DIY-Fahrrad-WerkstattSo mache ich mein Rad fit für die nächste Tour - mit Videos

Lesezeit 6 Minuten
20160308_Piratenrad-3142

Bevor man auf das Fahrrad steigt, sollten einige Dinge kontrolliert werden.

  • Wer sein Rad länger nicht bewegt hat, sollte es vor der ersten Fahrt gründlich checken.
  • Fahrrad-Reparaturen leichtgemacht: Wir sagen Ihnen, wie Sie ihr Fahrrad für den Frühling fit machen.

Köln – Die Corona-Krise sorgt für einen Boom der Fahrradbranche. Und warum auch nicht? Fährt man in der Sonne am Rhein entlang, ist man zwar selten alleine unterwegs, aber das Ansteckungsrisiko auf dem Drahtesel ist gering, außerdem wird frische Luft und Bewegung auch von Ärzten und Virologen empfohlen. Natürlich auf Abstand. Wer sein Rad länger nicht bewegt hat, sollte es vor der ersten Fahrt gründlich checken. Wir zeigen Ihnen in Zusammenarbeit mit zwei Kölner Fahrrad-Werkstätten und dem ADFC, wie Sie ihr Rad fit für den Frühling machen.

Fahrrad warten einmal im Jahr

Mindestens einmal jährlich sollten Fahrrad gewartet werden und gegebenenfalls repariert, empfiehlt auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC). Mithilfe vom ADFC und zwei Profis aus Köln erklären wir die wichtigsten Punkte. Zusammen mit Zweiradmechaniker-Meister Uwe-Jens Spielmann erklären wir auf den folgenden Seiten, worauf Sie beim Fahrrad-Check achten müssen. In unserer Video-Werkstatt zeigt Eduard Maier, wie Sie das Fahrrad am besten fit machen.

1. Grundreinigung und erster Blick

Ein Frühjahrsputz tut auch dem Fahrrad gut. Fahrräder sind in dieser Hinsicht pflegeleicht. Ein Eimer Wasser mit Spülmittel, ein weicher Schwamm und eine Bürste genügen, um Rahmen, Felgen und Speichen vom Dreck zu befreien. Eine alte Zahnbürste reinigt kniffelige, enge Stellen. „Es gibt auch Spezialmittelchen für teures Geld, aber Spüli reicht“, sagt Stephan Behrendt vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC).

Alles zum Thema ADFC

Die Kette befreit man am besten mit einem Handtuch von alter Schmiere, gleiches gilt im Falle von Kettenschaltungen für die Zahnkränze und die Kettenblätter. Die Reinigung ist fürs Fahrrad zum einen lebensverlängernde Pflege und macht zum anderen Schäden und Verschleiß oft erst sichtbar, wie Behrendt erklärt. Eduard Maier aus der Veloküche in Köln-Neuehrenfeld empfiehlt zudem einen kurzen Sicht-und Wackeltest, um zu kontrollieren, ob nichts lose am Rad ist oder hakt. Auch nach Rissen und Korrosionen in den Kabeln sollte man suchen.

Video: Fahrradwerkstatt – erster Blick

Wie ist mein Fahrrad in Schuss? Die erste Kontrolle.

2. Reifen-Check

Sobald ein Fahrrad drei bis vier Wochen ungenutzt in der Garage oder im Keller steht, verlieren die Reifen Luftdruck. „Deshalb ist es wichtig, die Reifen regelmäßig, aber vor allem nach der Winterpause, zu kontrollieren“, sagt Uwe-Jens Spielmann. Auf jeden Reifen ist eine Luftdruck-Angabe gedruckt, die möglichst eingehalten werden sollte. „Am besten kontrolliert man das mit einer Luftpumpe, die den Druck auch anzeigt“, sagt Spielmann. Mit einer kleinen Handpumpe, ohne Druckanzeige, sei das unmöglich.

Neben dem Luftdruck sollten Radler zum Frühlingsbeginn darauf achten, ob der Reifen nicht rissig geworden ist. „Mit der Zeit kann der Gummi porös werden, die Reifen werden rissig“, warnt Spielmann. Die Luftpumpe hilft nicht mehr? Sollte der Schlauch platt oder der Reifen womöglich kaputt sein, muss ein neuer Reifen oder Schlauch her. „Bei diesem Wechsel ist Vorsicht geboten“, mahnt der Zweiradmechaniker-Meister.

„Das Rad muss wieder korrekt eingebaut werden, der Reifen richtig auf der Felge sitzen, die Achsverschraubungen müssen gut angezogen, die Bremsen richtig eingehängt, die Drehmomentabstützung der Rücktrittbremse korrekt eingebaut und die Laufrichtung des Rads beachtet werden“, zählt er auf. Wem das zu kompliziert ist, der sollte lieber einen Fachmann aufsuchen.

Video: Reifen flicken

Wie man richtig einen Schlauch wechselt.

3. Bremsen prüfen

Die Bremsen zu überprüfen ist eine der wichtigsten Kontrollen am Fahrrad. „Die Montage eines Bremsbelags ist nicht wirklich schwer, sollte man allerdings einen Fehler bei der Montage machen und die Bremse versagt, können die Auswirkungen sehr gravierend sein“, sagt Uwe-Jens Spielmann. Er rät, die Bremsen von einem Profi kontrollieren und gegebenenfalls auswechseln zu lassen.

