Rheinland für EntdeckerZu Besuch im Tal der Mönche

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Siegburger Wahnbachtalsperre Arndt

Blick auf die Sieg­bur­ger Wahn­bachtal­sperre und das Se­li­gentha­ler Pegelhaus

Der Weg ist das Ziel im Tal des Wahnbachs. Ganz gleich ob zu Fuß, mit dem Fahrrad oder im Auto. Wer mit dem Wagen spazieren fährt, rollt genussvoll unter Bäumen über die Deutsche Alleenstraße aus Siegburg heran. Wer gerne zu Fuß geht, pilgert über den Mönchweg zum Kloster in Seligenthal. Ganz Unermüdliche knöpfen sich die rund 24 Kilometer lange Tagestour um die Wahnbachtalsperre vor.  Jeder dieser Wege führt in die Ruhe und Abgeschiedenheit der Natur.

„Vallis Felix“, seliges Tal, tauften Franziskanermönche im 13. Jahrhundert das schattige Bachtal im Wald. Sie prägten überhaupt das Leben im Tal für lange Zeit. Mechthild von Landsberg gründete im Jahr 1231 mit dem ihr angetrauten Grafen Heinrich von Sayn das Kloster. Ob es sich damit um das älteste Franziskanerkloster nördlich der Alpen handelt, wie auf einigen Tafeln im Tal behauptet wird, darf bezweifelt werden. Zumindest wetteifern weitere Klöster mit Seligenthal um diese Ehre. Erhalten blieb von der Bausubstanz im Wahnbachtal nach einem verheerenden Brand im Jahr 1647 ohnehin wenig.

Doch das Wirken der Mönche lieferte Grund genug, ihnen den etwas mehr als acht Kilometer langen Rundweg zu widmen, der vom Wanderparkplatz Siegelsknippen über Waldwege und asphaltierte Sträßchen führt. Nur eine nennenswerte Steigung ist auf dem Mönchweg zu bewältigen, wenn es hinauf zur Talsperre geht, die rund 800 000 Menschen in Bonn, dem Rhein-Sieg-Kreis und in Bad Neuenahr mit Trinkwasser versorgt.

Stolz auf das Trinkwasser

Der vom 1953 gegründeten Wahnbachtalsperrenverband gebaute Wasserspeicher ging 1958 in Betrieb. Nachdem der 52,5 m hohe Staudamm errichtet war, flutete das Wasser des Bachs  den 5,8 Kilometer langen See von mehr als 43 Millionen Kubikmetern. Um das Trinkwasser, auf dessen Qualität viele Einwohner der Region stolz sind, zu schützen, gilt ein Badeverbot. Fischen ist dagegen erlaubt. 

Als erfolgreichster Angler taucht Franz Schmitz in den Akten auf, der 1990 eine 18 Pfund schwere Forelle in der Talsperre an den Haken bekommen hat. Außerdem sorgt ein Fischer für den Erhalt des biologischen Gleichgewichts der Talsperre, indem er regelmäßig Blaufelchen abfischt. Aber der Gewässerschutz geht auch die Wanderer in der Umgebung an: In den Schutzzonen um das Trinkwasserreservoir dürfen die Wege nicht verlassen und keine Abfälle weggeworfen werden. Strafen von bis zu 50000 Euro drohen.

1654 machten sich die Minoriten, eine Gruppierung der Franziskaner, im „Vallis Felix“ an den Wiederaufbau der Klostergebäude. Das  fromme Leben endete 1803 mit der Auflösung des Klosters. Auch der lange Jahre als Ausflugsgaststätte angesteuerte „Klosterhof“ steht heute nicht mehr für spontane Besucher offen.

Dort wird nur noch für von langer Hand geplante Feiern oder Tagungen gekocht, genauso wie in der Villa Waldesruh in der Nachbarschaft. Wer also heute im Seligenthal einkehren will, hat schlechte Karten, weil das Ristorante Taormina als letztes verbliebenes Lokal im Ort nur am Sonntag auch mittags geöffnet hat. Aber der Hennefer Ortsteil Weingartsgasse ist nahe und dort lockt das Gasthaus Sieglinde.

Wandern wie die Mönche

Der Mönchweg ist einer von drei „Erlebniswegen Sieg“. Die rund acht Kilometer lange Rundwanderung führt  durch den Kaldauer Wald nach Seligenthal und über die Staumauer der Wahnbachtalsperre. Startpunkt ist der Parkplatz Siegelsknippen.  Ristorante Taormina, Seligenthaler Straße 5, 0 22 42/51 58. Geöffnet dienstags bis Sonntags ab 17 Uhr, sonntags  ab 12 Uhr. www.naturregion-sieg.de

Herausgeputzt werden zurzeit die frühere Klosterkirche, die seit 1834 als Pfarrkirche genutzt wird, und die Kreuzigungsgruppe auf dem alten Friedhof, die unter der Ägide der Deutschen Stiftung Denkmalschutz restauriert wird. Am Rochustag, dem 16. August, ist die nach dem Heiligen benannte Kapelle auf der anderen Straßenseite Ziel einer jährlichen Wallfahrt. Die Gläubigen weihten die barocke Kapelle 1709 dem Schutzpatron der Pilger und Reisenden. Über dem Altar ist Rochus sozusagen in seiner Dienstkleidung mit Jakobsmuschel und Hirtenstab zu sehen.

Eine ungewöhnliche Frau

Detailreich dargestellt ist auch  das Siegel der Klostermitbegründerin Mechthild von Sayn: Es zeigt eine Frau mit einem Jagdfalken auf dem Arm und lässt auf ein ungewöhnliches Frauenleben schließen, das seine Verwenderin im Mittelalter geführt haben muss.  Die Gräfin, deren Geburt zwischen 1200 und 1203 eingegrenzt werden kann, bildete mit ihrem Heinrich das, was heutzutage als Power-Couple bezeichnet wird.

