Urlaub zu Hause - am Rursee„Wer den See verstehen will, muss auf's Wasser“

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Traumhafter Blick auf den Rursee vom Aussichtspunkt Hirschley.

  • Bernd Bongard ist in Rurberg am Rursee geboren und wollte nie von dort weg.
  • Mit unser Autorin spricht er über sein Leben am Wasser und die Besonderheiten des Rursees.
  • Gerade für Wassersport-Fans ist der Ort ein Eldorado: ob Surfen, Stand-Up-Paddling oder Kanu fahren.
  • Hier finden Sie die besten Insider-Tipps für einen Urlaubstag in der Eifel.

Wenn Bernd Bongard zum Rursee will, schwingt er sich aufs Rad und rollt einfach die Dorfstraße hinunter. Bis zum Steg dauert es keine drei Minuten. „Hier verbringen wir eigentlich unsere Sommer“, sagt er und breitet die Arme aus. Der 61-Jährige ist seit seiner Geburt am Rursee zu Hause. Er wollte nie hier weg. Wer mit ihm auf dem Steg steht, kann das nachfühlen. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, das Blau des Himmels und das Grün der Bäume spiegeln sich im Wasser. Es fühlt sich an wie Urlaub.

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Dörfliche Idylle in der Nähe des Rursees.

Bongard ist einer der 903 Einwohner von Rurberg. In dem Jahr, als er schräg gegenüber von seinem jetzigen Wohnhaus das Licht der Welt erblickte, wurde die Rurtalsperre Schwammenauel voll ausgebaut. „Euch werden die Kinder alle versaufen“, habe seine Großmutter aus Steckenborn damals zu seinen Eltern gesagt, erzählt Bongard. Das ist nicht passiert, stattdessen hat er noch vor der Einschulung schwimmen gelernt.

Der zweitgrößte Stausee Deutschlands - ein Eldorado für Wassersportler

In Rurberg teilt sich der Rursee quasi in drei Gewässer. Zunächst ist da der Obersee, in dem Urft und Rur zusammenfließen und der zur Städteregion Aachen gehört. Er dient als Vorsperre zum Hauptsee, der sich von Rurberg aus bis zur Staumauer in Schwammenauel durch den Nationalpark Eifel schlängelt. Dieser Teil des Stausees gehört zum Kreis Düren. Und dann ist da noch der Eiserbachsee. Beim Ausbau der Talsperre staute man den Eiserbach an dieser Stelle, um den Rurbergern weiterhin ein Freibad zu ermöglichen – der See ist ein Naturschwimmbad. Als es in diesem Jahr zum ersten Mal warm genug zum Baden gewesen sei, sei das Wasser dort türkisfarben gewesen, schwärmt Bongard.

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Gut zu beobachten: der Rursee teilt sich in Rurberg in drei Gewässer.

Mit einem Fassungsvermögen von insgesamt 205 Millionen Kubikmetern (inklusive der Vorsperren) ist die Rurtalsperre der volumenmäßig zweitgrößte Stausee in Deutschland. Und ein Eldorado für Wassersportler. Auf dem Obersee ist Wassersport verboten, erklärt Bongard. Doch auf dem Hauptsee ist bei Sonne und warmen Temperaturen einiges los. Segeln, Windsurfen, Kanufahren, Stand-up-Paddling – alles ist dort möglich. Und Bongard hat schon alles ausprobiert.

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Typisch für den Rursee: Wind von allen Seiten

Es ist windig. „Starker Ostwind“, analysiert Bongard. Auf dem See haben sich kleine, weiße Schaumkrönchen gebildet. „Heute würde ich surfen gehen“, sagt er mit Blick auf die Wetterverhältnisse und beäugt skeptisch eine Familie mit zwei kleinen Kindern, die gerade ein Kanu zu Wasser lässt: Bei dem starken Wind könne das gefährlich werden. „Der Rursee ist bekannt dafür, dass hier der Wind von allen Seiten kommt“, erklärt er. Da reiche ein Windstoß aus und das Boot kentere. Er hat das selbst schon einmal erlebt. Irgendwann Ende der 80er Jahre sei er im Frühjahr mit Freunden auf dem See segeln gewesen. „Dann hat uns eine Böe von der falschen Seite erwischt“, berichtet er: „Da lagen fünf Mann im Wasser.“ Passiert sei damals zum Glück nichts.

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Still liegt er da - doch auf dem Rursee kann es auch ganz schön windig werden.

Doch wer an einem Gewässer groß wird, kennt auch die Schattenseiten. Erst vor wenigen Jahren sei bei einer Hochzeit im Ort ein Gast vom Steg gefallen und ertrunken. Als langjähriges Mitglied der örtlichen Feuerwehr hat Bongard schon einige Unfälle auf dem See erlebt. „Das sind die nicht so schönen Begleiterscheinungen des Sees“, sagt er. Aber er halte auch nichts davon, sich deshalb verrückt zu machen.

Eine Jugend am Wasser

Lieber denkt er an all die schönen Erinnerungen, die er mit dem See verbindet. Als er mit Freunden in seiner Jugend mit dem Kajak über den See paddelte und sie einfach irgendwo am Ufer übernachteten. Oder als er mit seinen eigenen Kindern im Winter auf dem zugefrorenen See mit Schlitten und Decke picknickte. Das eine prägende Erlebnis mit dem Rursee könne er gar nicht benennen. „Wenn man mit dem Segelboot bei starkem Wind fährt, man merkt die Kraft des Windes und hat hinter sich diese Welle – Boah …“, versucht er zu beschreiben, was der Rursee für ihn bedeutet.

