Rheinland für EntdeckerWo Max Ernst einst tanzte, werden heute seine Werke gezeigt

Lesezeit 6 Minuten
max ernst museum max

Das Max Ernst Museum in Brühl hat sich zum Publikumsmagneten entwickelt. Mehr als 50 000 Besucher kommen Jahr für Jahr.

  • Gehen Sie mit uns auf Sommerreise: In unserer Serie „Rheinland für Entdecker“ geben wir Tipps für Ausflüge und Kurzurlaube in unserer Heimat.
  • Dieses Mal geht es nach Brühl. Das Max Ernst Museum nimmt uns mit auf die Spuren des berühmtesten Brühler Sohns.
  • Lesen Sie hier auch alle bereits erschienenen Ausflugstipps aus unserer Sommerserie „Rheinland für Entdecker".

Zwischen Idee und Umsetzung liegt ein Weg, der schöner kaum sein könnte. Auf den wenigen Hundert Metern von seinem Schreibtisch in der Verwaltung im Geburtshaus von Max Ernst zu den Ausstellungsräumen des Max Ernst Museum Brühl des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) passiert Direktor Achim Sommer täglich das Schloss Augustusburg und den prachtvollen Park mit den barocken Blumenbeeten und jahrhundertealten Bäumen. „Das ist auf jeden Fall ein Plus. Auch wenn ich nur selten Zeit habe, diese schöne Umgebung zu genießen“, sagt der Museumschef.

In seinem Büro an der Brühler Schlossstraße kreisen die Gedanken um die perfekte Präsentation der Werke des berühmtesten Sohnes der Stadt: Max Ernst. Zum Tragen kommen die Ideen und Konzepte im Museum an der Comesstraße. Bilder, Grafiken, Skulpturen und Plastiken werden in einem Gebäude gezeigt, das 1844, zeitgleich mit dem Bau der Eisenbahnstrecke Köln-Bonn, als weitere Attraktion des Naherholungsgebiets Brühl errichtet wurde und zunächst als Ausflugslokal diente.

Besuchermagnet in Brühl

Die Zeiten mit Tanz und weniger frommen Amüsement sind längst vergangen, die Anziehungskraft ist aber wieder zurück. Mehr als 50.000 Besucher kommen Jahr für Jahr, seit das Max Ernst Museum im September 2005 seine Pforten öffnete. Man müsse das Haus der Öffentlichkeit so vorstellen, dass es trotz der großen Konkurrenz vor allem in Köln und Bonn nicht übersehen werde, meint der 62-jährige Sommer. Darin bestehe die Herausforderung.

Alles zum Thema Phantasialand

Schon die äußere Erscheinung beeindruckt: Die Kölner Architekten Thomas van den Valentyn und Seyed Mohammad Oreyzi ergänzten das entkernte hufeisenförmige Benediktusheim mit einem schlichten Glaskubus. Hinter der weißen Fassade schufen sie Räume, die Wechsel- und Dauerausstellungen auf einer Fläche von rund 1500 Quadratmetern ermöglichen, aber den ursprünglichen Charakter mit Tanzfläche und Séparées bewahren.

Brühler hatten Sorge um ihre Töchter

„Max Ernst selbst hatte zu Lebzeiten eine besondere Beziehung zu diesem Gebäude“, erklärt Sommer. In jungen Jahren bewies der Künstler auf dem Parkett des damaligen Pavillons sein Können als Tänzer. Und es seien nicht seine Arbeiten gewesen, die die Brühler Bürger geärgert hätten, hat der 1891 geborene Max Ernst einst erzählt – seine  Qualitäten als Tänzer hätten den Brühlern aus Sorge um ihre Töchter nicht gefallen.

Ganz ernst dürfte er diese Worte nicht gemeint haben. Ohnehin habe sich der Mann, der maßgeblich zur Entwicklung der Kunst des vergangenen Jahrhunderts beigetragen habe, durch  Witz, Selbstironie und schwarzer Humor ausgezeichnet, wie Achim Sommer versichert .

Den Nationalsozialisten missfiel seine Kunst

Ernst kam als drittes von insgesamt neun Kindern des Taubstummenlehrers und Laienmalers Philipp Ernst und seiner Frau Luise in Brühl zur Welt. Zur Schau gehört ein Bild des Vaters, das den fünfjährigen Maximilian Maria Ernst als kleinen Jesus zeigt. Er studierte in Bonn Philosophie, Psychologie und Kunstgeschichte, verfolgte jedoch früh den Plan, Maler zu werden. Nach dem Ersten Weltkrieg beteiligte er sich an der Dada-Bewegung in Köln. 1922 zog er nach Paris und schloss sich den Surrealisten an. Den Nationalsozialisten missfiel seine Kunst, seine Art zu denken. In Frankreich wurde er mehrfach verhaftet und flüchtete schließlich 1941 in die USA. Das gestörte Verhältnis zu seiner Heimat und auch zu seiner Geburtsstadt Brühl entspannte sich erst wenige Jahre vor seinem Tod 1976 in Paris.

Inzwischen ist die Erinnerung an Max Ernst in Brühl gegenwärtig, man ist stolz auf sein Erbe. Vor dem Rathaus sprudelt der 1971 von Ernst gestiftete Brunnen, das städtische Gymnasium wurde nach ihm benannt, und in der Eisdiele am Markt gibt es den Max-Ernst-Becher. Zentrum der Erinnerung ist jedoch das Museum. Die ständige Präsentation umfasst rund 70 Schaffensjahre: die dadaistischen Aktivitäten im Rheinland, die Beteiligung an der surrealistischen Bewegung in Frankreich, das Exil in den USA und schließlich die Rückkehr nach Europa im Jahr 1953.

