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Rheinland für EntdeckerMit dem Maashopper auf Erkundungstour

Lesezeit 7 Minuten
Maashopper

30 Meter lang, acht Meter breit: Der Maashopper bietet Platz für 200 Passagiere

Es ist noch ruhig an diesem sonnigen Sonntagmorgen im bekannten niederländischen Klosterdorf Steyl, nur wenige Kilometer hinter der deutschen Grenze gelegen. Die weithin sichtbaren Kirchtürme des Missionshauses St. Michael heben sich klar vor dem blauen Himmel ab, nur vereinzelt flanieren Fußgänger durch den Ort, ein paar Radler rollen am Ufer der Maas entlang. Dieser Fahrradweg, genauer: eine Stelle zwischen Veerweg und Maashoek, unterhalb des Botanischen Gartens Jochumhof, ist Startpunkt unserer Tagestour.

Wer einen festen Anlegesteg sucht, liegt allerdings falsch, denn der Maashopper braucht nur ein Schild, auf dem die Fahrzeiten ausgewiesen sind, als Orientierungspunkt. Warum, das sehen wir, als das Schiff von Süden herankommt: Wie Kapitän Onno Ludin (46)  später noch einmal erklärt, bohren sich  für sicheren Stand vorne und hinten am Schiff zwei Pfähle in den Flussboden, danach schwenkt die 14 Meter lange Gangway ans Ufer. So spart er das Festmachen mit Leinen – und jede Menge Zeit. Außerdem kann er nun seine Gäste persönlich an Bord begrüßen: „Welkom aan boord!“

Und das sind einige, denn wie aus dem Nichts hat sich auf einmal eine Menschentraube um den Haltepunkt gebildet: Familien mit Kindern, Fußgänger, Radfahrer – alle wollen mit. Onno Ludin und seine Kollegin Baudien Dekker haben alle Hände voll zu tun:  Tickets ausgeben, Radlern die Fahrrad-Abstellplätze im Schiffsinneren zuweisen und innerhalb von zehn Minuten wieder ablegen. Aber das läuft wie am Schnürchen, schließlich fährt der Kapitän den Maashopper seit 2005. Sprachprobleme gibt es nicht: Onno Ludin und seine Besatzung sprechen und verstehen sehr gut Deutsch, sie  haben sich eingestellt auf  Gäste aus dem Nachbarland, die  gut die Hälfte der Passagiere ausmachen.

Nachdem auch wir unsere Fahrräder geparkt haben, wird bei dem schönen Wetter ein Platz auf dem vorderen Außendeck auserkoren. Auch auf dem Oberdeck haben sich zahlreiche Passagiere eingefunden, um sich den Fahrtwind um die Nase wehen zu lassen. Zugegeben: Bei einer Geschwindigkeit von 15 km/h ist „Wind“ nicht ganz der korrekte Ausdruck, aber eine leichte Brise erfrischt durchaus bei  sommerlichen Temperaturen.  In einer halben Stunde schippert Onno Ludin den Maashopper jetzt zur ersten Station: Bis Venlo geht es durch viel Grün auf beiden Seiten des Flusses. Dann taucht  am rechten Ufer die Silhouette der Stadt auf, moderne Wohnhäuser an der Maas, die schön angelegte und modernisierte Havenkade und Maaskade mit  Cafés und Restaurants.

Die maashopper

Fahrplan:  Im Juni Samstag, Sonntag, Mittwoch;  Juli und August  zusätzlich  auch Dienstag und Donnerstag;  September nur Samstag und Sonntag. Barrierefrei: Platz für  200 Passagiere Platz,  150 Fahrräder. Zugang mit Rollstuhl möglich. Preise: Je nach Fahrtdauer    2,50  bis 15 Euro  (komplette Rundfahrt),    Kinder unter vier Jahren frei. Weitere Informationen: www.maashopper.nl

Wieder geht es schnell: Schiff stoppen (Haltepunkt wenige Minuten vom Zentrum), Pfähle ausfahren, Gangway schwenken, Passagiere rein und raus. Wer mag, kann jetzt bis zur Rückkehr des Maashoppers in zwei Stunden die Innenstadt erkunden und auch sonntags einkaufen. Wir fahren weiter – eine Stunde bis Arcen. Und es wird – falls das überhaupt möglich ist – gleich hinter dem  Industriehafen von Venlo noch gemütlicher, die Umgebung noch ländlicher, und der Blick hat Platz zu schweifen. Grüne Wiesen wogen im Wind, Kühe stehen am Ufer oder gar  im Wasser, Angler haben ihre Leinen ausgeworfen. Die Maas ist tatsächlich so sauber, dass man die Fische essen kann, erklärt Kapitän Onno. Der hat jetzt Zeit für einen kurzen Plausch, lässt den Autopiloten arbeiten.

Grob geschätzt 7000 Mal ist er die Strecke inzwischen gefahren, da kann man auch schon mal „freihändig Fahrrad fahren auf dem Wasser“, natürlich ohne den Verkehr ganz aus dem Blick zu lassen. Dieser ist auch heute rege, neben  Frachtschiffen und den Fähren, die Fußgänger und Radler vom einen Ufer der Maas zum anderen befördern, sind auch viele Freizeitkapitäne mit ihren Yachten unterwegs.

Das beste Eis des Landes

Zweimal pro Fahrtag bedient Onno Ludin die Runde Steyl-Venlo-Arcen und zurück, er  ist zwischen 11 und 17 Uhr unterwegs. „Manche Leute fahren nur eine kurze Strecke, andere bleiben drei Stunden für die ganze Rundfahrt an Bord“, erzählt er. Und die wollen natürlich auch versorgt werden, so wie zum Beispiel heute die Gruppe belgischer Hobbygärtner, die einen Wochenendausflug zu Gärten und Parks in der niederländischen Provinz Limburg geplant hat.

