Küchen-WettkampfThermomix, Discounter-Gerät oder Kochtopf – der große Geschmackstest

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Kostprobe: Köchin Julia Albrecht-Godau aus dem Betriebsrestaurant des Neven DuMont Haus, Kultur-Redakteur Markus Schwering, Magazin-Mitarbeiterin Christina Rinkl

Kostprobe: Köchin Julia Albrecht-Godau aus dem Betriebsrestaurant des Neven DuMont Haus, Kultur-Redakteur Markus Schwering, Magazin-Mitarbeiterin Christina Rinkl

Köln – Es kann mixen, rühren, pürieren, kochen, dünsten und sogar zerkleinern. Hört man Thermomixfans beim Schwärmen zu, fragt man sich: Kann das Ding auch fliegen? Schließlich hat es seinen Preis – rund 1100 Euro müssen hingeblättert werden. Discounter wie Aldi und Lidl haben reagiert und bieten ihre eigenen Alleskönner an. Die kosten fast 900 Euro weniger. Die Frage stellt sich: Taugt das was? Wer kann mehr? Und ist nicht der Mensch am Kochtopf am Ende doch die beste und günstigste Lösung? Hightech vs. Tradition, Mensch vs. Maschine. Wir haben den Test gemacht. Kürbissuppe sollte es sein - wir haben den Thermomix, die Aldimaschine und einen Koch mit traditionellem Equipment in einen fairen Wettkampf geschickt.

Die Konkurrenten im Wettbewerb:

Thermomix: Kultur-Redakteur Markus Schwering, er kocht seit vielen Jahren mit dieser Maschine – bereits mehrere Generationen des Thermomix sind in seiner Küche eingezogen.

Aldi-Küchenmaschine: Magazin-Mitarbeiterin Christina Rinkl ist seit einigen Wochen stolze Besitzerin der Aldi-Maschine.

Traditionell am Herd: Köchin Julia Albrecht-Godau aus dem Betriebsrestaurant des Neven DuMont Haus wiederum steht für uns am Herd – vor einem großen, ganz normalen Kochtopf.

Auf der nächsten Seite lesen Sie, wie der Wettkampf abgelaufen ist.

Schritt 1 - Thermomix mit duftendem Dampf

Die Zutaten sind bereits vorbereitet und müssen nur noch verarbeitet werden.Es geht los - beide Geräte werden eingeschaltet. Butter, Zwiebeln und ein wenig Ingwer werden eingeworfen. Noch funktionieren sie beide gleich. Die Köchin fängt erst später an. Beim Thermomix wird zunächst die Turbotaste zwei bis drei Mal eingeschaltet. Das ist laut. Die Zwiebeln und der Ingwer werden dabei zerhackt und ergeben eine Masse mit der Butter. Anschließend wird das Gerät auf „Varoma Stufe 1“ – einer Temperaturstufe – eingestellt. Damit braucht es circa fünf Minuten, bis Zwiebeln und Ingwer gedünstet sind. „Ich lasse hier eigentlich kochen. Für mich ist Thermomix eine Erlösung. Ich muss nur noch abwaschen“, sagt Markus Schwering. Aus dem Thermomix steigt duftender Dampf auf, die Aldi-Version behält ihre Aromen beinahe ganz für sich. Ansonsten funktioniert er bisher ähnlich wie der Thermomix.

Schritt 2 - Köchin startet nach den Maschinen

Die Hokkaido-Kürbisstückchen, Möhren und Wasser werden in die Geräte dazugegeben. Thermomix und Aldiversion rühren und zerkleinern gleichzeitig brummend vor sich hin. Das ist der längste Schritt: Beim Thermomix heißt das: 25-30 Minuten, 100 Grad, Stufe 2. Bei Aldi-Studio: 25-30 Minuten, 100 Grad, Stufe 2. Markus Schwering und Christina Rinkl können sich entspannt zurücklehnen. Oder aufräumen. Oder Kaffee trinken gehen. Nichts spritzt, nichts kocht über, nichts brennt an. Ziemlich entspannt.