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Ein Highlight für alle Rursee-Touristen: eine Schifffahrt über's Wasser.

Behände läuft er über den schaukelnden Steg und schaut beim angebundenen Katamaran nach dem Rechten. Sobald das Wasser ungefähr 18 Grad habe, sei er fast täglich im, am oder auf dem See unterwegs. „Man darf zwar nicht im See schwimmen, aber es wird geduldet“, sagt Bongard und lacht.

„Wer den See verstehen will, muss auf's Wasser“

Kanu und Stand-up-Paddling sind nicht so sein Ding: „Da fehlt mir ein bisschen die Action.“ Er geht lieber surfen, schon seit seiner Jugend. Er erinnert sich noch gut an die Zeit, als er damit angefangen hat. Einmal habe er seinem Vater versprochen, bis 14 Uhr wieder zu Hause zu sein, um auf dem Kartoffelacker zu helfen. „Der Wind war so stark, ich kam nicht mehr zurück“, erzählt er und lacht. Statt zur vereinbarten Uhrzeit tauchte er erst am frühen Abend zu Hause auf: „Das gab Riesenärger.“

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Ausflugsziel mitten in der Eifel: der Rursee.

Heute bringt Bongard im ortsansässigen Sportverein Kindern und Jugendlichen das Surfen bei. Dem Verein gehören auch der Steg und der Katamaran. Im Sommer treffe sich seine Familie hier oft mit den anderen Vereinsmitgliedern. Dann fahren die einen mit dem Katamaran raus oder üben sich im  Stand-up-Paddling und die anderen bleiben am Steg und lassen sich die Sonne auf den Pelz scheinen. Wie im Urlaub eben. Wer den See richtig verstehen und erleben wolle, sagt Bongard und schaut auf das klare Blau, der müsse aufs Wasser.

Weiterführende Tipps

Anreise: Von Köln aus gelangt man mit dem Auto über die A1, die B265 und die L218 zur Talsperre Schwammenauel. Wer nach Rurberg möchte, folgt der A1 ein Stück länger und nimmt dann bei Wißkirchen die Abfahrt auf die B266. Mit dem öffentlichen Nahverkehr ist der Rursee nur schwer zu erreichen. Von Düren aus kann man mit der Rurtalbahn nach Heimbach (Dauer  40 Minuten) und dann mit der Rurseebahn bis zur Staumauer fahren (ebenfalls 40 Minuten). 

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Auch als Ziel einer Wanderung ist der Rursee geeignet.

Picknickplatz: Es gibt zwei beeindruckende Aussichtspunkte am Rursee: Hirschley im Süden und Simonsley im Norden. An beiden Plätzen hat man einen tollen Blick über den See, es gibt Bänke und Tische, die zum Picknicken einladen. Der Aussichtspunkt Hirschley befindet sich im barrierefreien Natur-Erlebnisraum Wilder Kermeter, selbst mit dem Kinderwagen ist der etwa zwei Kilometer lange Weg gut machbar. Ausgangspunkt ist der Parkplatz Kermeter an der L15. Den Aussichtspunkt Simonsley erreicht man mit dem Auto. Von hier aus kann man Rundwanderungen nach Heimbach, Schmidt oder bis zur Staumauer in Schwammenauel machen. Der Parkplatz befindet sich am Ende der Straße Schöne Aussicht in Schmidt.

Schneller Snack für den Ausflug: Bananenbrot

Zutaten: 350 g sehr reife Bananen (ohne Schale), 100 g Butter, 2 Eier (Größe M), 100 g brauner Zucker, 180 g Mehl, 2 Handvoll Walnüsse, grob zerkleinert, 1,5 Tl Backpulver, 1 Tl Salz, 1,5 Tl Zimt

Zubereitung: Den Backofen auf 175°C Ober- und Unterhitze vorheizen. Eine Kastenform fetten und leicht mit Mehl bestäuben. Bananen schälen und mit einer Gabel grob zerdrücken. Die gehackten Walnüsse in einer Pfanne ohne Fett kurz anrösten, ebenfalls beiseitestellen. Die Butter erwärmen, bis sie flüssig ist. In einer großen Rührschüssel den braunen Zucker und die Eier mit der flüssigen Butter zusammenschütten und mit dem Mixer schaumig schlagen. Bananenbrei und Zimt dazugeben und gut verrühren. In einer anderen Schüssel Mehl mit Backpulver und Salz vermengen und nach und nach unter die Bananen-Masse rühren, bis alles einen homogenen Teig ergibt. Dann die Walnüsse unterheben. Den Teig in die Kastenform geben und etwa 30 – 40 Minuten auf unterer Schiene backen. Stäbchenprobe machen! (Rezept: Café Liesgen, Krefeld)

Für Kinder: Der Rursee hat auch für den Nachwuchs viel zu bieten: von Wassersport über Wanderungen im Nationalpark bis hin zu einer Bootstour mit der Rursee-Schifffahrt. In Woffelsbach gibt es einen Wasserspielplatz, und Rurberg lockt mit seinem Naturfreibad. Wer mehr Action will, für den lohnt sich ein Ausflug in den Hochseilgarten Hürtgenwald. Hier ist eine Anmeldung notwendig.  www.wald-und-holz.nrw.de/hochseilgarten

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