Wichtig dabei sei: Wie sehen die Bremsbeläge aus? Sollten die Bremsen nicht mehr genug Profil haben, kann es zunächst zu einer Art Mini-Aquaplaning am Reifen kommen. Dadurch verlängert sich der Bremsweg. Das Wasser kann ohne die sonst vorhandenen Rillen auf den Belägen, nicht mehr ausreichend verdrängt werden.

Sollten die Bremsbeläge gänzlich verschlissen sein, kann es passieren, dass sich der stählerne Bremsbelagträger in die Felge fräst. Da die meist aus Aluminium besteht, ist die Felge dann zerstört. Zusätzlich sollte die Bremsflanke der Felge kontrolliert werden. Sie kann, ähnlich einer Bremsscheibe am Auto, verschleißen und im Extrem-Fall sogar platzen.

Zuletzt sollte der Bremszug überprüft werden, ob er nicht angerissen ist. „Es sollten auch keine einzelnen Litzen abstehen“, sagt Spielmann. Rost kann zudem das Material schwächen und der Zug kann reißen. „Da lauert ein Fehler, der schlimme Folgen haben kann“, sagt der Fachmann. Wichtig: Vorder- und Hinterradbremse sollten richtig funktionieren. Falls eine Bremse während der Fahrt ausfällt, muss auf die zweite noch Verlass sein. Bei Rädern mit Rücktrittbremse sollte die Funktion ebenso kontrolliert werden.

Video: Bremse ziehen

Wie man die Bremsbeläge wechselt und die Bremsen richtig einstellt.

4. Kette schmieren

Bei der Kette sollten Fahrradfahrer besonders darauf achten, dass sie richtig geölt ist. „Wichtig dabei ist: Niemals Kettenfett für Motorräder auf die Fahrradkette  schmieren“, warnt Uwe-Jens Spielmann. Kettenfett für Motorräder klebt stark und kann bei Fahrrädern zu Problemen führen.

Außerdem sollte man nie die Radkette mit Lösungsmitteln wie Benzin oder Aceton reinigen. „Gute Ketten werden in  Öl zusammengebaut und das Öl muss auch in den Kettengliedern bleiben. Durch Lösungsmittel wird das Öl ausgespült“, sagt der Zweirad-Profi.

Zum Frühlingsanfang, aber auch zwischendurch oder nach einem Regenschauer, lohnt es sich, seine Kette zu pflegen. Dafür die Pedalen rückwärts drehen, Öl aufbringen, und mit einer Zahnbürste die Kette von Abrieb und Staub reinigen. Anschließend mit einem Lappen die Kette abwischen und zum Schluss noch einmal Öl auftragen.

Uwe-Jens Spielmann hat aber noch einen wichtigen Hinweis zum Schluss: „Wenn das Rad eine hydraulische Bremsanlage hat, darf man es auf keinen Fall umdrehen und auf den Sattel und den Lenker stellen.“ In die Bremsanlage kann Luft hineinkommen und die Bremse außer Betrieb setzen.

Das richtige Öl – am besten biologisch abbaubar – bekommen Radler im Fachhandel.

Video: Kette fetten

Worauf man bei der richtigen Kettenpflege achten sollte.

5. Licht-Kontrolle

Bei der Kontrolle des Fahrradlichts sind zwei Dinge wichtig: Funktionieren die Lampen vorne und hinten? Sind sie im Sinne der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung zugelassen? „Sie brauchen auf jeden Fall einen Prüfstempel“, sagt Uwe-Jens Spielmann. „Ob die Lampen mit einem Dynamo funktionieren oder es eine Steckbeleuchtung gibt, ist egal.“

Außerdem müssen Fahrradfahrer kontrollieren, ob die Reifen ihres Gefährts einen reflektierenden Streifen haben. Wenn nicht, müssen pro Rad zwei orangefarbene Katzenaugen angebracht werden.  An den Pedalen muss es ebenfalls zwei Reflektoren geben, sowie einen weißen Reflektor nach vorn und einen roten Reflektor nach hinten.

6. Verschraubungen

Bevor der erste Radausflug geplant wird, sollten Ausflügler die Verschraubungen an ihrem Fahrrad kontrollieren. „Sind alle Schrauben angezogen?“, fragt Uwe-Jens Spielmann. „Zusätzlich sollte man die Achsbefestigungen kontrollieren“, rät der Fahrradprofi. Außerdem sollte man zum Abschluss der Wartung nochmal Sattel und Lenker auf die richtige Höhe überprüfen und gegebenenfalls nachjustieren, rät der ADFC.

Gute Fahrt!

Die Werkstatt der Veloküche von Eduard Maier in Ehrenfeld hat auch dieser Tage geöffnet. Kontaktlose Übergaben können telefonisch vereinbart werden. Es kann zu verlängerten Wartezeiten kommen.  Veloküche Werkstatt, Overbeckstraße 41, 50823 Köln, 0221 29 97 79 46

Die Werkstatt Piratenrad von Uwe-Jens Spielmann ist geöffnet, feste Öffnungszeiten gibt es derzeit nicht. Piratenrad, Hospeltstr. 13, 50825 Köln, info@piratenrad.de, 0221/17093740 

KStA abonnieren