Touren für LangschläferFür diese Touren braucht keiner den ganzen Tag

Lesezeit 10 Minuten
wandern für langschläfer loga

Ausgeschlafen wandert es sich am schönsten

Kann der Wunsch nach Ausschlafen mit einer Wanderung am gleichen Tag harmonieren? Es geht doch im Frühtau zu Berge und nicht erst dann, wenn die Sonne schon am Zenit steht. Müssen anständige Wandertouren denn immer anstrengend lang sein und auch eine nennenswerte Anzahl Höhenmeter mit sich bringen, damit man sie ernst nehmen kann? 

Es geht auch anders. Wir haben Touren für Langschläfer ausgewählt: Die sich nach dem Frühstück mit Freunden treffen, eine gesellige Wanderung durch eine schöne Landschaft machen,  nicht so anstrengend, als dass nicht auch die Kids oder der nicht mehr ganz so fitte Opa mit können. Und wie es sich für eine schöne  Wanderung gehört, hat jede  Tour  ihre  Highlights, Picknickplätze und zum Ende hin eine zünftige Einkehr. Nicht zu vergessen: Wer spät aufsteht und losgeht, der erlebt vielleicht auch noch einen wunderschönen Sonnenuntergang.

Erreichbar sind die Ziele von Köln aus in weniger als einer Stunde und auf keinen Fall ist die Wanderung länger als zehn Kilometer.

Alles zum Thema Kölner Verkehrs-Betriebe

Urdenbacher Kämpe

Urdenbacher Kämpe Sven von Loga

Nördlich von Leverkusen gibt es den alten Rheinarm Urdenbacher Kämpe

Nördlich von Leverkusen gibt es den alten Rheinarm Urdenbacher Kämpe. Manchmal, wenn der Rhein gerade richtig Hochwasser hat, läuft der ganze Rheinbogen voll und die  Wiesen stehen unter Wasser. Eine Auenlandschaft, in der die Natur wieder natürlich sein darf. Bis in die 1960er Jahre wurde die Urdenbacher Kämpe durch Eindeichungen vor Hochwässern geschützt, die Heuernte der Landwirte war wichtiger als Pflanzen und Amphibien. Dann aber wurde der Deich geöffnet und sowohl das Wasser des Garather Mühlenbaches als auch das Wasser des Altrheins können nun ungehindert eindringen. So entstanden wertvolle Feuchtgebiete, wo Molche und Wasserfrösche laichen und  Graureiher, Eisvögel und Wasserralle auf Fischfang gehen.

Ohne Berge und Steigungen wandern wir durch diese naturgeschützte Landschaft und beobachten Reiher auf den Wiesen, die nach Fröschen jagen. Ein Höhepunkt unterwegs sind die Birgeler Wiesen mit ihren zahlreichen blühenden Pflanzen und Kopfweiden – dazu die Aussicht in den alten Rheinarm von der Hellerhof-Brücke und das Rheinufer südlich der Fähren mit seinen alten Bäumen, weiten Wiesen und Kieselstränden, auf denen es sich wunderbar picknicken oder träumen lässt, während  auf dem Rhein die Schiffe vorbeifahren.

Wir starten entweder vom Wanderparkplatz „Piels Loch“ in Urdenbach oder an der Autofähre Zons-Urdenbach, denn es ist praktisch, auf der Zonser Rheinseite zu parken und mit der Fähre über den Rhein zu fahren. An beiden Plätzen gibt es Tafeln mit Wegweisern. Wir können dort auswählen, welche Route wir einschlagen wollen, die Wanderwege sind im Gebiet der Urdenbacher Kämpe gut markiert. Und an beiden Startplätzen gibt es zum Ende hin gemütliche Restaurants, an denen wir den Tag ausklingen lassen können.

ÖPNV: von U-Bahn/S-Bahn Düsseldorf-Benrath mit verschiedenen Buslinien bis Urdenbach

Mit dem Auto: Parken am Wanderparkplatz „Piels Loch“ an der Straße von Urdenbach nach Baumberg und Monheim. Auch gleich  an der Zollfeste Zons gibt einen großen Parkplatz, von dort aus laufen wir nur fünf Minuten durch die Wiesen bis zu Fähre.

