Zum WeltbienentagSo leisten Sie Ihren Beitrag gegen das Bienensterben

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Biene sammelt Pollen dpa Symbol Garten

Schlampige und faule Gärtner sind besser für Bienen, denn diese mögen nicht gemähte Wiesen und Unkraut.

Felder und Pflanzen soweit das Auge reicht – und doch gibt es dort für Bienen nichts zu holen. Ausgerechnet das Land ist für sie häufig eine Wüste. „Die Bienen leiden unter der industriellen Landwirtschaft“, sagt Iris Pinkepank von der „Honigconnection“. „Der Unkrautvernichter Glyphosat rottet alles aus, was Wild- und Honigbienen lieben. Auf kilometerweiten Maisfeldern gibt es nichts für die Insekten. Die können diese großen Distanzen kaum überwinden, bis da mal wieder was kommt und verbrauchen viel Energie fürs Fliegen.“

Die Honigconnection ist eine Initiative des Kölner Imkervereins. Iris Pinkepank und Stephanie Breil machen damit sozusagen Öffentlichkeitsarbeit für Honig- und Wildbienen. Mit dem Ziel, Menschen darüber aufzuklären, welchen Beitrag sie leisten können, um den Bienen zu helfen. Die Zahl der Fluginsekten hat in den letzten 20 Jahren um 80 Prozent abgenommen, wie eine Langzeitstudie des Entomologischen Vereins Krefeld ergeben hat. Auch NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser warnt vor dem Verschwinden der Wildbienen. Die Situation ist also dramatisch – auch für uns, denn Bienen und Wildbienen sind wichtige Bestäuber – ohne sie würde es kaum Obst und Gemüse geben.

Balkone und Gärten als Bienen-Oasen

Und tatsächlich sind Balkone und Gärten wichtige Oasen für Honig- und Wildbienen. „Die Gärten in Deutschland ergeben zusammengenommen eine riesige Fläche“, sagt Michael Schoch, Wildbienenexperte beim Naturschutzbund (Nabu). „Gartenbesitzer können deshalb ganz viel tun für den Bienenschutz.“ Das Argument, es gebe ja wegen der vielen Imker genügend Bienen, gilt übrigens nicht. Denn die rund 560 Wildbienenarten in Deutschland bestäuben andere Pflanzen als Honigbienen. Viele von ihnen sind auch schon früh im Jahr unterwegs, während die Honigbiene erst bei rund zehn Grad aktiv wird.

Wie gestalte ich einen Garten bienenfreundlich?

Das Motto lautet: Weniger ist mehr. Viele Wildbienenarten sind auf bestimmte Pflanzen spezialisiert. Deshalb ist es wichtig, eine große Vielfalt im Garten zu haben und auf heimische Pflanzen zu setzen. Am effektivsten ist es, eine Ecke im Garten zu haben, auf der alles wachsen darf. „Gerade die Pflanzen, die wir häufig rausreißen, sind die für die Wildbienen wichtigen“, sagt Schoch. Heimische Stauden wie der Gewöhnliche Natternkopf, Glockenblumen, die giftige Zaunrübe oder die Wilde Möhre etwa.

Auch Totholz sollte als Baumaterial für Wildbienen einfach liegengelassen werden. Honigbienen gehen dagegen eher auf Bäume wie Linden oder Obstgehölze. Gut ist auch eine Mischung aus früh- und spätblühenden Pflanzen. Efeu zum Beispiel blüht spät und ist damit wichtige Futterpflanze für Bienen im Spätsommer und Frühherbst. Krokusse blühen früh und dienen zum Beispiel Hummelköniginnen als Nahrung, die schon bei niedrigen Temperaturen und lange vor den Honigbienen unterwegs sind.

Ganz wichtig natürlich: Weder Herbizide noch Insektizide verwenden. Zwar ist der Grund fürs Insektensterben noch nicht eindeutig bewiesen. Aber: „Unser Hauptverdacht ist natürlich die intensive Landwirtschaft mit Monokulturen und Spritzmitteln, die sich gegen Insekten und deren Futterpflanzen richten und bestimmt ganz gravierenden Einfluss haben“, sagt Michael Schoch. Vor allem Neonicotinoide, die sich gegen unerwünschte Insekten richten, stehen unter Verdacht, auch Bienen zu schädigen. Und auch an dieser Stelle können Verbraucher ansetzen, um etwas für Bienen zu tun, sagt Iris Pinkepank: „Wir sollten bewusst konsumieren und auf Lebensmittel setzen, die ohne Pestizide angebaut wurden.“ Wichtig ist ihr dabei, nicht die Schuld den Landwirten zuzuschieben. „Wenn wir anders konsumieren, können die Bauern anders wirtschaften.“

Welche Nisthilfen eignen sich?

Wildbienen sind im Gegensatz zu den Honigbienen Einzelgänger. Die einzige Ausnahme bilden hier die Hummeln, die ebenfalls zu den Wildbienen zählen, aber im Schwarm leben. Einige - darunter seltene - Wildbienenarten nisten in der Erde. Ihnen kann ein Stück brachliegender Boden im Garten helfen, der locker und eventuell mit sehr feinem Sand durchsetzt ist.

Wildbienenhotels

Anderen Wildbienen helfen sogenannte Wildbienenhotels. Sie legen ihre Eier in Röhren, die sie dann mit Futter für die Larven versehen und mit Lehm verschließen. Die gibt es bereits fertig zu kaufen, sie können aber auch selbst gebaut werden. „Es eignen sich qualitative Nisthilfen aus gebranntem Ton, feinem Löss, Schluff oder aus hartem Holz", rät Michael Schoch vom Nabu.

Selbst bauen lassen sich solche Nisthilfen zum Beispiel, indem Bambus- oder Schilfrohre in eine Dose gegeben werden. Wichtig ist, dass das Wildbienenhotel hinten geschlossen und überdacht ist. Die Röhren müssen unbedingt glatte Ränder haben, damit die Insekten nicht darin hängenbleiben. Beachtet werden muss auch ein ausreichender Abstand zum Boden, damit keine Ameisen das Nest räubern können. Hängen sollte das Hotel sonnig und trocken in südöstlicher Richtung. Als Spechtschutz eignet sich ein Hasendrahtgitter in ausreichendem Abstand vor der Nisthilfe. Selbst imkern:

So klappt Imkern am Anfang

Selbst Honig herstellen und sich die Bestäuber in den Garten holen - eine tolle Sache. Die allerdings gut vorbereitet werden muss. „Jeder, der Bienen halten will, sollte sich unbedingt an den Imkerverein wenden", sagt Iris Pinkepank. Dort gibt es Bienenpaten, die den Anfängern beratend zur Seite stehen.

Wer ohne Erfahrung und Kenntnis einfach so loslegt riskiert, dass die Tiere krank werden und sich Seuchen verbreiten. Die richtige Ausrüstung ist ebenso wichtig. Wissen müssen Neu-Imker auch, dass sie auf Dauer nicht mit einem Bienenstock auskommen werden. "Das geht nur am Anfang. Man muss Ableger bilden, damit die Bienen nicht schwärmen", weiß Pinkepank, die selbst Imkerin ist.

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