Greatest Hits aus Portugal„Je näher Luis Dias an der Heimat kocht, umso besser“

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Luis Dias 

  • Gastrokritiker Carsten Henn ist regelmäßig zu Gast in den vielversprechendsten Restaurants in Köln.
  • Diese Woche ist er zu Gast bei Luis Dias. Das nach dem Inhaber benannte Restaurant in der Wilhelmstraße ist die vierte Eröffnung von Luis Dias in Köln.
  • Seinem vorzüglichen Kochstil bleibt der Portugiese dort treu: mediterran, mit vereinzelten Ausflügen ins Deutsche, Französische und Asiatische.

Köln – Man muss sich das mal vorstellen: Am 3. März eröffnet Luis Dias sein neues Restaurant in Rodenkirchen, und wenige Tage später muss er wegen der Corona-Krise schon wieder zumachen. Der wirtschaftliche Super-Gau! Luis Dias bietet dann als einer der ersten Kölner Spitzen-Köche Take-Away an. Aber jetzt kann man auch wieder bei ihm essen gehen. Seit 30 Jahren kocht der Portugiese in Köln, das nach ihm benannte Restaurant ist seine vierte Eröffnung in Rodenkirchen, zuvor kochte er am Rhein im „Aura“.

Luis’ Kochstil hat sich seit Jahren kaum verändert: mediterran, mit vereinzelten Ausflügen ins Deutsche, Französische und Asiatische. Mein geheimer Wunsch ist ja, dass er irgendwann portugiesisch pur kocht, denn diese kulinarische Farbe fehlt in Köln im Spitzenbereich, aber das wäre vielleicht zu nischig. Momentan macht Luis Dias es wie die Rolling Stones auf Tournee und gibt „Greatest Hits“ zum Besten. Also stehen gebratene Baby-Calamari, oder Flanksteak vom Grill mit Pilzen auf der Karte.

Einflüsse aus der Heimat

Den Reisnudeln gönnt Dias Kontinent-übergreifend eine leicht scharfe Chorizo-Sauce, eine Parmesanhippe und vier Scampis, sowie einen Avocadofächer. Noch besser gelingen die al dente gegarten Taglioline mit einer großzügigen Menge schwarzer Trüffel.

Je näher Dias an seiner Heimat kocht, umso besser. Das zeigt sich auch bei den Hauptgängen, wo das herrlich große Kotelett vom Duroc-Schwein einen kleinen Tick zu viel Hitze gesehen hat (allerdings von einem fein gewürzten Kartoffelragout mit Bohnen begleitet wird), der Robalo (Wolfsbarsch) dagegen auf den Punkt gegart ist. Eine Scheibe gegrillter Rettich mit angenehmem Biss erdet das Gericht und Zitronengras sorgt für Frischeakzente.

Im Finale ist ein Erdbeertörtchen mit Erdbeereis und marinierten Erdbeeren routiniertes Business as usual, dagegen versteckt sich hinter „Tiramisu 2020“ tatsächlich eine pfiffige Neuinterpretation des reichhaltigen Küchenklassikers, der mit Pistazien, viel Obst und Espuma an Leichtigkeit gewinnt.

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All das genießt man in einem Ambiente von Plastiktischdecken, Plexiglasscheiben und Atemmasken. Zuerst irritiert das natürlich, aber dem Service gelingt es durch die Masken zu lächeln und Herzlichkeit in den kleinen, verwinkelten Raum zu bringen, der von vier gewaltigen Säulen beherrscht wird, die „Akropolis-Grill“ rufen.

Auf der Weinkarte stehen gut 40 Weine, von denen die portugiesischen die ungewöhnlichsten sind. Die Preise sind fair kalkuliert, die der Speisen gehoben. Aber wer würde einem Gastronomen in solchen Zeiten Vorwürfe wegen seiner Preise machen? Erst recht, wenn er in Rodenkirchen kocht und noch dazu auf sehr gute Produkte setzt.

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Das Restaurant "Luis Dias" in der Wilhelmstraße.

Wilhelmstr. 35a, 50996 Köln, Tel. 0221/9 35 23 23, Di – Fr 12-14.30 Uhr, 18-20 Uhr, 20-22.30 Uhr; Sa/So 18-20 Uhr, 20-22.30 Uhr luis-dias.com

Henns Auswahl

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Duroc-Kotelett mit Kartoffelragout und Bohnen

Reisnudeln, Chorizo Sauce und Scampis | 17€ Taglioline | schwarze Trüffel | 26,50€ Robalo mit Zitronengras | 30€ Duroc-Kotelett mit Kartoffelragout und Bohnen | 29€ Erdbeertörtchen | Erdbeereis | marinierte Erdbeeren 10€ Tiramisu 2020 | 12€ 4-Gang-Überraschungs-Menü 59€

Fazit: Mediterrane Küche mit tollen Produkten. Dazu gibt es einige schöne Weine und einen netten Service. 

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