Top 5 Currywurst-BudenKölns beste Imbisse aufgespürt

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Welche Currywurst ist die beste Kölns? Die Autoren Frank Schergel und Stefan Padberg haben es herausgefunden.

Welche Currywurst ist die beste Kölns? Die Autoren Frank Schergel und Stefan Padberg haben es herausgefunden.

Köln – Seit 25 Jahren steht Gert Kremer schon hinter dem Tresen seiner Pommesbude im Industriegebiet Niehl. „Gert’s Imbiss“ heißt sein Laden und damit ist alles gesagt: kein überflüssiger Schnickschnack wie Champagner zur Wurst, keine Saucen mit verschiedenen Schärfegraden, nur die Frage „Ketchup oder Mayo?“. Seine Kunden sind Lastwagenfahrer und Arbeiter aus dem nahegelegenen Ford-Werk. Gert begrüßt jeden mit Namen und kennt tausend Geschichten. Genau deshalb hat er es mit seinem Imbiss in den jüngst erschienenen „Currywurst-Kompass Köln“ geschafft. „Wir wollten die Buden vorstellen, in denen man das Leben spürt, deren Besitzer etwas zu erzählen haben“, sagen die Autoren Stefan Padberg und Frank Schergel, die für ihr Buch drei Jahre lang in Köln unterwegs waren, um Currywurst und Pommes zu essen. „Einige Buden haben wir nicht wegen fehlender Qualität, sondern wegen fehlender Geschichten rausgelassen“, sagt Frank Schergel.

Die Geschichte von Wurst und Stadt

Auch sonst weicht das Konzept des Currywurst-Kompass von dem der üblichen Gastronomieführer ab. Padberg und Schergel klappern die Buden nach Stadtteilen ab und erweitern ihren Streifzug entsprechend der Stadtentwicklung in konzentrischen Kreisen nach außen. Sie beschäftigen sich nicht nur mit dem angebotenen Essen, sondern auch mit der Stadtgeschichte. Der Geograf Padberg beschreibt die historische Entwicklung rund um die Bude, Journalist Schergel Essen und Service. Auf diese Weise ist ein „Currywurstwanderweg“ durch die einzelnen Viertel entstanden. Die ausführliche Information über die Stadtentwicklung ist zu Anfang etwas gewöhnungsbedürftig. Wer sich nur für die Würste interessiert, kann den Geschichtsteil aber auch einfach überspringen. Auf konkrete Bewertungen haben die beiden bewusst verzichtet und beschreiben statt dessen die Bude samt Service und Angebot im Detail.

Echtes Frittenbudengefühl im Industriegebiet, knusprige, dünne Pommes. Sehr persönlich, man wird nicht abgefertigt, Besitzer Gert Kremer kennt jeden mit Namen, es wird gern über den FC gesprochen.

Delmenhorster Straße 20c, 50735 Köln, Mo–Do 5–15 Uhr, Fr 5–14 Uhr

Selbstgemachte Saucen, die Wurst kommt erst bei der Bestellung auf den Grill und liegt nicht schon stundenlang drauf. Besitzer Erich Pollatz war früher Metzger, betreibt schon seit 24 Jahren mit seiner Frau den Imbiss und darf sich Profi nennen.

Gereonswall 3, 50668 Köln, Mo–Fr 12–19 Uhr

Hoher Qualitätsanspruch: Die Wurst stammt vom Bio-Metzger Hennes aus der Südstadt, vielfältige Saucenauswahl von Honig-Mohn- bis zu Ingwer-Ananas-Geschmack. Selbstgemachter Kartoffelsalat, liebevolle Einrichtung, Pommes aus der Porzellanschale, Pieker aus Edelstahl. Besitzer Stefan Schüler bietet eine Bonus-Stempelkarte für Stammgäste an.

Dürener Straße 219, 50931 Köln, Mo–Fr 12–20 Uhr, Sa 12–17 Uhr

Bodenständige Bude im Industriegebiet, Currywurst mit selbstgemachter Sauce, krosse Pommes mit Salz und Paprika. Einrichtung mit Spielautomaten, Autopostern und Playboy-Kalender.

Matthias-Brüggen-Straße 18, 50827 Köln, Mo–Do 6.30–15 Uhr, Fr 6.30–14 Uhr

Extrem freundliches Team aus drei gut gelaunten Frauen, vor allem die Witze mit den Stammkunden sind eingespielt. Francisco Bonillo, der nebenan ein Transportunternehmen betreibt, hat den Imbiss nach dessen Pleite 2010 wieder eröffnet, daher der Beisatz „Zum Spanier“. Die Wurst ist würzig, die Fritten knackig und dünn.

Poll-Vingster Straße 138, 51105 Köln, Mo–Fr 6–15 Uhr

Stefan Padberg/Frank Schergel: „Currywurst-Kompass Köln. Die Stadt und ihre Buden“, Klartext-Verlag, 264 Seiten, 12,95 Euro.

Während der Recherchen haben die beiden überall gegessen: in abrissreifen Buden, schicken Lokalen, tristen Parkplätzen und zu allen Tages- und Nachtzeiten – stets mit dem Ziel vor Augen, die Zusammenhänge von Currywurst-Pommes-Mayo und Stadtentwicklung zu ergründen. Dass es im Belgischen Viertel jetzt Champagner zur Currywurst gibt, erklären die beiden sich beispielsweise damit, dass dort kleinere Handwerksbetriebe geschlossen wurden und den Arbeitern junge Selbstständige wie Werbeagenten und Künstler folgten. Diese Klientel müsse man mit Zusatzangeboten locken. Oder aber den Imbiss so aufziehen, dass ein Besuch schon wieder cool sei, wie beispielsweise im neu eröffneten „Woosch“ in der Brüsseler Straße 43, der auf Englisch damit wirbt, „traditional german food“ anzubieten. Aufgefallen sei zudem, dass es – anders als bei den meisten Burgerläden – in den Wurstbuden kaum vegetarische Alternativen gebe.

Gefährlicher Arbeitsplatz

Die klassische Imbissbude ohne Schnickschnack müsse man mittlerweile suchen. „Daran, wie viele echte Imbisse es in einem Viertel gibt, kann man gut erkennen, welche Menschen hier wohnen, arbeiten und ihre Mittagspause verbringen. In der Südstadt findet man zum Beispiel eher Burgerläden als Imbisse“, sagt Schergel. Daraus schließt er auf ein eher moderneres, trendbewusstes Umfeld. Sein Fazit lautet: „Klassische Imbisse mit echten Gestalten vor und hinter dem Tresen findet man vor allem in Industrie- und Randgebieten. Hier ist man näher am Leben, hier gibt es mehr Geschichten.“

Wie zum Beispiel die von Birgit Schröder und ihrer Bude „Extrawurst“ in der Oskar-Jäger-Straße 173. Die gelernte Köchin zog aus Liebe nach Köln und eröffnete auf dem Parkplatz der Spedition Breuer, die ihrem Mann gehört, ihren Imbiss. Hier komme es schon mal vor, dass ein Speditions-Lkw beim Rangieren ihre Bude einreiße. Lohnenswert sei auch ein Besuch bei „Wurst-Willy 2“ mit Ausblick auf das Bordell „Pascha“.

Man merkt den Porträts die Neugier auf Menschen an, die Stefan Padberg und Frank Schergel bei ihrer Recherche angetrieben hat. Zugenommen haben die beiden übrigens kaum. „Das Testen war ja über drei Jahre verteilt. Erst am Ende, als wir einen Verlag gefunden hatten, mussten wir richtig reinhauen“, sagt Schergel.

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