Navigation: 40593 Düsseldorf, Baumberger Weg (am Abzweig Stümpeweg oder Ortweg)

Einkehrmöglichkeiten: Neben dem Parkplatz finden wir das Restaurant Extratour – mit Biergarten und Wintergarten und einem exklusiven  Ausblick auf die Urdenbacher Kämpe. „Extratour zum Alten Rhein“ - Drängenburger Str. 4, 40593 Düsseldorf - Urdenbach www.extratour-urdenbach.de

Direkt an der Fähre auf der Urdenbacher Seite lädt das Haus Ausleger mit einem gemütlichen Biergarten zur Rast ein. Geöffnet Fr, Sa, So und an Feiertagen. Haus Ausleger - Am Ausleger 4, 40593 Düsseldorf-Urdenbach www.hausausleger.de

Weisser Bogen

weißer bogen loga

Den Weißer Bogen im Kölner Süden entdecken

Ganz im Süden Kölns macht der Rhein einen großen Bogen. Mittendrin liegt der Ortsteil Weiß. Zum Rheinufer hin ziehen sich von dort aus Auenwälder, Wiesen und Weiden, der Wanderer  fühlt sich in eine ferne Landschaft versetzt. Große Teile des Gebietes stehen unter Naturschutz. Soll doch einmal jemand sagen, in der Großstadt Köln gäbe es keine Gelegenheit für wunderschöne Wandertouren. Natürlich liebt der Rheinländer seinen Fluss, und die Vielfalt der Natur- und Lebensräume, die der Rhein  schafft, verblüfft immer wieder. So ist auch diese Tour im Süden Kölns vielfältig und zu jeder Jahreszeit gänzlich anders.

Los geht es in Rodenkirchen an der Uferstraße und dann einfach immer am Rheinufer entlang, wobei es – je nach Pegelstand – immer wieder Möglichkeiten gibt, ans Rheinufer zu gelangen. Kiesstrände und Uferwiesen voller Wasservögel bieten Plätze zum Träumen und Entspannen, bei schönem Wetter bleibt man einfach länger dort  sitzen. Nach wenigen Kilometern ist der Fährterminal Weiß erreicht. Dort fahren die kleinen Personen- und Fahrradfähren Krokodil und Krokolino über den Rhein nach Porz. Die Überfahrt alleine ist schon abenteuerlich, aber auf der anderen Rheinseite landet das Schiff an der Porzer Groov, wo es sich gut pausieren und einkehren lässt, wenn einem der Trubel, der dort bei schönem Wetter herrscht, nicht zu viel ist.

Wieder zurück mit der kleinen Fähre folgen wir an der Wegekreuzung nahe dem Anleger der Markierung des Kölnpfades über den Triftweg und bleiben auf diesem Weg immer geradeaus, bis über den Auenweg Rodenkirchen wieder erreicht ist. Dort am Campingplatz kann man  einkehren im Restaurant Haus Berger. Drinnen gibt es durchaus gehobene Küche, draußen aber im Sommer Biergarten und Grill, die Portionen sind ordentlich. Hundert Meter weiter stoßen wir auf das Thailändische Restaurant Sala Rin Nan mit Außenterrasse.

ÖPNV: Mit KVB Buslinie 135 bis Rodenkirchen Uferstraße

Navigation: Uferstraße 41, 50996 Köln

Einkehr: Es gibt gleich mehrere  Restaurantadressen in der Porzer Groov sowie Haus Berger am Campingplatz in Rodenkirchen.

Bensberger Hardt

bensberger hardt loga

Der Kadettenweiher auf dem Weg.

Ein leichter Wanderweg ohne nennenswerte Steigungen durch die typische Landschaft der Heideterrasse. In dieser Gegend allerdings ohne Heidekraut, dafür mit eiszeitlichen Lößablagerungen und Flugsanden, auf denen überwiegend Kiefern wachsen. Zahlreiche Vererzungen waren Grund für einen verbreiteten Erzbergbau, und so treffen wir unterwegs auf zahlreiche Spuren des früheren Bergbaus.

Wir folgen zunächst dem rotmarkierten Wanderweg Nr. 13 „Bergischer Schlossweg“ bis zum großen Grabmal für französische Soldaten, kurz zuvor biegen wir rechts ab und folgen dieser Route nun immer geradeaus, bis der Wegweiser nach rechts zum Naturfreundehaus Hardt weist. Dort inmitten des Waldes lässt es sich vorzüglich Pause machen, das Naturfreundehaus ist das alte Steigerhaus der ehemaligen Erzgrube Blücher. Ringsum gibt es noch Bergbauzeugnisse wie alte Pingen, den roten Bach und den Versuchsstollen Bärenhöhle. Nur wenige Jahre ist es her, da öffnete sich auf dem Parkplatz die Erde: Der ehemalige Maschinenschacht war eingestürzt.

