Köln kulinarischWo Sie am Aschermittwoch in Köln besonders leckeren Fisch bekommen

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hering gericht

Sebastian Bordthäuser hat zwei Tipps für Vertreter des gepflegten Fischessens an Aschermittwoch.

  • Unser Kolumnist Sebastian Bordthäuser nimmt die gastronomische Szene und ihre Trends unter die Lupe.
  • Heute bespricht er das traditionelle Fischessen am Aschermittwoch und merkt an, dass aus dem Motiv des Verzichtes ein kulinarisches Event geworden ist.
  • Wo man am Mittwoch gut Fisch essen kann, weiß er aber auch.

Am Aschermittwoch ist alles vorbei. Ab dann ist Schluss mit lustig, dafür aber auch mit Schuld – jetzt ist die Sühne dran. Tabula Rasa, ein wirklich angenehmes Konzept. Seit dem 6. Jahrhundert gibt der Mittwoch vorm sechsten Sonntag vor Ostern den Startschuss für die Fastenzeit. Die zählt genau 40 Tage, wenn wir die Sonntage bis Ostern rausrechnen und den Karfreitag und Karsamstag dazu nehmen. Doch wie kommt eigentlich der Fisch an Aschermittwoch auf den Teller?

Die Tradition erklärt dies wie folgt: Der Aschermittwoch wurde lange Zeit auch Heringstag genannt. Der Hering ist dabei symbolischen Charakters, denn er war seinerzeit das Geheimzeichen für die Christen. Diese taten seit Menschengedenken demütig Buße für ihre irdischen Fehltritte und kleideten sich dafür in Sack und Asche – daher also, genau, Aschermittwoch! 

Aus dem Motiv des Verzichtes ist ein kulinarisches Event geworden

Ein integraler Teil der Buße ist immer der Verzicht als Beleg und Zeichen der Entbehrung. In diesem Falle ist es der Verzicht auf alle tierischen Produkte, die nicht nur Fleisch, sondern auch Geflügel nebst Eiern, Milch, Käse und so weiter betrafen. Hering statt Rinderfilet lautete fortan die Devise. Auch heute noch ist für sattelfeste Katholiken der Verzicht auf tierische Produkte integraler Bestandteil der Fastenzeit. Zusammen mit dem Karfreitag ist der Aschermittwoch der einzige Tag, an dem nach christlichem Glauben kein Fleisch gegessen werden darf.

Doch schon damals galt: keine Regel ohne Ausnahme. Man klammerte einfach alles aus, was unter der Wasseroberfläche lebte – und nicht wie Christus zu kreuzigen war. So verbannte man die Fische aus dem Tierreich schnurstracks auf silberne Vorlege-Platten, direkt auf unsere Tische. Seitdem biegen sich am Aschermittwoch die Tafeln unter der Last von Hummern, Austern und Krebsen, die wir letztmals vor der 40-tägigen Abstinenz reuelos verspachteln und mit einer Flasche Champagner herunterspülen dürfen. Das ist zumindest die heutige Variante, denn aus dem klassischen Motiv des Verzichts hat sich ein kulinarisches Event entwickelt, dass Jahr für Jahr die fünfte Jahreszeit beendet.

Wohin gehen für das Fischessen?

Der traditionelle Hering ist heute kaum noch zu finden, versuchen Sie mal ihr Glück in einem Fischladen. Fehlanzeige! Die moderne Buße hat sich folglich den modernen Ernährungsgewohnheiten angepasst und wird großzügig erweitert ausgelegt: Sie umfasst anstelle des Verzichts auf tierische Produkte andere lieb gewonnene Marotten fernab unserer Tafeln. Sei es der TV-Konsum, Mobiltelefone, Internet oder genereller Konsum digitaler Medien – ein moderner Ablasshandel. Doch egal worauf wir auch verzichten, die Tafel am Aschermittwoch bleibt reich gedeckt.

Nur wohin soll man nun am Mittwoch gehen, bei dem riesigen Angebot? Die Antwort ist entwaffnend einfach: Gehen Sie dorthin, wo auch sonst gut gekocht wird und gute Produkte mit dokumentierter Herkunft zubereitet werden. Bestimmt ist ihnen letztens irgendwo die Nennung der Produzenten oder Händler der Produkte auf den Speisekarten aufgefallen. Seien es Neukirchens Miesmuscheln oder Fisch vom Fachhändler.

Ansonsten gibt es eben nur Tiefkühlkost und billigen, antibiotika-geschwängerten Fisch aus der vietnamesischen Aquakultur. Dinge, die man auch den Rest des Jahres nicht essen sollte. Gerade weil sich die Gastronomie am Mittwoch mit Angeboten zu übertreffen versucht, gilt auch hier: Schuster, bleib’ bei deinen Leisten. Guter Fisch ist teuer, von der Bouillabaisse bis zur Seezunge – aber für die letzte ordentliche Mahlzeit vor Karfreitag sollte man auch schonmal ein paar Euro auf den Tresen legen. Der Steckrüben-Eintopf und die Gerstensuppe der nächsten 40 Tage werden es bestimmt wieder rausholen. 

2 Tipps für Vertreter des gepflegten Fischessens an Aschermittwoch:

Brasserie Marie

Laut Betreiber ist die Brasserie Marie bekannt und beliebt für ihre täglichen Frischfischgerichte und die Austernauswahl. Da darf ein großes Fischessen an Aschermittwoch nicht fehlen. Neben frischen Austern, hausgemachtem Backfisch und einer abwechslungsreichen Fischauswahl gibt es dieses Fischmenü für 45 Euro (37 ohne Suppe).

-Matjestatar · gebackenes Kartoffelmousse · grüne Sauce · Wachtelei -Südfranzösische Fischsuppe · Aioli · gereifter Gruyère · geröstetes Brot -Kabeljau · Schmorgurke · Kartoffel-Schnittlauch-Stampf · Dijonsenfsauce -Salznougattarte · Joghurteis · Ananasragout · Passionsfrucht

Brasserie Marie, Zülpicher Str. 268, 50937 Köln, Tel. 0221/ 96269194, geöffnet Dienstag bis Samstag ab 18 Uhr

www.brasserie-marie.de oder die Veranstaltung auf Facebook ansehen

Essers Gasthaus

Am 26. Februar 2020, von 17.30 bis 19.30 Uhr oder ab 20.15 Uhr kann man auch im Essers Gasthaus in Ehrenfeld den Karnevalskater beim traditionellen Fischessen streicheln oder bekämpfen. Die Küche hier beschreibt sich selbst als „gut bürgerlich“. Die Betreiber beziehen ihre Produkte ausschließlich aus Deutschland oder Österreich und zählen bereits auf der Karte ihre Lieferanten auf.

Reservierung werden unter 0221-425954 oder direkt an der Theke angenommen.

Essers Gasthaus, Ottostraße 72, 50823 Köln, geöffnet täglich ab 17.30 Uhr, Küche ab 18 Uhr

www.essers-gasthaus.de

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