Bei  Lauchsuppe mit belegten Brötchen stärken sie sich für den Besuch in den bekannten Arcener Schlossgärten. Auch kühle Getränke hat der Maashopper  an Bord sowie diverse  Snacks. Besonders beliebt sind im Sommer die Pfannkuchenfahrten ab Steyl – zwei Stunden geht es dann am frühen Abend die Maas entlang bis zum Industriehafen Venlo und zurück: Tagessuppe, Pfannkuchen und Eis inklusive.

Jetzt ist die Anlegestelle in Arcen  in Sicht, direkt unterhalb des historischen Ortskerns. Wer später mit dem Maashopper nach Steyl zurückfahren möchte, hätte jetzt drei Stunden Zeit, das hübsche ehemalige Festungsstädtchen zu erkunden, bis das Schiff zurück ist. Wir verabschieden uns allerdings vom Kapitän und nehmen unsere Fahrräder wieder in Empfang. Onno Ludin gibt uns noch ein paar Tipps mit auf den Weg: „Bei der Hertog-Jan-Brauerei gibt es das Bier von hier und einen gemütlichen Biergarten. Und natürlich dürft ihr eines der besten Eis-Angebote der Niederlande nicht verpassen, gleich hier am Anleger beim Ijssalon Clevers.“ Wird gemacht, Herr Kapitän – in dieser Reihenfolge.

Pläne für die nächste Tour

Mit den Rädern gleich an der Maas entlang Richtung Norden ist in ein paar Minuten hinter dem Ort die  Brauerei erreicht, wo man sich erst mit etwas Herzhaftem stärken kann, bevor das wirklich sehr leckere Eis den süßen Abschluss bildet. Für den Rückweg nach Steyl folgen wir mit den Rädern dem ausgeklügelten niederländischen Knotenpunktsystem. Die Route haben wir vorab im Internet geplant, sie führt vorbei an den Schlossgärten Arcen über Velden am Maasufer entlang und durch nette Dörfchen vorbei an der Venloer Innenstadt, bevor wir nach etwa 20 Kilometern wieder den Ausgangspunkt in Steyl erreichen. Den Maashopper haben wir unterwegs vom Ufer aus auch noch einmal wiedergesehen – und gleich  Pläne für die nächste Tour geschmiedet.

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Tipps rund um den Ausflug

Anreise nach Steyl: Aus Düsseldorf über die A52 und A61 Richtung Venlo, ab Grenze der A74 folgen, erste Ausfahrt nach der Grenze Nr. 16 Venlo Zuid, danach rechts Richtung Tegelen, Steyl; in Steyl den Schildern Richtung Fähre Baarlo-Steyl zum Maasufer folgen, Parkmöglichkeiten an den Straßen im Ort oder beim Kloster.

Für Radfahrer: Dank des ausgeklügelten Knotenpunktsystems in den Niederlanden ist es einfach, sich eine individuelle Radtour zusammenzustellen. So geht es zum Beispiel ab dem Raadhuisplein in Arcen los mit Nr. 25 ->93 (Schlossgärten)->92->28->84->96->7->8->5 (Endpunkt in Steyl). Für Kinder geeignet: die Fahrt gleicht einer  Schnitzeljagd nach dem nächsten Knotenpunkt. Infos unter:  www.route.nl

Alternativ: Rückfahrt nach Steyl am gegenüberliegenden Maasufer  (ca. 23 Kilometer), hier lockt besonders im Sommer das „Rosendorf“ Lottum mit seiner Blumenpracht. Fähren und Brücken ermöglichen  in regelmäßigen Abständen die Überquerung des Flusses (Knotenpunkte: 25, 26, 98, 91, 81, 83, 6, 11, 9, 59, 4, 5).

Einkehr: An allen drei Halteorten gibt es ein abwechslungsreiches Gastronomieangebot. Urig in Arcen: Brauerei Hertog Jan, Kruisweg 44 (Brauereiführung mit Reservierung möglich; großer Brauerei-Shop), mit gegenüberliegendem Biergarten und Bierpipeline über der Straße, große Auswahl an Biersorten sowie deftigen Hauptgerichten. Außerdem: Ijssalon Clevers (Raadhuisplein 11), Kornbrennerei „Ijsvogel“ in einer historischen Wassermühle (Schans 20 a, gegenüber Schlossgärten) mit Terrasse und Maasblick, über 60 Sorten Genever und Liköre, herzhafte Häppchen. Schick in Venlo: Auf dem Maasdeich sitzt man schön mit Blick auf Fluss und Promenade im Eiscafé Fantastico. Gemütlich in Steyl: Brasserie ’t Vaerhóes an der Maas, Snacks, Hauptgerichte, aber auch ein „lekker stuk Limburgse vlaaie“ mit „een kopje koffie“.

Sehenswert: Schlossgärten Arcen, eine gepflegte Gartenanlage rund um das Schloss aus dem 17. Jahrhundert, Themengärten, Teichlandschaften, Spielmöglichkeiten für Kinder, auch das Schloss kann besichtigt werden,  geöffnet täglich 10-18 Uhr. www.kasteeltuinen.nl

Steyl: Das Klosterdorf ist Heimat der Steyler Missionare, deren Gemeinschaft dort 1875 von Pater Arnold Janssen gegründet wurde.  Im Missionsmuseum werden exotische Kunst- und Kulturgegenstände  so präsentiert, wie es vor mehr als 100 Jahren begonnen hat. Geöffnet Di-Sa 11-17 Uhr, So 13-17 Uhr,   www.missiemuseumsteyl.nl

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