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Berühmte Kölner, Hügelgräber, NaturoasenDiese sechs Friedhöfe laden zum Spazieren ein

Lesezeit 6 Minuten
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Im Herbst ist der Melatenfriedhof besonders schön.

Köln – Köln beherbergt gleich 62 Friedhöfe auf seinem Stadtgebiet, die nicht nur mit ihrer ruhigen Atmosphäre, sondern auch mit ihrer wunderschönen Natur zum Spazieren einladen. Wir haben sechs dieser Friedhöfe besucht, die mit ihren Besonderheiten faszinieren und begeistern. Auf dem Westfriedhof finden sich einzigartig verzierte und geschmückte Gräber, während auf dem Melatenfriedhof viele berühmte Persönlichkeiten ihre letzte Ruhe fanden. Wer den Ostfriedhof auf der rechten Rheinseite besucht, kann frische Waldluft atmen und Abstand gewinnen. Ganz nah zum Rheinufer findet man mit dem Neuen Deutzer Friedhof ein Kleinod mitten in der Stadt und auf dem riesigen Südfriedhof kann man sogar Ländergrenzen überqueren.

Sechs Friedhöfe in Köln, die spannende Geschichten erzählen:

1. Der Westfriedhof – Vielfalt und Erinnerung

Wer den Westfriedhof durch den Haupteingang betritt, läuft geradewegs auf eine breit angelegte Allee, die dem parkähnlichen Friedhof etwas Herrschaftliches verleiht. Zwischen alten Bäumen und ruhiger Natur befindet sich das erste, städtische Krematorium Kölns, das 1937 errichtet wurde. Eine traurige Geschichte steckt hinter dem Denkmal auf der Grabstätte von Stephan Schramma: Im Jahr 2001 starb der Sohn des ehemaligen Oberbürgermeisters Fritz Schramma, weil er einem illegalen Autorennen zum Opfer fiel, die Steinfigur erinnert an das Unglück. Eindrücklich ist auch das weite Gräberfeld mit den schlichten Steinkreuzen, die an zivile Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft erinnern. Reich bepflanzt und verziert sind die zahlreichen Gräber der Sinti und Roma, von denen sich auf dem Westfriedhof besonders viele finden.

Adresse: Venloer Straße 1132, 50829 Köln, auf Google Maps anzeigen

Größe: 523.000 Quadratmeter

ÖPNV/Parken: Stadtbahn-Linien 3 und 4, Haltestelle: Westfriedhof, ein Parkplatz befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Friedhof

2. Der Südfriedhof – Weitläufigkeit und britisches Staatsgebiet

Der Südfriedhof beeindruckt mit seiner Weitläufigkeit und den wunderschönen, alten Bäumen, die dicht an dicht die Wege säumen. Der 1901 angelegte Parkfriedhof, der mit seiner vielfältigen Natur ein wahres Paradies für Spaziergänger ist, ist der größte in Köln. Auf dem Südfriedhof finden sich viele Gräber berühmter Kölner Persönlichkeiten – so fand unter anderem der erste Präsident des 1. FC Köln, Franz Kremer, hier seine letzte Ruhe. Sehenswert ist auch die achteckige Trauerhalle, die 1912 errichtet wurde. Besonders interessant sind zudem die beiden Ehrenfriedhöfe: Zum einen der Commonwealth-Ehrenfriedhof gefallener Soldaten, der tatsächlich auch heute noch dem britischen Königreich gehört; zum anderen der italienische Ehrenfriedhof, der der Stadt Köln gehört.

Adresse: Höninger Platz 25, 50969 Köln, auf Google Maps anzeigen

Größe: 615.400 Quadratmeter

ÖPNV/Parken: Bus-Linien 131 und 138, Haltestellen: Kendenicher Straße / Oberer Komarweg, Bus-Linien 131, 133 und 138, Haltestelle: Zollstock-Südfriedhof, Stadtbahn-Linie 12, Haltestelle: Zollstock-Südfriedhof; Parkplatz direkt am Friedhof

3. Der Ostfriedhof – Oase mitten im Wald

Zwischen Brück und Dellbrück liegt im rechtsrheinischen Köln der Ostfriedhof, der sich über stolze 580.800 Quadratmeter erstreckt. Wer Ruhe sucht, ist hier wunderbar aufgehoben, denn das Areal wurde als Waldfriedhof angelegt und ist bis heute nur zu einem Zehntel ausgelastet – ein wahres Paradies für Spaziergänger und verschiedene Tierarten. Seit 2006 bietet der Waldfriedhof neben traditionellen Bestattungsmöglichkeiten auch (anonyme) Baumbestattungen an. Durch die breiten Wege und die wenigen Gräber wirkt der Ostfriedhof eher wie ein waldiger Park – kein Wunder, dass man hier im Herbst auf viele Pilzsammler und Sammlerinnen trifft. Besonders interessant sind die Hügelgräber, die sogar im Landschaftsschutzplan der Stadt Köln eingetragen sind. Sie gehen zurück auf Hügelgräber aus der eisenzeitlichen Bestattungskultur, das ursprüngliche Gräberfeld wird auf circa 1200 Grabstätten geschätzt.