Vom Naturfreundehaus folgen wir dem Wanderweg 13 bis zum idyllisch gelegenen Kadettenweiher und verweilen hier, beobachten Reiher beim Fischfang. Mächtige Karpfen drehen im Weiher ihre Runden, Libellen kreisen über der Wasseroberfläche. Durch das Milchborntal geht es nun vorbei am Freibad zum Ausgangspunkt der Tour.

ÖPNV: Bushaltestelle „Milchborntal“, dort  halten von Leverkusen kommend die Buslinie 227 und von Bergisch Gladbach kommend die Buslinie 420. Neben dem Gasthaus an der Bushaltestelle geht es hinein in den Milchbornbachweg.

Mit dem Auto: Parkplatz am Haus der Vereine, Hardtweg 42, 51429 Bergisch Gladbach

Einkehr: Naturfreundehaus Hardt www.haushardt.de

Wahner Heide

Wahner HEide Reiche

Die Wahner Heide ist zu jeder Jahreszeit schön.

Start und Ende der Wanderung ist der Parkplatz am Heidekönig. Fantastisch, denn besser als an den verstreuten Tischen im Wald auf der großen Wiese des Heidekönigs kann eine Wandertour kaum enden. Im nebenan gelegenen Forsthaus Telegraf speist man dann schon gediegener. Durch das unübersehbare Heidetor geht es in das Naturschutzgebiet Wahner Heide, rechts ab zum Telegrafenberg, einer der höchsten Erhebungen der Heide mit dem Funkmast oben auf.  Unter uns am Horizont starten und landen die Flugzeuge auf dem Köln-Bonner Airport.

Weiter geht es hangabwärts, bis zu einem seltsam gespaltenen Baum auf der Wiese, dort rechts, über die Straße und bald links hangaufwärts bis zum Fliegenbergmoor, das etwas versteckt liegt, aber ausgeschildert ist. Später, nachdem es bergab ging,  nicht den Abzweig nach links zum Quarzitsteinberg verpassen, dann am  Kronenweiher links. Wir umrunden den Fliegenberg, spektakulär sind die einfliegenden Jets, sie fliegen unter uns und setzen kurz danach auf. Das kann laut werden.

An der Straße dem Eisenweg folgen, wieder am gespaltenen Baum vorbei und geradeaus in die Sanddünen, die dort in der letzten Eiszeit hingeweht wurden. Die Landschaft ist voller Heidekraut und Ginster, aus den Pfützen schauen grüne Frösche und wenn wir Glück haben, ist gerade eine Schafherde unterwegs, die verhindert, dass die Wahner Heide verbuscht und zum Wald wird. An der eindeutig höchsten Düne links ab und geradeaus zum Heidekönig.

ÖPNV: RSVG Linie 506 bis Haltestelle Fliegenberg, dort startet die Rundtour

Navigation: Mauspfad 3, 53842 Troisdorf

Einkehr: Waldgaststätte Heidekönig und Forsthaus Telegraf www.der-heidekoenig.de

Rodderberg

blick auf drachenfels dpa

Schöner Ausblick auf das Siebengebirge

Ein Vulkan im Süden von Bonn, wie geschaffen für eine herrliche Langschläfertour. Mit gewaltigem Ausblick auf das Siebengebirge, weiter Landschaft, Wiesen und Weiden voller Blumen – und  perfekten Einkehrmöglichkeiten. Das ist die kleine Wanderroute, die wir gesucht haben, hinauf auf diesen Vulkankegel, der vor 800000 Jahren das erste Mal und vor 300000 Jahren wiederholt ausbrach. Damit ist er ganz frisch im Vergleich zu den vielen umgebenden Vulkankuppen des gegenüber liegenden Siebengebirges und des umgebenden Drachenfelser Ländchens, die alle bereits 25 Millionen Jahre alt sind.

Auch die von dort oben gut sichtbare Godesburg auf einer 25 Millionen Jahre alten Basaltkuppe thront. Rund um den Rodderberg gibt es einen Rundweg, in den wir einsteigen können, wo wir mögen, denn zu Fuß führen einige Wege nach oben. Unser Auto parken wir auf dem Wanderparkplatz an der Broichhofkapelle. Im Gut Broichhof 300 Meter entfernt stoßen wir auf einen Reitstall und ein gemütliches Restaurant mit Biergarten. Dort wird auch köstlicher Kuchen serviert.

