der alten Lohnhalle in Essen: Sie kombiniert beides auf ausgesprochen originelle Art – und bietet so mehr als das übliche Hotel-Einerlei. Die „Alte Lohnhalle“, wo früher das Geld an die Kumpel ausgezahlt wurde, verbindet Industriekultur und Tourismus. Und wer will, kann die Zechenführung dazu buchen. 17 Zimmer werden geboten, vom Einzel- über Doppel- bis zum Drei-Bettzimmer (75 bis 110 Euro.)  Exklusiv: das Zahlmeister-, Steiger- oder das Zechenstudio (ab 105 Euro).   Alte Lohnhalle Rotthauser Straße 40, 45309 Essen 02 01/85 76 57 70 www.alte-lohnhalle.de

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Auf dem Wasser

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Hausboote am Niederrhein

Direkt am Diersfordter Waldsee in Wesel liegen fünf Hausboote mit schönen Blick auf die vielfältige Pflanzen- und Tierwelt der Region. Damit einem davon nichts entgeht, verläuft eine rund 60 Quadratmeter große Terrasse rund um die Boote. Bei einem Mindestaufenthalt von zwei Nächten kostet eine Nacht ab 165 Euro.

Hausboot Niederrhein Schüttwich 19, 46487 Wesel, Bislich +49 (0) 28 59 / 17 02 11 www.hausboot-niederrhein.de

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Baumhäuser

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Baumhaus „Emma“ im Gasthof zu den Linden im Sauerland.

Nach dem Wasser in die Luft: lm sauerländischen Kirchhundem können Urlauber naturnah nächtigen, beim Gasthof „Zu den Linden“ sind nämlich in eine Baumkrone zwei Häuser gebaut worden. Auf  50 Quadratmetern bieten sie Platz für bis zu fünf Personen. Übernachtungen inkl. Frühstücksbüffet für zwei Personen kosten für drei Nächte 336 Euro, für vier Nächte 408 Euro. Jede weitere Person ab drei Jahren kostet 20 Euro pro Nacht.

Gasthof Zu den Linden Hauptstr. 15, 57399 Kirchhundem  0 27 23/7 26 25 www.gasthof-zu-den-linden.de Auf Google Maps anzeigen

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