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Für Lockdown-AbendeDiese Brettspiele machen auch zu zweit oder alleine Spaß

Lesezeit 5 Minuten
brettspiele für einen oder zwei personen

„Patchwork“ lässt sich prima zu zweit spielen.

Ein Brettspielabend in großer Runde ist dieser Phase der Corona-Pandemie aktuell undenkbar. Nicht nur aus diesem Grund sind Brettspiele für wenige Personen derzeit besonders gefragt. Die Auswahl reicht von einfachen, schnellen Duell-Spielen bis hin zu komplexen, abendfüllenden Strategie-Titeln.

Und nicht nur das Angebot für zwei Spieler nimmt immer weiter zu – auch wer gerne alleine am Tisch sitzt, wird fündig.

Wachsende Nachfrage

Die wachsende Nachfrage nach Spielen mit geringerer Teilnehmerzahl sieht Matthias Nagy von Frosted Games auch in der gesellschaftlichen Struktur begründet: „Die große Familie bricht häufig weg, die Menschen neigen eher dazu, in kleineren Gruppen oder Pärchen zu leben. Da sucht man eine Beschäftigung, die man mit seinem Partner machen kann.“

Sein Verlag ist unter anderem auf Solo- sowie Zwei-Personen-Spiele spezialisiert und zeigt dabei die mögliche Bandbreite der Themen. So übernimmt beispielsweise in „Watergate“ ein Spieler im gleichnamigen Skandal die Administration des damaligen US-Präsidenten Richard Nixon, der andere spielt die Redaktion der Washington Post.

Deutlicher Schub wegen Corona

In der Anleitung wird dabei auch intensiv der historische Kontext erläutert. „Brettspiele sind auch die Möglichkeit, sich mit der Geschichte eines anderen Landes oder einen anderen Kultur zu beschäftigen“, sagt Nagy.

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Viele populäre Titel wie die „Exit“-Reihe von Kosmos, bei der Spieler gemeinsam Rätsel lösen, lassen sich sehr gut zu zweit spielen. Der Verlag hat aber schon seit 25 Jahren Spiele im Programm, die vornehmlich für ein Duo gedacht sind. Seit Beginn der Pandemie habe es nochmals einen deutlichen Schub gegeben, erläutert Kosmos-Sprecherin Silke Ruoff: „Nicht nur bei Kinder- und Familienspielen, sondern auch bei Strategiespielen und Spielen für Zwei.“

Empfehlungen für ZWEI-PERSONEN-SPIELE:

„Patchwork“: Für alle, die früher auf dem Gameboy Tetris gezockt haben, ist das Puzzle-Spiel „Patchwork“ quasi ein Muss. Um eine Decke möglichst vollständig auf dem neun mal neun Felder großen Spielplan zu nähen, müssen unterschiedliche Stoffteile und Flicken clever angeordnet werden. Wertvolle Teile haben zudem Knöpfe aufgedruckt, die bei einer Zwischenwertung zusätzliche Knöpfe einbringen. Diese sind am Ende die Siegpunkte, können aber auch schon vorher für neue Teile ausgegeben werden. Spannend ist der Zugmechanismus: Es ist immer der am Zug, der mit seinem Spielstein weiter hinten steht.

„7 Wonders Duel“: Aus einer gemeinsamen Auslage sammeln die Spieler abwechselnd in einem antiken Wettstreit über drei Zeitalter Karten und errichten Weltwunder. Der Sieg kann auf verschiedenen Wegen errungen werden – über das beste Militär, die beste Forschung oder Siegpunkte. Dadurch bleibt das eher anspruchsvolle Spiel spannend, auch wenn ein Spieler in einem Bereich scheinbar klar in Führung liegt.

„Der Fuchs im Wald“: Wer zu gierig ist, der wird bestraft – wie im Märchen. Dieses Prinzip gilt auch beim märchenhaft illustrierten „Der Fuchs im Wald“, einem der seltenen Stichspiele für zwei Personen. Freunde von Skat und Schafkopf werden hier ihre Freude haben. Es gibt drei Farben, in den Werten eins bis elf, die bedient werden müssen. Sechs Karten besitzen zudem noch Spezialfunktionen, so dass zum Beispiel die Trumpffarbe verändert werden kann. Am Ende einer Runde gibt es die meisten Punkte für entweder null bis drei oder sieben bis neun gewonnene Stiche. Wer zehn oder mehr Stiche holt, war zu gierig und geht leer aus.

