Urlaub in NRWFünf historische Orte im Rheinland, die Sie kennen sollten

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Die Kaiserpfalz im heutigen Stadtteil Kaiserswerth im Düsseldorfer Norden diente früher als Zollstation.

  • Viele besichtigen im Urlaub Kirchen, Klöster, Ruinen oder Römerbauten.
  • Auch in und um Köln gibt es jede Menge Orte mit einer spannenden Vergangenheit.
  • Wir stellen fünf historische Orte vor, hinter denen packende Geschichten stecken.

Köln – In Nordrhein Westfalen gibt es viel zu entdecken - egal ob Sie als Tourist und Touristin  oder als Einheimischer oder Einheimische unterwegs sind – diese historischen Orte lohnen es, entdeckt zu werden. Fünf Orte mit einer spannenden Geschichte.

1. An der Kaiserpfalz kam keiner vorbei 

Der Wind lässt die Zweige der Bäume wackeln, zwischen den Wolken blitzen die Sonnenstrahlen hervor. Schon der Gang von der Haltestelle durch Kaiserswerth fühlt sich an wie ein Besuch in einer historischen Kleinstadt – vielleicht in einer Grafschaft in England – nur mit besserem Wetter. Ich biege um eine Ecke und sehe zwischen den Blättern der Bäume dicke Steinmauern. Sie gehören zur Kaiserswerther Ruine. Es sind Mauerreste, durch die ich nur erahnen kann, welch große Bauwerke einst hier standen. Der Ort lädt zu einer gedanklichen Zeitreise ein. Ich versuche mir vorzustellen, wie es wohl gewesen sein muss, als noch Könige und Kaiser im Rheinland regierten und durch die Länder zogen. Wie ein gekröntes Haupt nach dem anderen in Kaiserswerth seine Spuren hinterlassen hat.

Warum sich die Regierenden ausgerechnet im heutigen Düsseldorfer Norden niedergelassen haben, lässt sich mit der damaligen Insellage des Stadtteils Kaiserswerth erklären. Die Kaiserpfalz selbst liegt an einer Außenkurve des Rheins mit bestem Blick auf die Schiffe. „Hier war eine Zollstation, die von den vorbeifahrenden Schiffen Zoll erhoben hat”, erklärt Jan Hinnerk Meyer.

Einfach weiterfahren und so den Zöllen entgehen, konnten die Schiffe nicht. „Die Schiffe wurden den Rhein hoch getreidelt. Heißt: Sie wurden mit Hilfe von Pferden den Rhein hinauf gezogen“, erzählt der Vorsitzende des Fördervereins Kaiserpfalz Kaiserswerth. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Königshof am Rhein 1016 – Heinrich III baute später die Burg zu einer Pfalzanlage aus. „Fast 60 Aufenthalte von Regierenden zu Pferd können wir hier zählen“, sagt Meyer. Ein Portalstein, der über dem Eingang hing, gibt Hinweise darauf, wie wichtig es für Herrscher gewesen seien muss, sich mit imposanten Bauwerken zu schmücken, um der Nachwelt die Bedeutsamkeit ihrer Regentschaft zu präsentieren.  

Wer die Treppenstufen der Ruinen erklimmt, wird mit einen Blick über die ganze Anlage belohnt – und kann sich überlegen, wie prachtvoll wohl Feiern im Festsaal waren. Oder wie Wachen im Bergfried das Treiben außerhalb der Burgmauern beobachtet haben. In den Spanischen Erbfolgekriegen wurden Stadt und Burganlage belagert. Die französischen Kämpfer gaben im Juni 1702 auf – fast ganz Kaiserswerth war zerstört und die Pfalz musste als Übergabebedingung gesprengt werden.

Auch wenn große Teile der Burg heute nicht mehr stehen, ist dieser Ort etwas Besonderes: „Die Kaiserswerther Ruine ist ein kraftvoller Ort, man spürt, welche Bedeutung er einmal hatte“, beschreibt es Meyer. Damit es so bleibt, kümmert er sich mit dem Förderverein um die Pflege der Kaiserpfalz, schaut was gemacht werden muss und kommuniziert mit den zuständigen Ämtern. Der Verein hat es sich außerdem zur Aufgabe gemacht, die Historie lebendig und anschaulich aufzubereiten.

