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Urlaub in NRWKanutouren auf der Wupper – ein Abenteuer für die ganze Familie

Lesezeit 6 Minuten
sommerserie wupper Bild 2 - Müngstener Brücke

Das grüne Tal der Wupper bietet Heim-Urlaubern eine große Vielfalt.

  • Heute machen wir wieder Urlaub in der Umgebung. Wohin verschlägt es uns dieses Mal?
  • Die Wupper lockt mit friedvollem Gewässer und üppigem Grün.
  • Eine Kanutour auf dem Fluss ist ein Abenteuer für Genießer und jedem zuzutrauen. Warum, erklären wir hier.

Auf der Wupper wird geduzt, das machen Angelika und Thomas Becker schnell klar. Wer sich mit ihnen auf eine Kanutour durchs Bergische begibt, soll sich gut aufgehoben fühlen und den Alltag für ein paar Stunden vergessen. In den Urlaubsmodus schalten. Tatsächlich sieht es am Parkplatz Arboretum an der L74 in Wuppertal schon deutlich nach Freizeitvergnügen aus. Überall liegen Canadier herum, Kanus für zwei bis vier Personen, Mitarbeiter geben Paddel und Westen heraus an diejenigen, die sich auf den Fluss wagen. Wobei das eher ein Abenteuer für Genießer ist, plätschert die Wupper doch friedlich und maximal knietief dahin. Bei Pegelständen unter 60 Zentimeter gilt ein Fahrverbot.

Kanutouren kommen gut an

Das war auch ein Ziel der Beckers, als sie vor 20 Jahren aus der Leidenschaft für den Paddelsport eine Geschäftsidee entwickelten. Touren auf der Wupper sollten es sein, machbar für die ganze Familie. „Wir haben von Anfang an nicht groß geworben, sondern auf Mundpropaganda gesetzt“, erzählt Thomas Becker. Und ein wenig sicher auf den Bekanntheitsgrad des Solingers, der jahrelang im Kanusport aktiv war, unter anderem vier Weltmeister- und drei Europameistertitel holte und bei den Olympischen Spielen in Atlanta 1996 eine Bronzemedaille gewann.

Bei einem Profi fühlen sich offensichtlich viele Freizeitpaddler gut aufgehoben: Rund 3000 bis 4000 Gäste verzeichnen die Beckers mit „Wupper Kanutouren“ pro Jahr. „Dass es so gut ankommt, hätten wir damals nicht gedacht“, sagt der 52-Jährige.

Naturkitsch im besten Sinne

Aber kleine Fluchten vor der Haustür stehen hoch im Kurs, nicht erst seit Corona, doch dadurch sicher verstärkt. Auch die Beckers müssen auf Abstände achten, in und zwischen den Booten. Dass alles draußen stattfindet, minimiert die Ansteckungsgefahr. Heute ist ein strahlender Frühsommertag, das Sonnenlicht glitzert auf der Wasseroberfläche, die Blätter der Bäume leuchten grün, alles wirkt wie extra lackiert. Naturkitsch im besten Sinne.

Vor dem Vergnügen muss noch mit angepackt werden – es gilt, die Canadier  rund 50 Meter zum Wupperufer hinunter zu tragen. Ist das geschafft, weist Becker die Neu-Kanuten ein. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Es ist keine Hexerei, ein Boot über den Fluss zu steuern.  

Sicherheit geht vor

Dennoch lauern Fallstricke, wenn auch eher harmlose. Auf der rund neun Kilometer langen Strecke bis zum Brückenpark in Solingen-Müngsten gibt es ein paar Stromschnellchen, dazu liegen da und dort Steine im Weg und ist die ideale Fahrrinne nicht immer sofort erkennbar. Deshalb wird jede Gruppe, meist à fünf Booten, von einem Guide begleitet. Diese warnen vor Hindernissen, geben die Richtung vor und sind schnell am Boot, wenn Probleme auftreten. Oder die ganze Gesellschaft kentert, was selten vorkommt. Die Kanus seien kippsicher, sagt Becker, ernsthafte Unfälle seien daher noch nicht passiert. Er fährt die Strecke vor dem Saisonauftakt im Frühjahr zudem immer ab, um vor Überraschungen gefeit zu sein wie Veränderungen im Flussbett oder ungewöhnlichen Engstellen.

Einmal auf dem Fluss, geht dann auch alles fast wie von selbst. Die Wupper treibt das Kanu mit ihrer gemächlichen Strömung sanft voran, ab und zu muss mit dem Paddel nachjustiert und gelenkt werden. Was trotz kurzer „Lehrzeit“ ganz gut gelingt, gut genug auf jeden Fall, um auf Kurs zu bleiben. Und die Natur zu genießen. Sind die Wupperufer auf dieser abwechslungsreichen Passage doch so stark bewachsen, dass man wie durch einen Dschungel fährt, mit Ästen, die weit ausladend über dem Wasser hängen. Teils steigen die Uferpartien steil an, was einen Schluchtencharakter erzeugt, dann öffnet sich der Blick wieder auf Felder und Wiesen. Moderate Stromschnellen zwischendurch bringen dazu noch etwas Spaß – und Tempo.

