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Museum Insel HombroichEin Paradiesgarten für Natur- und Kunstfreunde

Lesezeit 6 Minuten
Museumsinsel Hombroich dpa Nina Zimmermann

Das Gebäude als Kunstobjekt: Zehn "skulpturale Architekturen" hat der Bildhauer Erwin Heerich für Hombroich geschaffen.

Als Sammler gehörte Karl-Heinrich Müller zu den Menschen, deren Augen größer waren, als es ihm seine Brieftasche eigentlich erlaubte.

„Das können Sie sich nicht leisten“, hörte er ein ums andere Mal, ohne sich davon entmutigen zu lassen – vernünftig war er schließlich schon im Brotberuf.

Seinen verwegensten Kauf tätigte Müller allerdings nicht mit einem Kunstwerk, sondern mit dem Gelände, auf dem er seine  Museumsinsel errichten wollte. Seit seiner Eröffnung im Jahr 1987 gehört dieses Museum Insel Hombroich zu den offiziellen Geheimtipps der rheinischen Kunstlandschaft. Es ist ein Museum wie keines sonst, eher ein Paradiesgarten für einen Sammlertraum.

Kunst zum „drinstehen“ – Erwin Heerichs „Turm“

Auf den ersten Schritten fühlt man sich geradezu in einen Naturpark versetzt, denn auch zahlreiche Wildgänse wissen zu schätzen, wie der Landschaftsarchitekt Bernhard Korte die   teilweise eingeebnete Talaue nach alten Plänen rekonstruierte und für die Museumsidee urbar machte.

Im ersten Museumsgebäude sucht man dann die Kunst vergebens – weil man schon längst drinsteht. Erwin Heerichs „Turm“ ist eine aus einem Kartonentwurf entwickelte „Skulptur“ aus Stein, Glas und Licht.

Kunsterlebnis im Wandel des Tageslichts

Spätestens jetzt hat man bemerkt, dass dieses Museum anders ist: Es gibt weder Wegweiser noch erklärende Schilder, man ist mit Werkgruppen von Kurt Schwitters, Yves Klein, Lovis Corinth oder Gerhard Graubner auf sich allein gestellt. Jedes Gebäude hat – vom Labyrinth bis zur Schnecke – seine eigene Form.

Gemeinsam ist ihnen nur, dass sie ausschließlich natürlich beleuchtet werden. Das Kunsterlebnis wandelt sich auf Hombroich nicht nur mit den Jahreszeiten, sondern auch mit dem Tageslicht.

Partnerschaften wichtig, damit Museum lebendig bleibt

Das Museumskonzept war von Anfang an auf Zuwachs ausgerichtet – weshalb sich niemand darüber ärgert, dass sich mit der Langen Foundation und der Skulpturenhalle von Thomas Schütte zwei Privatmuseen zwischen die Insel und die von Müller 1994 erworbene ehemalige Raketenstation geschoben haben.

Im Gegenteil: Seit Müllers Tod sind solche Partnerschaften wichtig, auf dass das Museum lebendig bleibt. Zwar brachte der Sammler  seinen Besitz rechtzeitig in eine Stiftung ein, doch reichen deren Erträge kaum, um Bestand und Gebäude zu pflegen und gleichzeitig in neue Projekte und Veranstaltungen zu investieren.

Auch deswegen ist aus der Insel der erweiterte „Kulturraum“ Hombroich geworden – mit Müllers wildem Garten der Künste als nicht nur im Rheinland einzigartigem Mittelpunkt.

Alles was Sie über das Museum wissen müssen

Informationen:

Museum Insel Hombroich, Minkel 2, Neuss,

täglich geöffnet, 10–19 Uhr (April bis September) Tel.02182 887-4000

www.inselhombroich.de

Anreise: Mit dem Auto über die A57, Ausfahrt Neuss-Reuschenberg, danach den braunen Hinweisschildern Museum Insel Hombroich folgen. Mit der Bahn nach Neuss-Holzheim (Fußweg von dort 25 Minuten) oder mit der S-Bahn nach Neuss-Süd und von dort weiter mit dem Bus.

Eintritt: Erwachsene 15 Euro/ 7 Euro ermäßigt. Für Kinder unter sechs Jahren ist der Eintritt kostenlos.

Steckbrief:

Das 1987 eröffnete Museum Insel Hombroich ist eine einzigartige Einheit aus Landschaft, Architektur und Kunst. Zu den Höhepunkten der Sammlung zählen Werkgruppen von Kurt Schwitters, Hans Arp und Gotthard Graubner sowie eine Vielzahl fernöstlicher Keramiken und Skulpturen.

Für Kinder:

Der Eintritt in die Museumsinsel ist für Kinder unter sechs  Jahren kostenlos, ältere Kinder und Jugendliche zahlen den ermäßigten Preis von sieben Euro.

Besondere Führungen oder Workshops für Kinder bietet das Museum nicht an, dafür ist die Insel mit ihrer vielfältigen Landschaft, den wilden Tieren und den im Freien stehenden Skulpturen beinahe so etwas wie ein großer farbenfroher Spielplatz.