Adresse: Dellbrücker Mauspfad, 51069 Köln, auf Google Maps anzeigen

Größe: 580.800 Quadratmeter

ÖPNV/Parken: Bus-Linie 154, Haltestelle: Ostfriedhof; Parkplatz direkt am Friedhof

4. Der Nordfriedhof - Wunderbare Artenvielfalt

Der Nordfriedhof in Weidenpesch wurde 1895 als Entlastungsfriedhof für Melaten geplant und ist seit 1991 Landschaftsschutzgebiet. Eine reiche Artenvielfalt und alter Baumbestand machen den Charme des Parkfriedhofs aus. Gleich sechs verschiedene Fledermausarten sind auf der Anlage heimisch und Eichhörnchen flitzen besonders im Herbst über die weiten Wege. Berührend und ein ganz besonderer Bereich des Nordfriedhofs: Die Ruhestätte für „Sternenkinder“, also Kinder, die vor oder während der Geburt gestorben sind. Sehenswert ist unter anderem die 1920 erbaute Trauerhalle nahe dem Haupteingang: Der edel anmutende Bau wurde im Stil des Neoklassizismus erbaut. Auch das Grab einer echten, kölschen Ikone findet sich auf dem Nordfriedhof: Trude Herr fand hier ihre letzte Ruhe.

Adresse: Pallenbergstraße, 50737 Köln, auf Google Maps anzeigen

Größe: 479.100 Quadratmeter

ÖPNV/Parken: Stadtbahnlinien 12 und 15, Haltestelle: Mollwitzstraße; Parkplätze in unmittelbarer Nähe zum Friedhof

5. Der Melatenfriedhof – Imposante Kunst und Kultur

Der Melatenfriedhof ist vor allem für seine beeindruckenden Grabstätten und Grüfte und die vielen, prominenten Persönlichkeiten bekannt, die auf dem Zentralfriedhof bestattet wurden. Zwischen wunderschönen Engelsfiguren und reich bepflanzten Grabstätten findet man hier, mitten in der Stadt, eine Oase der Ruhe. Berühmtheiten wie der Komiker Dirk Bach oder Willy Millowitsch fanden hier ihre letzte Ruhe. Besonders bekannt: Die Millionenallee, auf der sich die teuersten Grabstätten finden. Der Friedhof entstand auf dem ehemaligen Gelände Heims für Leprakranke und Aussätzige und blickt auf eine über zweihundertjährige Geschichte zurück. Wegen der, teils kunstvoll verzierten, Grabstätten und Grüfte, ist der Melatenfriedhof nicht nur bei Spaziergängern, sondern auch bei Kunstbegeisterten sehr beliebt.

Adresse: Aachener Str. 204, 50931 Köln, auf Google Maps anzeigen

Größe: 435.000 Quadratmeter

ÖPNV/Parken: Straßenbahnlinie 1 oder 7 bis Haltestelle Melaten, Straßenbahnlinie 13 bis Haltestelle Weinsbergstraße/Gürtel; Parkplätze z.B. an der Universitätsstraße 91 oder im ampido Parkhaus

6. Neuer Deutzer Friedhof – Vogelzwitschern und berühmte Köpfe

Ein Friedhof, der das Wort „Neu“ im Namen trägt – aber eigentlich schon seit 1896 besteht? Den gibt es tatsächlich und er liegt, obwohl sein Name etwas anderes vermuten lässt, im Stadtteil Poll: Der „Neue Deutzer Friedhof“ wurde als Ersatz für den kleinen, jüdischen Friedhof an der Deutz-Kalker Straße angelegt und beherbergt einige Grabstätten ganz besonderer Kölner. So findet man hier etwa das Grab von Gertrud Ostermann, deren Grabstein mit einer Inschrift von ihrem berühmten Sohn Willi Ostermann verziert ist. Aber auch der letzte Bürgermeister von Deutz, Robert Reisch, hat auf dem circa fünf Hektar großen Friedhof seine letzte Ruhestätte gefunden und wurde mit einem Bronzerelief-Porträt verewigt. Außerdem liegt hier der Kölner Chemieprofessor Kurt Alder, der 1950 den Nobelpreis für Chemie erhielt. Im Gegensatz zu den großen Friedhöfen ist hier meist deutlich weniger los, im Schatten der vielen Bäume lässt es sich dadurch umso besser entspannen und bei einem Spaziergang kann man viele Vögel beobachten.

Adresse: Rolshover Kirchweg, 51105 Köln, auf Google Maps anzeigen

Größe: 254.800 Quadratmeter

ÖPNV/Parken: Bus-Linie 196, Haltestelle: Deutzer Friedhof Stadtbahn-Linie 7, Haltestellen: Poller Kirchweg/Raiffeisenstraße 

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