Schau in stetem Wandel

Neben Bildern aus der Frühzeit verfügt das Museum über die ehemalige Sammlung Schneppenheim, die nahezu das gesamte grafische Werk von Max Ernst umfasst. Glanzlicht der Sammlung sind die 36 „D-paintings“, allesamt Geburtstags- und Liebesgeschenke des Künstlers an seine vierte Ehefrau, die Künstlerin Dorothea Tanning. Einmalig sind die  700 fotografischen Dokumente, die das Leben des Künstlers nachzeichnen. Hinzu kommen 70 Plastiken, darunter das Großwerk Capricorne.

Durch Führungen und Audioguides  erfährt man viel über Künstler und Werk. „Die Ausstellung funktioniert, ohne vorher die Biografie des Künstlers gelesen zu haben“, sagt Sommer. Es gehe Ernst häufig darum, alltägliche Gegenstände so zu kombinieren, dass etwas  Neues, Unerwartetes entstehe. „Kunst soll dazu animieren, gedankliche Grenzen zu sprengen und neue Türen zu öffnen“, sagt Sommer. Max Ernst gelinge das auf einzigartige Weise.

Neue Ausstellung ab September

Die Schau befindet sich in stetem Wandel. Immer wieder werden neue Werke gezeigt oder Vorhandenes wird neu arrangiert. Zudem gibt es Wechselausstellungen. Bis zum 4. August waren die Werke der portugiesischen Künstlerin Joana Vasconcelos zu sehen. Vom 15. September 2019 bis 16. Februar 2020 folgt eine Schau der Bildwelten des französischen Comiczeichners und Szenaristen Jean Giraud, der unter dem Namen Moebius Bekanntheit erlangte.

Sommer hat schon Tim Burton, David Lynch und andere dafür begeistert, ihre Werke in Brühl zu zeigen. Er hat mit ihnen im Biergarten des Brühler Wirtshauses im benachbarten Bahnhofsgebäude oder beim Italiener Grissino an der Kölnstraße gesessen. Auf diesen Spuren können nun die Besucher wandeln.

Service zum Ausflug nach Brühl

Museumsbesuch: Das Max Ernst Museum Brühl ist Di bis So und an Feiertagen von 11-18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet für Erwachsene 10,50 € (ermäßigt 6,50€), für Kinder und Jugendliche frei.

Comesstraße 42/Max-Ernst-Allee 1, 50321 Brühl, Tel.: 02232/57930, www.maxernstmuseum.lvr.de

Einkehr: Wer am Museum speisen will, besucht das Museumsrestaurant „DeliDeux“ mit seiner großen Terrasse. Dort bieten Michael Baumgarten und Malica Keil eine wechselnde Wochenkarte,  biologisch erzeugte Weine und Kuchen an.

Freunde guten Kaffees kommen in der Rösterei Moccafair, Bahnhofstraße 11, auf ihre Kosten. Das Herzstück ist der 15-Kilo-Trommelröster im Erdgeschoß. Hausgemachten Kuchen, eine besondere Atmosphäre und jede Menge Bücher bietet die Buchhandlung & Antiquariat Eule, Kölnstraße 27.

www.moccafair.de www.antiquariat-eule.de

Für Sportliche: Kinder und sportliche Erwachsene können sich im Kletterwald Schwindelfrei (Liblarer Straße 183) austoben. Mehr als 80 Kletterelemente bieten Herausforderungen für Einsteiger und Fortgeschrittene. Von der Innenstadt mit der Buslinie 705 über die Haltestelle „Am Wasserturm“ zu erreichen.

www.kletterwald-schwindelfrei.de

Alternative: Unweit locktseit Ende der 60er-Jahre das Phantasialand, der  inzwischen europaweit bekannte Freizeitpark mit Shows und spektakulären Achterbahnen.

meinRHEINLAND, das Freizeitmagazin für Entdecker, präsentiert in vier Jahreszeiten-Ausgaben und zwei großen Sonderausgaben Freizeit- und Ausflugstipps für die schönste Region der Welt. Sichern Sie sich jetzt das sechs Ausgaben pro Jahr umfassende meinRHEINLAND Abo, und Sie erhalten die Frühjahrsausgabe ´19 gratis dazu, zum Sonderpreis von nur 34,90 € statt 39,90 € für Abonnenten! Telefonisch unter: 0221/224 23 22 (werktags von 8 bis 18 Uhr)

www.meinrheinland.com

Anreisetipps

Mit der Bahn: Keine 100 Meter entfernt vom Max Ernst Museum halten am Bahnhof Brühl (Max-Ernst-Allee 2) Regionalbahnen aus Köln, Bonn und Wuppertal. Zu den Haltestellen Brühl-Mitte und Brühl-Nord der Linie 18  sind es zu Fuß etwa zehn Minuten.

Mit dem Auto: Wer mit dem Auto anreist, findet direkt vor dem Museum einen kleinen Besucherparkplatz. Wenige Hundert Meter vom Museum entfernt stehen die Parkplätze am Bahnhof (Max-Ernst-Allee) und am Belvedere (Burgstraße) mit rund 200 Stellplätzen zur Verfügung.

Museum auf Google Maps anzeigen.

>Hier finden Sie alle bereits erschienenen Folgen der Serie Rheinland für Entdecker: www.ksta.de/entdecker www.rundschau-online.de/entdecker

Das könnte Sie auch interessieren:

KStA abonnieren