Düstere ZukunftLiebe Kölner Grill-Fans, rettet die Metzger! Auch für eure Sicherheit!

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  • In ihrer PLUS-Kolumne „Köln kulinarisch” schreiben unsere Kölner Gastro-Experten Sebastian Bordthäuser und Julia Floß wöchentlich im Wechsel über aktuelle Themen in der Gastronomie.
  • Obwohl in diesen Tagen die Rauchschwaden weithin über Köln zu sehen sind und Grillen des Deutschen liebstes Hobby ist, sieht die Zukunft der Metzger düster aus – auch in Köln.
  • Das sollte sich ändern! Und alle können etwas dafür tun! Eine Ode an das Metzger-Handwerk.

Es ist Sommer in der Stadt und es wird gegrillt was das Zeug hält. Allen Ortes steigen Rauchkolonnen in den Himmel, ob im Schrebergarten, am Aachener Weiher oder daheim. Das Grillen ist des Deutschen liebstes Hobby. Dagegen ist auch nichts einzuwenden, ich sorge mich vielmehr um den Beruf des Metzgers, denn da sieht es zunehmend düster aus.

Die Metzger-Innung listet nur 42 Mitglieder in Köln, auf 48 Einträge kommt das Branchenbuch mit Großraum Köln. Tendenz: sinkend. Das bedeutet, jeder Betrieb hätte rund 23.800 Leute zu versorgen, wenn wir die Discounter und Vegetarier mal außen vor lassen. Der Lehrberuf des Metzgers findet schlicht keinen Nachwuchs mehr, der bereit ist, die harte körperliche Arbeit auf sich zu nehmen.

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Und da steht der Beruf des Metzgers nicht allein: Bäcker können ein ähnliches Lied singen, so wie letztlich viele Handwerksberufe. Dazu kommen der Preisdruck durch die Konkurrenz der Supermärkte und Discounter, die seit langem die Preise diktieren. Immer mehr Betriebe können da nicht mithalten, der Nachwuchs wird knapp. Die wenigen Metzger, die heute noch ihre Ausbildung beenden, beginnen zumeist in einem Supermarkt oder ähnlichen Großbetrieben, aber nicht in einer Metzgerei.

Ein Plädoyer für mehr Urlaub daheim

Was schade ist, denn jeder von uns erinnert sich gern an die reichhaltigen Auslagen der Märkte und der Metzger im Urlaub, in Frankreich, Italien, in Spanien, der Türkei oder Portugal. Glänzende Würste und saftige Steaks so weit das Auge reicht. Und daheim gehen wir wieder zum Discounter, um blasse Convenience Würste zu kaufen.

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Ich plädiere daher für mehr Urlaub daheim. Wenn also die nächste Grillerei ansteht, ist das Grund genug, ein wenig Urlaubs-Esprit in den Alltag zu retten, sich aufs Fahrrad zu setzen und den nächsten handwerklich arbeitenden Metzger aufzusuchen. Unterstützen durch Aufessen lautet die Devise! Ich bin der festen Überzeugung, dass mit dem Wissen, nicht nur etwas Gutes zu kaufen, sondern auch lokales Handwerk zu unterstützen, viel gewonnen ist und es allein deshalb besser schmecken wird. Schließlich grillt man auch nicht einfach zur stupiden Nahrungsaufnahme, sondern man feiert: Das Leben, die Zusammenkunft, das gemeinsame Essen. Warum also nicht auch das Grillgut selbst zelebrieren?

„Iss nichts von Fremden"

Das beginnt schon bei der Beschaffung, denn der Metzger unseres Vertrauens ist das Beste, was einem passieren kann. Wie sehr er fehlt, merkt man immer erst, wenn es zu spät ist. Iss nichts von Fremden, sagten unsere Mütter früher. Nichts anderes machen Discounter: Ihr vakuumiertes Grillfleisch stammt von Leuten, die wir nicht kennen und und ist ungewisser Herkunft.

Ein ordentlicher Metzger schließt diese Lücke in unserer Nahrungskette und bietet uns nicht allein Genuss, sondern Sicherheit: Durch ein Gesicht, eine Person, die mit ihrem Namen hinter allem steht. Mit Ausbildung, Erfahrung und Leidenschaft. Also schnell los, denn das Wochenende steht schnell wieder vor der Tür. Es ist heiß draußen und ich wette, der ein oder andere Grill wird angeschmissen.

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