Erst jetzt fängt Köchin Julia Albrecht mit ihrer Suppe an. Sie lässt die Butter im Kochtopf zergehen, gibt die restlichen Zutaten in den Topf. Es brutzelt und brodelt und duftet. Anschließend verrührt sie alles mit dem Stabmixer. „Fertig“, ruft Köchin Julia Albrecht-Godau. Wie lange hat’s gedauert? Zehn Minuten. „Das ist eine tiefe seelische Erschütterung, dass das Kochen zu Fuß schon fertig ist“, gesteht Markus Schwering.

Zurück zu den vermeintlichen Alleskönnern: Nach einigen Minuten auf Stufe 2 werden die restlichen Zutaten, zum Beispiel Senf, Orangensaft und Curry, „eingerührt“ bzw. in die Maschinen geworfen. Die Zutaten verrühren sich gleichmäßig, es duftet jetzt aus beiden Geräten. „Meine Leidenschaft fürs Kochen ist erst durch Thermomix entstanden“, sagt Markus Schwering als er testweise an seiner Suppe riecht. Noch 20 Minuten brauchen sie, dann kann probiert werden.

Schritt 3 - Nach 20 Minuten, fertig!

20 Minuten sind vorbei. Doch bevor die Suppen gekostet werden können, müssen sie für ca. 8 bis 10 Sekunden püriert werden. Sowohl der Thermomix als auch das Aldi-Studio sind dabei ziemlich laut. Beide Geräte rappeln stark. In der Küche sollten sie am besten frei stehen. „Auf meiner Arbeitsplatte steht sowieso nur die Maschine. Ich brauche ja nichts anderes“, sagt Christina Rinkl. Während die Maschinensuppen noch ordentlich durchpüriert werden, dampft die konventionelle Suppe auf dem Herd vor sich. Köchin Julia Albrecht-Godau räumt ihren Arbeitsplatz auf. Da die Maschinen das Kochen übernehmen, läuft die Zubereitung stressfrei ab. Mit Timer und Geräuschsignal melden sich die Geräte, wenn das Essen fertig ist.

Lesen Sie auf der Folgeseite was die Tester sagen:

Das sagen die Tester zum Ergebnis:

Geschmack Jetzt dürfen die Tester ran. Thomas Krechel, Chef des Betriebsrestaurant, Fotograf Max Grönert, Hannah Schneider, stellvertretende Ressortleiterin aus dem Magazin, haben Hunger. Und die drei Köche natürlich auch. Verkostet wird blind – keiner weiß, welche Suppe da golden-cremig in welcher Schale schwappt. Die Überraschung kommt prompt: Die wichtigste Kategorie gewinnt der klassische Kochtopf. Sie gefällt der Jury mit Abstand am besten. Trotz derselben Zutaten schmeckt Profi Thomas Krechel den Unterschied sofort: „Alle drei Suppen sind sehr verschieden. Die Kochtopf- und Aldisuppe sind süßlich, die Thermomixsuppe schmeckt eher fad.“

Klarer Gewinner Einen ganz speziellen Eigengeschmack bescheinigen die anderen Jurymitglieder den Maschinensuppen. Ist es Plastik? Kann bei schon mehrfach benutzten Geräten eigentlich kaum sein. Trotzdem – die Suppe aus dem Kochtopf ist unbestritten der Champion – das finden auch die überzeugten Chefs der beiden Maschinen. Darüber freut sich Köchin Julia Albrecht-Godau: „Ich selbst benutze zuhause zugegebenermaßen zwar auch den Thermomix, aber es ist auch ein gutes Gefühl, wenn mein Job nicht durch Maschinen ersetzt wird.“

Textur Natürlich haben aber auch die beiden Geräte ihre Vorteile: In der Kategorie Textur siegt die Thermomix-Suppe. Die mousseartige Konsistenz hat den Testern am besten gefallen. Dicht dahinter der Kochtopf. „Ich bin angenehm enttäuscht, aber ich kann mit diesem Ergebnis leben“, sagt Markus Schwering.