Sich treiben lassen

Thomas Becker paddelt in seinem Einer-Kajak immer hin und her, gibt hier mal einen Schubs oder weist auf einen Brocken hin, der nur Zentimeter aus dem Wasser ragt. Ab und zu kratzt das Boot über Steine, aber es ist robust und setzt nie auf. Schnell stellt sich ein Gefühl von Sicherheit ein, auch das Steuern gelingt mit zunehmender Fahrtdauer immer besser. Umso mehr Zeit bleibt, sich treiben zu lassen.

Ausflügler am Ufer zu grüßen, einem Hund nachzuschauen, der aufs Boot zuschwimmt, und zu staunen, was aus diesem ehemals mit Chemierückständen hoffnungslos verschmutzten Fluss geworden ist. In den 1970ern wurde damit begonnen, die Wupper wieder in ein sauberes Gewässer zurück zu verwandeln. Schon lange fühlen sich dort wieder diverse Fischarten heimisch, selbst (ausgesetzte) Lachse kommen zurück zum Laichen. Die Wupper, das gilt es gerade für Ortsfremde zu entdecken, ist heute über weite Strecken eine Idylle. Teilweise sogar eine schützenswerte, in der unter anderem Vögeln wie dem Eistaucher zuliebe nicht gepaddelt werden darf. Ab Müngsten weiter Richtung Leichlingen zum Beispiel.

Keine unnötigen Risiken

Deshalb endet die Tour auch vorher. Unterwegs wird noch für einen Snack gehalten und mit Becker gefachsimpelt. Darüber etwa, wie mutig man sein muss, um sich für den Wettkampf mit einem Kajak in tosende Stromschnellen zu stürzen. Becker wirkt da sehr  pragmatisch. Für ihn musste es machbar sein, unnötige Risiken sei er nie eingegangen, erzählt er. Und so hält er es auch heute, auf der friedlichen Wupper. Demnächst will er allerdings Kajaktouren auf dem Rhein anbieten. „Das ist zwar nicht ohne“, sagt er, „aber für jeden machbar.“

Infos zum Tipp

Anfahrt: Die Tour 4 Burgholz-Müngsten geht los auf dem Parkplatz Wuppertal Burgholz (Arboretum) an der L74 Fahrtrichtung Solingen und Remscheid. Vom Sonnborner Autobahnkeuz aus ist es der erste Parkplatz auf der rechten Seite. Wichtig: Der Parkplatz ist nicht im Navi verzeichnet, bitte nicht Wuppertal-Burgholz oder Parkplatz Arboretum eingeben.

Für Kinder: Vom Bahnhof Schaberg (Schaberg 6, 42659 Solingen) führt ein Spiel- und Bewegungspfad in den Brückenpark Müngsten und lädt zum Toben  ein. Unten angekommen, wartet das Müngstener Rätsel auf Lösung: Auf stählerne Plattformen sind Fragen geschrieben. Antworten geben ihre „Zwillinge", die im Park verteilt zu finden sind.

Bei schlechtem Wetter: Das Von-der-Heydt-Museum im Zentrum von Wuppertal-Elberfeld bietet Wechselausstellungen (bis 13. September: Hannsjörg Voth/Ingrid Amslinger „Zu Lande und zu Wasser“) und eine Sammlungspräsentation. Wegen der Corona-Bestimmungen ist das Museum Di-Fr von 14-18 Uhr (Do bis 20 Uhr) und am Wochenende regulär von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Die Besucherzahl ist begrenzt. Adresse: Turmhof 8, 42103 Wuppertal.

www.wupperkanutouren.de

Picknickplatz: Auf dem Gelände des Brückenparks Müngsten gibt es Wiesen direkt an der Wupper, die sich gut für ein Picknick eignen.

Zur Stärkung: Zitronen-Mohnkuchen

Zutaten für 12 Portionen: Butter und Mehl für die Backform 120 g Zucker 1 Pck. Vanillezucker 2 Zitronen (Abrieb und Saft) 120 ml Buttermilch 3 Eier 230 g Mehl ½ TL Backpulver 1 Msp Natron ¼ TL Salz 150 ml Olivenöl 250 g Mohnmasse Für die Glasur 4 EL Puderzucker 1 Spritzer Zitronensaft

Zubereitung: Backofen auf 165 Grad Umluft vorheizen. Eine Kastenform buttern und mit Mehl bestäuben. In einer großen Schüssel Zucker und Zitronenabrieb mit den Händen mischen, bis zur Konsistenz von nassem Sand.

Buttermilch, Eier und Zitronensaft dazugeben und verrühren. Mehl, Backpulver, Natron und Salz in die Masse sieben und unterrühren. Zum Schluss das Olivenöl unterziehen. Die Hälfte des Teiges in die Backform füllen. Die Mohnmasse mit einer Prise Salz in einer Schüssel verrühren und in einem dicken Streifen auf den Teig geben. Mit dem restlichen Teig auffüllen.

Die zwei Massen mit einer Gabel spiralförmig  verrühren, um den Kuchen etwas zu marmorieren. Kuchen für circa 60 Minuten backen, bis er die Stäbchenprobe besteht und anschließend auskühlen lassen. Aus Puderzucker und Zitronensaft einen zäh flüssigen Zuckerguss anrühren und gleichmäßig auf dem Kuchen verteilen. (Rezept: Julia Floß)

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