„Wer die Kaiserpfalz besucht, sollte am Klemensplatz starten“, empfiehlt der Kaiserswerther. Dort befindet sich ein Stadtmodell und man kann sehen, das Kaiserswerth einst eine vom Rhein umschlossene Insel war. „Heute fließt im einstigen Nebenarm des Rheins kein Wasser mehr. Bei Hochwasser, wenn das Grundwasser ansteigt, kann man allerdings erahnen, wie hier früher das Wasser geflossen ist.“ Über eine Brücke gelangt man vom Klemensplatz zum historischen Kern des Stadtteils und zur Ruine.

Ich lasse meinen Besuch am Rhein direkt unterhalb der Kaiserswerther Ruine ausklingen. Ein schöner Platz, um die Füße im Wasser baumeln zu lassen oder ein kleines Picknick zu machen. Mit dem Sand zwischen den Zehen, dem Blick auf das Wasser und der Burgruine im Rücken vergesse ich kurz, dass ich nur wenige Kilometer von meiner Wohnung entfernt bin.

Adresse:  Burgallee, 40489 Düsseldorf.

Anreise: Mit der Bahn: ab Düsseldorf Hauptbahnhof mit der U79 Richtung D-Wittlaer bis Klemensplatz oder Kittelbachstraße, Mit dem Auto: Parkmöglichkeit am Großparkplatz an der Niederrheinstraße/An St. Swidbert, 40489 Düsseldorf. Eine Karte und weitere Informationen zu Parkmöglichkeiten hier.

Öffnungszeiten: 10-18 Uhr

Tipps rund um den Ausflug

Einkehren: Im „Burghof“, Burgallee 1, 40498 Düsseldorf, neben der Ruine, mit einem Biergarten direkt am Rhein. Im Ortskern von Kaiserswerth finden Besucher alles „von Pommes Frites bis Sterneküche“, sagt Meyer. Am Klemensplatz wird Alt von der Hausbrauerei Füchschen ausgeschenkt.

Für Kinder: Der Förderverein hat ein Buch mit Geschichten und Aufgaben rund um Kaiserswerth entwickelt. „Kinder entdecken Kaiserswerth“ ist in den Büchereien im Stadtteil für 12,50 Euro erhältlich. Der Verein finanziert mit den Einnahmen die nächste Auflage und Büchergeschenke für die Schüler der 3. oder 4. Klasse der Grundschulen vor Ort.

Schifffahrt: Mit der Rheinfähre kann man auf die andere Rheinseite nach Meerbusch-Langst übersetzen und die Ruine in voller Größe betrachten. Die Schiffe fahren werktags von 7-20 Uhr und am Wochenende von 9-20 Uhr. Für Kinder bis 9 Jahre kostet die Fahrt 50 Cent, für ältere Kinder und Erwachsene 1,50 Euro. Weitere Infos hier.

2. Das Kloster Merten ist heute ein Schloss

Ganz idyllisch direkt an der Sieg in Eitorf liegt das Kloster Merten auf einem weitläufigen durch Mauern eingefassten Gelände. Wann es erbaut wurde, ist nicht ganz klar. In einer Urkunde wird das Kloster 1217 erstmals erwähnt. Ein Feuer zerstörte Ende des 17. Jahrhunderts das Kloster und Teile der Pfarrkirche St. Agnes. 100 Jahre hat man in den Wiederaufbau gesteckt. Die Grafenfamilie Droste zu Vischering von Nesselrode-Reichenstein baute die Anlange 1909 zu einem Schloss um und errichtete eine Orangerie. Dort ist mittlerweile eine Cafeteria. Heute ist auf dem Gelände auch ein Pflegeheim untergebracht. Die Anlage ist auch heute noch ein Ort der Stille und idealer Startpunkt für Wanderungen.

Adresse:  Kirchweg, 53783 Eitorf-Merten. Die Kirche kann von außen besichtigt werden.