Sie war die Tochter des Markgrafen Dietrich von Landsberg und seiner Frau Jutta, Tochter und Erbin des thüringischen Landgrafen Ludwig III. Also eine gute Partie, als sie um 1215 Heinrich von Sayn heiratete. Ihre Ehe hatte kein Geringerer als Papst Innozenz III. gestiftet. Eine politische Verbindung, mit der nicht nur eine jahrelange Fehde beigelegt werden konnte. Die Ehe machte Mechthilds Mann reicher , weil die Grafschaft Sayn mit ihrem mütterlichen Erbe zu einer der bedeutendsten im Rheinland wuchs, wie Thomas Bohn im LVR-Portal zur Rheinischen Geschichte schildert.

„In den Urkunden ihres Gatten kommt sie als Mitausstellerin oder Zeugin vor, was ihre aktive Beteiligung an der Herrschaftsausübung belegt“, schreibt Bohn in seinem Artikel über die clevere Gräfin, die mit Geistesgrößen ihrer Zeit bekannt oder sogar befreundet war.

So pflegte sie Umgang mit Albertus Magnus, dem Kölner Gelehrten, soll Thomas von Aquin begegnet sein. Ihr Mann Heinrich, der an einem Kreuzzug teilnahm und einen Ketzerprozess überstand, umgab sich mit Minnesängern wie Reinmar von Hagenau, der seine Qualitäten als  Herrscher besang. Doch das Paar blieb bis Heinrichs Tod 1246 ohne Erben.

Dennoch gelang es Mechthild durch  hartnäckige Wahrung ihrer ererbten Rechte, sich während ihrer 38-jährigen Witwenzeit zu behaupten. Zwar musste sie Heinrichs Besitz an seinen Neffen abtreten, aber sie verkaufte einen Teil ihres mütterlichen Erbes  und machte sich als Wohltäterin einen Namen. Und wer nicht nur in Seligenthal, sondern bei weiteren Ausflügen auf ihren Spuren wandeln möchte, bekommt dazu reichlich Gelegenheit.

Mechthild besaß die Löwenburg im Siebengebirge, die Neuerburg bei Niederbreitbach und den Grund des Kölner Zisterzienserinnenklosters Maria im Spiegel, später auch Sion genannt, wo sie ihre letzten Lebensjahre verbrachte und wohl auch begraben liegt.

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Tipps rund um den Ausflug

Die Anreise erfolgt über die A560 bis zur Ausfahrt Sankt Augustin. Links über die Bonner Straße, hinter der Bahnunterführung rechts abbiegen auf die Frankfurter Straße. Kurz vor der Sieg links in die Wahnbachtalstraße abbiegen. Entlang der Sieg auf der Deutschen Alleenstraße bis nach Seligenthal. Dort über die Talsperrenstraße bis zum Kloster oder weiter bis zum Wanderparkplatz an der Talsperre. Für Kinder gibt es in Seligenthal neben der Klosterkirche einen Spielplatz mit großer Bolzwiese.

Ein Besuch in Seligenthal funktioniert zu jeder Jahreszeit und an jedem Wochentag. Die Öffnungszeiten der Klosterkirche sind aber derzeit durch Renovierungsarbeiten unübersichtlich. Wer mit dem Rad/zu Fuß kommt, sollte Verpflegung mitbringen.

Mit einer Terrasse und einem Biergarten direkt an der Siegbrücke lädt das Gasthaus Sieglinde zu einer Rast. Geöffnet ist es montags bis samstags ab 11.30 Uhr sowie sonntags und feiertags ab 10 Uhr bis in den späteren Abend hinein. Die Küche öffnet durchgängig ab 11.30 Uhr. Brückenweg 2, 53773 Hennef, 0 22 42/14 59.  www.sieglinde-hennef.de

Schlechtwetter-Alternative: Im neu errichteten Wissenshaus Wanderfische, dem Besucher- und Fischereizentrum an der Sieg, steht das Wasser im Mittelpunkt. Die Dauerausstellung vereint verschiedene Aspekte – vom Wasserkreislauf bis hin zum Gewässer- und Fischartenschutz. Zu den Höhepunkten gehören eine Wandinstallation zur Reise der Lachse von der Sieg bis nach Grönland und zurück und eine Gewässerwerkstatt.

Geöffnet ist das Haus von Ostern bis Ende November mittwochs von 14 bis 16.30 Uhr und sonntags von 11 bis 14 Uhr. Wissenshaus Wanderfische, Wahnbachtalstraße 13/a, Siegburg, 0 22 41/1 47 35 21 www.wasserlauf-nrw.de

Paddeltouren auf der Sieg bietet unter anderem Aktive Elemente an. Anfragen mit Angabe einer Rückrufnummer per E-Mail an info@aktive-elemente.de oder unter 02 21/75 90 05 86 (auch abends bis 21 Uhr)oder unter 01 72/2 47 94 18.   www.aktive-elemente.de

Der rund 24 Kilometer lange Talsperren-Rundweg ist eine ausgewachsene Tagestour. Als Einstieg eignen sich der Parkplatz an der Staumauer oder der Parkplatz im Nordwesten von Wolperath, aber auch die  Buslinie 510 bis Seligenthal führt ans Ziel. Auf meist naturbelassenen Wegen geht es hügelig um die Talsperre, die rund 800 000 Menschen mit Trinkwasser versorgt. www.wahnbach.de

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