„Einheit 15“Kölsch-mediterranes Wohnzimmer

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Der Theken- und vordere Gastraum des „Einheit 15“ präsentiert sich mit Lichteffekten, Spots und der Kunstdruck-Tapete.

Der Theken- und vordere Gastraum des „Einheit 15“ präsentiert sich mit Lichteffekten, Spots und der Kunstdruck-Tapete.

Nippes – Nur 100 Meter abseits der Neusser Straße ist von Trubel und Verkehrslärm nicht mehr viel zu spüren: An der Ecke Einheitstraße/Christinastraße bietet sich eine schon fast kleinstädtische Ruhe und Idylle. Genau hier befindet sich seit wenigen Wochen das Lokal „Einheit 15“: Am 1. Juni, mit zwei Tagen Probelauf, eröffneten Sandra Kirst und ihr kleines Team den neuen Laden.

„Ich habe beim Spazierengehen mit meinem Hund entdeckt, dass die Räume zu haben waren“, erläutert die Inhaberin. Vor rund vier Jahren war sie vom Stadtgarten nach Nippes gezogen. „Mit dem Hund bin ich viel im Veedel unterwegs, und dabei fallen mir viele Dinge auf, die man sonst übersieht.“ Kurzerhand kam ihr die Idee, den Laden – in dem sich vorher das „Rosmarino“ und hinterher das „Portofino“ befanden – zu übernehmen und wiederzubeleben. „Es ist ein schönes Ladenlokal mit Potenzial – leider können wir an der Seite zur Einheitstraße aber nur eine Reihe Tische aufstellen, weil der Durchgang sonst zu schmal wird.“ Doch auch so bietet die Terrasse rund 20 Besuchern Platz.“

Bewusst verkleinert

Vorher war Kirst Besitzerin des „Meer sehen“ an der Philippstraße in Ehrenfeld. Das einst ebenfalls leerstehende Lokal entwickelte sie in fünf Jahren zu einem beliebten, fast immer vollen Veedels-Treffpunkt. „Hinterher wurde mir das Lokal aber zu groß“, so die Gastronomin. „Man kann sagen, ich habe mich bewusst verkleinert, um noch einmal etwas Neues zu starten.“

Mit einem Designstudenten entwarf sie das Raumkonzept für das „Einheit 15“ und renovierte das Ladenlokal komplett. Dabei stießen sie auf einen interessanten Fund: „Wir haben beim Herausklopfen des Mauerwerks die weißen Kacheln entdeckt, die vermutlich mal zum Milchladen gehörten, den es hier bis in die 1960er Jahre gab.“ Diese sind nun in die Gestaltung des vorderen Raumes integriert, der mit vielen Sitzkissen und einer hellgrünen Wand ausgestattet ist. Der Thekenraum dagegen wirkt mit seinen Blau-Lila-Tönen edel – und ganz hinten herrscht eine familiäre Wohnzimmer-Atmosphäre mit Patchwork-Möbeln und persönlicher Einrichtung. Ein befreundeter Fotograf stellt hier derzeit Köln-Impressionen aus. Im „Wohnzimmer“ hat auch Dackelmix Paul auf einem Sessel seinen Stammplatz gefunden. „Ich finde es wichtig, dass der Laden wandelbar ist – und dass er zugleich einen Wiedererkennungswert bietet“, so Kirst. „Die Festlegung auf «Bistro» mag ich nicht so gerne.“

Variables Konzept für die Speisekarte

Auch auf der Speisekarte macht sich das variable Konzept bemerkbar: Ähnlich wie im „Meer sehen“, haben Besucher die Wahl zwischen kombinierbaren „Kleinigkeiten“. Dazu gehören diverse Bruschetta (3 Euro), Schafskäse-Oliven-Wan-Tan (4 Euro) oder eine Portion gebackener Flönz mit Apfelragout und Feldsalat (4 Euro) – „wir nennen es bewusst nicht Tapas, weil es nicht nur spanische, sondern auch kölsche und italienische Elemente gibt“. Die klassischen Hauptgerichte wie Schnitzel Wiener Art mit Kartoffel-Gurkensalat (8,90 Euro) oder ein großer Sommersalat mit dreierlei Fisch (10,80 Euro) weisen ebenfalls Einflüsse einer mediterranen Küche mit asiatisch-nordafrikanisch-kölschem Einschlag auf.

Verkostungen geplant

Auch eine kleine Auswahl an selbst gemachtem Kuchen steht bereit. Insgesamt fällt auf, dass die Menü-Auswahl recht übersichtlich ist – was seine Gründe hat. „Wir bereiten alles frisch zu, mit möglichst wenig Tiefkühl- und Convenience-Produkten“, so Kirst. „Lieber eine kleine und überschaubare Karte, aber dafür mit mehr Qualität.“

Ausgeschenkt wird übrigens – wie früher im „Golde Kappes“, das in Laufweite liegt – frisches Mühlen-Kölsch (1,40 Euro/0,2 Liter). „Es waren schon einige hier, die ihr Mühlen-Kölsch vom Fass vermisst haben“, sagt Kirst schmunzelnd. Der Kaffee kommt aus der Röststube „Kaffeebaum“ am Baudriplatz; zudem gibt es selbst gemachten Eistee. Und wer Wein mag – im Herbst wird es unter dem Motto „Weinheit“ Verkostungen im „Wohnzimmer“ geben.

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