Was selbstredend nicht bedeutet, dass die Kunstwerke auf der Museumsinsel Klettergerüste sind. Hier sollten Eltern auf ihren Nachwuchs achten. Gleiches gilt in der Nähe der Teiche, Tümpel und Flussarme, die sich über  das gesamte Inselgelände ziehen.

Attraktionen in der Nähe:

Auf halbem Weg zwischen Insel Hombroich und Raketenstation (ca. 15 Minuten Fußweg) liegt die Skulpturenhalle von Thomas Schütte (aktuelle Ausstellung: Paloma Varga Weisz, geöffnet Fr.– So. 10–18).

Auf der Raketenstation selbst befindet sich die Langen Foundation; dort ist derzeit ein Teil der bedeutenden Sammlung asiatischer Malerei zu sehen.

Gastronomie:

Die Verpflegung in der Cafeteria ist im Eintrittspreis inbegriffen. Es gibt Brot, Butter und Schmalz, etwas Obst, heiße und kalte Getränke und bei gutem Wetter schöne Sitzgelegenheiten im Grünen.

Online:

Der Internetauftritt der Insel Hombroich ist sichtlich in die Jahre gekommen und soll demnächst in neuem Glanz erstrahlen. Aktuell bietet die Seite keine bewegten Bilder und nur wenige Fotografien.

Den besten Eindruck hinterlassen noch die Landschaftsaufnahmen, in denen am ehesten deutlich wird, dass die Insel Hombroich eine wunderschöne Einheit aus Natur, Architektur und Kunst ist.

Lesenswert ist auch der Essay von Museumsgründer Karl-Heinrich Müller über die Philosophie seines einzigartigen Museumskonzepts. Insgesamt tut die Seite derzeit noch, als solle das Museum ein Geheimtipp bleiben.

www.inselhombroich.de

Halbpreis-Aktion:

Ab den 10. Mai bis zum 31. Mai bietet der „Kölner Stadt-Anzeiger“ gemeinsam mit der Stiftung Insel Hombroich montags bis freitags eine „Halbpreis-Aktion“ an.

Gegen Vorlage des auf Seite 1 abgedruckten Gutscheins gibt es an der Museumskasse Eintrittskarten zum halben Preis. Die Aktion gilt nicht  an Wochenenden und nicht für die Partnermuseen der Stiftung Hombroich; die Ausstellungen auf der Raketenstation sind montags bis donnerstags geschlossen.

Es können maximal zwei Karten pro Coupon erworben werden.

Über den Sammler Karl-Heinrich Müller

Im Rheinland wusste jeder, dass Karl-Heinrich Müller mit Immobilien reich geworden war, und so schlug dem Düsseldorfer „Immo-Müller“ vor allem Misstrauen entgegen, wenn er in Remagen, Köln oder seiner Heimatstadt mit der Idee eines von ihm geschaffenen Museums in der Natur hausieren ging.

Erst im Kappesland bei Neuss, zwischen Holzheim und Kapellen, stieß er 1982 auf offene Ohren – und durfte nach und nach eine teils verwilderte, teils durch Landwirtschaft planierte Auenlandschaft in die Museumsinsel Hombroich verwandeln.

Industriemakler und Kunstsammler

Als Müller 1936 in Düsseldorf geboren wurde, deutete wenig auf seine beiden Karrieren hin. Doch der Sohn eines Fabrikarbeiters stieg zu einem erfolgreichen Industriemakler auf und investierte stets alles Geld, das er übrig hatte, in  Kunst und Kulturobjekte.

Anfang der 1960er Jahre begann er, ostasiatische Keramiken  zu sammeln, später kamen moderne und zeitgenössische Künstler wie Hans Arp, Kurt Schwitters und Gotthard Graubner hinzu.

Ort, an dem Menschen dank und durch die Kunst einander begegnen können

Letzterem überließ es Müller auch, die von Erwin Heerich als begehbare Skulpturen entworfenen Museumspavillons mit Kunstwerken aus seiner Sammlung zu bestücken.

Aber Müller, der am liebsten unsichtbar blieb, wollte nicht nur ein weiteres Museum betreiben, sondern auch einen Ort erschaffen, an dem Menschen dank und durch die Kunst einander begegnen können. Er ließ auf der Insel Ateliers erbauen und Konzerte geben, 1994 kaufte er die benachbarte ehemalige Nato-Raketenstation, um Künstlern, Dichtern, Musikern und Wissenschaftlern weitere Arbeitsräume einzurichten.

„Kunst ist ein selbstständiges Wesen“

Eines Tages hatte der kinderlose Karl-Heinrich Müller dann sein gesamtes Vermögen in die Insel Hombroich gesteckt: „Ich gehe davon aus“, sagte er einmal, „dass Kunst niemandem gehört. Kunst ist ein selbstständiges Wesen.“ Als er im Alter von 71 Jahren starb, wusste er, dass sein Vermächtnis weiterlebt.

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