Ein Höhepunkt auf der Rodderberg-Umrundung ist zunächst die Windkuppe, dieser Rest des Kraterrandes neben dem Broichhof, ganz oben stehen wir und genießen den phänomenalsten Blick auf das gegenüberliegende Siebengebirge, den es überhaupt gibt. Manchmal bläst auch der Wind recht stark, der Name der Kuppe hat seinen Grund. Wer nicht immer lange schläft, sondern auch schon mal sehr früh aufstehen möchte, für den ist es zweifelsohne ein besonderes Erlebnis, von der Windkuppe den Sonnenaufgang hinter dem Siebengebirge zu beobachten.

Vom Gipfel gehen wir abwärts Richtung Rhein, rechts entlang Richtung Rolandsbogen, passieren den Aussichtspunkt Heinrichsblick, an dem zu früheren Zeiten immer mal wieder ein Bösewicht erhängt wurde, und kommen an den Rolandsbogen. Ein Stück bergab, dann ein kurzer steiler Aufstieg – auch der Rolandsbogen sitzt auf einer 25 Millionen Jahre alten Vulkankuppe –, da klebt ein Restaurant auf dem Felsen steil über dem Rhein.

Wir speisen mit Blick auf Drachenfels und Mittelrheintal. Man darf dort auch hinauf, ohne im Restaurant einzukehren. Diese Fernsicht sollte sich niemand entgehen lassen. Zurück führt der Rundweg über den Kraterrand des Rodderbergs durch Weiden und Wiesen zur Broichhofkapelle.

ÖPNV: Regionalbahn bis Bonn-Mehlen, mit dem Bus 857 nach Niederbachem, von dort zu Fuß hoch auf den Rodderberg zum Broichhof

Navigation: Broichhof 1, 53343 Wachtberg

Einkehr: Landgasthof Gut Broichhof         www.rodderberg.de Rolandsbogen        www.rolandsbogen.de

Kasbachtal

Ferkeltaxi wird der rote Schienenbus auch genannt, der von Linz nach Kalenborn fährt.

Ferkeltaxi wird der rote Schienenbus auch genannt, der von Linz nach Kalenborn fährt.

Ein Weg für heiße Tage, von großen Höhen geht es hinab ohne jeden Anstieg, immer durch den schattigen Wald. Vom Bahnhof Linz mit der historischen Kasbachtalbahn (fährt wieder ab Samstag, 2. März 2019) hinauf bis zur Endstation. Schon diese Steilstrecke im alten Schienenbus ist spannend, wir müssen unbedingt aus dem Fenster schauen, wenn die Bahn das Viadukt überquert.

Oben angekommen an der Endstation Kretzhaus folgen wir dem Wegweiser Kasbachtal, vorbei am wundersamen Forsthaus Kretzbach geht es auf den Kasbachtalwanderweg hinab. Wir nähern uns dem plätschernden Bach mit seinem selbstgeschaffenen Verlauf. Gelegentlich rappelt es, die Kasbachtalbahn kommt erneut vorbei, ein sehenswertes Spektakel. Verlaufen ist auf diesem Weg nicht möglich, wir genießen den wunderbaren Wald und das wilde Bachtal. Irgendwann, wenn wieder die Trasse der Bahn in einem Tunnel unterquert wurde, weist ein Wegweiser zum Meerberg.

Für die, die jetzt noch viel Energie verspüren, lohnt sich der etwas anstrengende Aufstieg wegen der herrlichen Ausblicke. Vom Gipfel des Meerberges geht es abwärts über Erl zurück ins Kasbachtal, wir folgen immer dem Bachlauf, bis die Alte Brauerei erreicht ist. Ein wunderbarer Biergarten, ein Brauhaus, wie es außergewöhnlicher kaum sein kann, ein Museum voller Gegenstände aus früheren  Jahrhunderten, ein Kolonialwarenladen aus den 1930er Jahren, eine kleine Oldtimersammlung, und aus dem Backes kommt frisches Brot. Die Brauerei hat einen eigenen Haltepunkt für die Kasbachtalbahn, von dort  geht es mit der alten Bahn zurück nach Linz oder man läuft in etwa 45 Minuten zu Fuß zum Bahnhof Linz –  auch dieser Weg ist ausgeschildert.

ÖPNV: Regionalbahn bis Linz

Hier geht's zum Fahrplan der Kasbachtalbahn

Navigation: Parken am Bahnhof Linz

Einkehr: Alte Brauerei im Kasbachtal www.alte-brauerei-kasbachtal.de

Das könnte Sie auch interessieren:

KStA abonnieren