Öffnungszeiten: Cafeteria derzeit geschlossen. Sonst geöffnet: Dienstag bis Freitag von 15 -17 Uhr, Samstag, Sonntag, Feiertag von 11-18 Uhr. Telefon: 02243 – 86276

3. St. Martin und Haus Fuck in Friesheim 

Die Pfarrkirche liegt im Stadtteil Friesheim von Erftstadt. Die heutige Kirche ist nur entstanden, weil das alte Gotteshaus aus dem 14. Jahrhundert vom Einsturz gefährdet und zu klein war. Die 1877 erbaute neugotische Backsteinkirche nach den Plänen des Architekten August Carl Lange steht unter Denkmalschutz. Sie ist dem Heiligen Martin geweiht. Das Besondere: Die Kirche ist fast vollständig mit Holz ausgestattet. Wunderschöne Glasgemälde schmücken die Fenster wie die Glasmalerei „Maria und Johannes unter dem Kreuz“ von Walter Benner. Und nur wenige Meter entfernt, gibt es gleich ein zweites Denkmal zu bestaunen. Das mehr als 400 Jahre alte Fachwerkhaus „Haus Fuck“. Seine Gefache sind kunstvoll mit sogenannten Feldbrandsteinen ausgefüllt, damit zählt es zu wenigen Häusern dieser Art im Rheinland.

Adresse:  Hubertus-Vilz-Platz 11, 50374 Erftstadt.

Öffnungszeiten: Die Kirche ist nur zu Gottesdiensten geöffnet. Auf Anfrage bei der Gemeinde ist eine Besichtigung möglich. Kontakt unter: info@st-martin-friesheim.de

4. Spaziergang durch Park und Abtei in Brauweiler

Die ehemalige Benediktinerabtei im Pulheimer Ortsteil Brauweiler gehört zu den am besten erhaltenen Klöstern im Rheinland. Ein Ort mit wechselhafter Geschichte: Einst gestiftet von Mathilde, der Frau eines Pfalzgrafen, im 11. Jahrhundert wegen einer göttlichen Vision. Nach fast 800 Jahren mussten die Mönche den Ort der Ruhe und Einkehr verlassen. Innerhalb der Mauern befand sich fortan bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs eine Arbeitsanstalt. Heute sitzt hier unter anderem das LVR-Amt für Denkmalpflege.

Adresse:  Ehrenfriedstraße 19, 50259 Pulheim.

Öffnungszeiten: Abteihöfe von 7-19 Uhr, Abteikriche: Dienstag – Freitag von 10 -17 Uhr, samstags von 9 -12 und 14 -18.30 Uhr, sonntags 14-19 Uhr, Gedenkstätte: donnerstags 11-17 Uhr, nur mit Anmeldung unter: gedenkstaette-brauweiler@lvr.de.

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5. Das dunkle Kapitel des Römerturms 

Er war einst Teil der Stadtmauer, die die Römer um Köln errichtet haben, und einer von insgesamt 19 Türmen. Heute zählt der Römerturm zu den wenigen noch erhaltenen. Als Teil des Klarissenklosters St. Klara wurde der einstige Turm zu einer Toilette degradiert. Der Gestank der Latrine muss so groß gewesen sein, dass die Grundstücke in unmittelbarer Nähe bei einem Verkauf oder bei einer Erbschaft mit dem Zusatz „Cloaca in fine retro monast. s. Clara“ versehen wurde. 1873 kaufte die Stadt Köln den Turm, schon vorher wurde er mit auffälligen Ornamenten verziert und mit einem Anbau versehen. Heute ist er wieder in Privatbesitz. In der Nähe des Turms erfahren Geschichtsinteressierte im Kölnischen Stadtmuseum mehr über die Historie der Domstadt.

Adresse:  Zeughausstraße 13, 50667 Köln, die Haltestellte Appellhofplatz befindet sich in der Nähe und lässt sich mit den Linien 3,4,5,16 und 18 erreichen.

Hinweis: Dieser Artikel wurde erstmals 07/2020 publiziert und 07/2022 aktualisiert

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