„Onitama“: Wer bei abstrakten Spielen Abwechslung von Klassikern wie Schach sucht, für den dürfte Onitama ein Blick wert sein. Auf einer Matte als Spielplan stehen sich zwei Lehrmeister und ihre jeweils vier Schülerfiguren gegenüber. Auf Karten ist angegeben, wie sich die Figuren bewegen können – wer eine bestimmte Bewegung nutzt, ermöglicht sie im nächsten Zug auch dem Gegner. Ein Spiel zum Gehirnzermartern mit niedriger Einstiegshürde.

„Lost Cities - Das Duell“: Ein Klassiker von Autor Reiner Knizia, den es in etlichen Versionen gibt. Die beliebte Ursprungsvariante ist das Duell, in dem es darum geht, in drei Durchgängen möglichst viele Punkte bei unterschiedlichen Expeditionen (Regenwald, Wüste, unter Wasser etc.) zu erreichen. Das Thema spielt bei dem Kartenspiel aber eine untergeordnete Rolle: Ziel ist es, mit aufsteigenden Kartenreihen pro Expedition möglichst über 20 Punkte zu kommen. Mit Wettkarten kann der Wert einer Reihe verdoppelt werden. Allerdings kann die Wette auch nach hinten losgehen, dann hagelt es Minuspunkte.

„Star Wars Rebellion“: Wo viele andere Zwei-Personen-Spiele in kleinen Schachteln zum Mitnehmen daherkommen und schnell gelernt sind, ist „Star Wars Rebellion“ das genaue Gegenteil. Das hoch komplexe, asynchrone Duell in der Welt der Ur-Trilogie der Weltraum-Saga kann auch schon einmal mehr als vier Stunden dauern. Der Rebellen-Spieler versucht seinen Stützpunkt auf dem Spielplan geheim zu halten und mit wenigen Einheiten immer wieder Nadelstiche gegen seinen Gegner, der mit dem Imperium die militärische Übermacht besitzt, zu setzen.

Nicht nur für zwei Personen, sondern auch für Solisten hat die Brettspielwelt einiges zu bieten. Dabei gibt es mehrere Prinzipien, wie Spannung erzeugt werden kann: Die Spieler versuchen beispielsweise ihre Punktewert immer weiter zu steigern oder spielen gegen einen sogenannten Bot, der das Gefühl eines Mitspielers simuliert. „Ein gutes Solospiel macht aus, dass es nicht so einfach ist“, sagt Verlagschef Nagy.

Empfehlungen für SOLO-SPIELE:

„Under Falling Skies“: Aliens greifen an und der Spieler versucht, die Erde zu verteidigen. Mit dem geschickten Einsetzen von Würfeln können die Raumschiffe abgeschossen und die nötige Energie zum Sieg aufgebaut werden. Im Rahmen einer Kampagne des durchaus anspruchsvollen Spiels werden immer weitere Städte, Charaktere und Szenarien freigeschaltet. Die Szenerie erinnert an den Computerspiel-Klassiker „Space Invaders“.

„Der Unterhändler“: Im etwas weniger komplexen „Unterhändler“ versucht der Spieler einen Geiselnehmer in Schach zu halten und Geiseln zu befreien. Mit Karten kann verhandelt werden, per Würfelwurf wird ermittelt, ob dies erfolgreich ist. Jede Runde eskaliert die Lage – die Spannung dieser Situation wird eingefangen. Glück spielt eine gewichtige Rolle und damit auch die Motivation, es das nächste Mal besser zu machen.

„Cantaloop“: Das Spiel im Ringbuch-Format knüpft an die Tradition von so genannten Point-and-Click-Adventures auf dem Computer an. Als Kleinkrimineller „Hook“ gilt es vor allem Gegenstände zu sammeln, mehr oder weniger sinnvoll einzusetzen und zu kombinieren. Wer etwas Dummes tut, darf sich des Spotts des Spiels gewiss sein. Die Geschichte und die Dialoge sind packend mit Augenzwinkern geschrieben, es sollen noch zwei weitere Teile erscheinen. (dpa/tmn) 

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