Gesamt-Ergebnis des Tests:

  • Gesamtsieger war die herkömmlich gekochte Kürbissuppe.
  • Zweiter Platz: Die Aldi-Küchenmaschine "Studio", weil sie im Geschmack mehr überzeugte als der Thermomix.
  • Dritter Platz: Thermomix, der allerdings im Punkt Konsistenz punkten konnte

Das Fazit der beiden Maschinen-Köche lesen Sie auf der nächsten Seite:

Das sagen die beiden Maschinenköche:

Markus Schwering mit dem Thermomix Ist die Chefköchin eine Hexe, die vor einigen Jahrhunderten noch verbrannt worden wäre? Hat sie etwa während des Kochens Zaubersprüche in die entstehende Suppe hineingemurmelt? Tatsache ist jedenfalls, dass beim anonymen Testessen die von ihr handverfertigte Kürbissuppe an den beiden Maschinenkonkurrenten deutlich vorbeigezogen ist. Und das, obwohl die Voraussetzungen jeweils dieselben waren: die gleichen Zutaten und davon die gleichen Mengen. Ich selbst indes, der Thermomix-Koch, fand die Suppe der Chefköchin einerseits intensiver, herzhafter und spezifischer, andererseits ausgewogener und einfach erfreulicher im Geschmack – und das bei weniger als der Hälfte der Verfertigungszeit.

Was für Erklärungen bieten sich an, sieht man mal legitimerweise von der Zauberspruch-Mutmaßung ab? Tatsache ist immerhin, dass die Tester wenigstens mehrheitlich mit der Von-Hand-Suppe begannen. Solchermaßen waren die Geschmacksnerven vielleicht schon dergestalt präformiert, dass man die in der Tat deutlichen Ausdrucksdifferenzen der anderen Suppen nicht mehr objektiv in ihrer je eigenen Wertigkeit würdigen konnte. Außerdem hat sich die Frage nach den Voraussetzungen mit dem Hinweis auf dieselbe Substanz und dieselbe Menge eben doch nicht vollständig erledigt: Ein Kürbis schmeckt halt nicht ganz wie der andere. Testbedingungen, die naturwissenschaftlichen Exaktheitskriterien vollauf genügen, sind halt in der Küche nicht herzustellen.

Ich will hier aber nicht als schlechter Verlierer dastehen – zumal ich die „Schuld“ ja ganz bequem auf dem Thermomix abladen kann – unstrittig zeitigt ja dieses Maschinenkochen eine Entsubjektivierung des Kochvorgangs. Chapeau und Gratulation, Blumen und Küsschen also für die Köchin, deren Suppe einfach großartig war. Die Freude am Thermomix lasse ich mir dadurch aber nicht nehmen: Zuhause muss er ja auch nicht gegen den Maitre de cuisine einer Großküche antreten.

Christina Rinkl mit der Aldi-Küchenmaschine: Das Aldi-Gerät hat sich im Test gut geschlagen und braucht sich vor dem Thermomix nicht zu verstecken. Zweiter Platz bezüglich Geschmack hinter der Profiköchin – das ist doch ein prima Ergebnis. Bisher bin ich mit dem Gerät zufrieden – die Maschine ist ein schöner Luxus, für Leute, die es beim Kochen gerne ein bisschen praktischer und bequemer haben. Und sie ist eben 900 Euro günstiger als das Original, für mich das entscheidende Argument. Natürlich gibt es Unterschiede zum Vorwerk-Gerät, die integrierte Waage und der Linkslauf fehlen zum Beispiel, aber damit kann ich leben. Wer nichts dagegen hat nach Rezept zu kochen und es in der Küche gerne praktisch hat, ist mit der Maschine gut bedient.

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