Abo

Essen und TrinkenKölner Cafés im Geschmackstest

Lesezeit 3 Minuten

Köln – Das Geheimrath

Der ungewöhnliche Rundbau einer ehemaligen Tankstelle erinnert mich an die hübschen Trulli, winzige rund gemauerte Wohnhäuschen rund um Alberobello, einer bezaubernden Gegend in Apulien. Den gleichen Reiz kann man in Rath, Ecke Porzer und Rösrather Straße, nicht erwarten, aber eben auch kaum eine so einladende Kaffee-Bar. Morgens reicht die Chefin frisch gebackenen Kuchen durch die Seitentüre. Und das ist das große Plus hier: Selbst gemacht oder frisch zubereitet sind viele Speisen, sie haben – auch wenn nicht perfekt – eine Art Privat-Geschmack. Alles ist familiär. Die Bedienung ist freundlich bis zur Distanzlosigkeit; die Gäste kommen und gehen mit der Selbstverständlichkeit von Mitbewohnern; ein Anruf, schon wird ein Tablett mit Kaffee um die Ecke getragen. Urbane Gastronomie trifft Dorfuniversum. Zum Tagesstart gibt es einen großen Topf Naturjoghurt mit viel frisch geschnittenem Obst (3,20 Euro), das Frühstück mit Käse/Wurst/Marmelade ist langweilig, dafür wird eine herzhaft bestrichene Focaccia auf Wunsch mit Serrano-Schinken, Tomate und Rucola belegt (3,50 Euro). Lasagne und Quiche sind hausgemacht, der Tomaten-Mozzarella-Version fehlte es aber etwas an Würze. Sehr lecker: Pflaumen- und Apfelkuchen (2,50 Euro) sowie die Kaffees aus der Kölner Heilandt-Rösterei. Für Ausflügler Richtung Königsforst: Freitags bis sonntags gibt’s Waffeln.

Das Geheimrath, Porzer Straße 2, 51107 Köln Rath/Heumar, 0221/2221297 geöffnet tägl. 7-18 Uhr, Sa/So 10-17 Uhr

Café Linné

Früher Fabrikgelände, heute modernes Wohnviertel: An der Eupener Straße in Braunsfeld hat sich das ehemalige Sidol-Werk in einen weißen Wohnpark verwandelt, der so sauber strahlt, als sei er mit dem Putzmittel geschrubbt, das früher hier hergestellt wurde. In einem der früheren Pförtnerhäuschen hat Torsten Kaiser das Café Linné eröffnet, das wie der Wohnpark nach dem schwedischen Botaniker Carl von Linné benannt ist. Im Pförtnerhäuschen gegenüber logiert der Portierservice für die Mieter. Im Café bietet Kaiser Frühstück und verschiedene Kuchen an – die sind sehr üppig und befriedigen das Süßbedürfnis voll und ganz. Mittags gibt es eine kleine Tageskarte mit Bistro-Gerichten wie satt-cremiger Kartoffelsuppe (5,90 Euro), Käsespätzle (6,80 Euro), Salat mit gebratenen Ananas und Sweet Chili (6,80 Euro) und Hackbraten mit Spiegelei und Bratkartoffeln (6,80 Euro) – alles selbst gekocht und solide. Täglich gibt es zudem Quiches. Allein für den Kaffee der Wiener Firma Julius Meinl lohnt sich ein Ausflug nach Braunsfeld. Auch für Eltern mit kleinen Kindern ist das Café eine gute Anlaufstelle. Die Terrasse zum autofreien Hof ist geräumig und Torsten Kaiser ausgesprochen kinderfreundlich. Es passiert schnell, dass man am Café vorbei fährt. Da das Gebäude unter Denkmalschutz steht, darf Kaiser nämlich keine Werbeschilder anbringen und weiß vor weiß fällt leider kaum auf.

Café Linné, Eupener Straße 57-59, 50933 Köln, 0151/50662110 geöffnet Mo-So von 10 bis 18 Uhr, www.cafe-linne.de

KStA abonnieren