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Lieblingsorte in KölnDie schönsten kulinarischen Ecken in den Kölner Veedeln

Lesezeit 35 Minuten
Redakteurin Julia Floß stellt ihre Lieblings-Restaurants vor.

Redakteurin Julia Floß stellt ihre Lieblings-Restaurants vor.

Köln bietet eine unglaubliche Vielfalt an Cafés, Restaurants, Bars und unzähligen weiteren Gastronomien an, die über die verschiedenen Stadtteile verstreut sind. An jeder Straßenecke findet man Rückzugsorte, kulturelle Vielfalt und leckeres Essen in allen Stilrichtungen und Farben. Viele dieser Plätze bieten das Potential, zu einem echten Lieblingsort zu werden.

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Julia Floß aus dem Magazin des „Kölner Stadt-Anzeiger“ schaut sich jeden Monat einige dieser Orte an und geht auf Entdeckungstour durch alle Winkel und Ecken Kölns, um ihre ganz persönlichen Favoriten ausfindig zu machen. Wir haben auf den nachfolgenden Seiten eine Liste ihrer bisherigen Highlights zusammengestellt:

YouYou Noodle House

Vor meiner ersten Reise nach Singapur fragte ich einen guten Freund und Asien-Connaisseur nach kulinarischen Tipps. Antwort: „Iss so viel Nudelsuppe wie nur möglich! Morgens, mittags, abends! Iss’ Nudelsuppe.“

Das war eindeutig, wenn auch etwas enttäuschend. Klare Brühe mit Einlage fiel bis dato eher in die Kategorie „Schonkost“ – und wurde entweder mit styroporartigem Eierstich und aufgeweichten Backerbsen bei großfamiliären Veranstaltungen oder bei medizinischen Ausnahmezuständen gereicht.

Trotz gesundheitlicher Beschwerdefreiheit, knapp 30 Grad Mittagshitze und wahnwitziger Luftfeuchtigkeit, tat ich wie mir geheißen und schlürfte Nudelsuppe. Es war fantastisch. Nicht nur, dass dieses unscheinbare Gericht besser wirkte als jeder fiese Energydrink, es gab geschmacklich wahnsinnig viel zu entdecken: scharf, süß, sauer, bitter, fruchtig, salzig, tranig – in dieser großen Schüssel steckten so viele wunderbare Zutaten. Seither gehöre ich zum Team Nudelsuppe.

Umso größer war meine Freude als mir jemand vom YouYou Noodle House erzählte. Chefin Lei Hanxiu beschloss vor knapp eineinhalb Jahren diese traditionelle Form der Gastronomie aus ihrer chinesischen Heimat nach Köln zu bringen. Restaurants mit chinesischer Küche gibt es bereits einige in der Stadt, aber eben kein Nudelhaus. Das Konzept ist ein Mischung aus Garküche und modernem Imbiss. Man sitzt an hohen Tischen, die Gerichte sind allesamt fotografisch abgebildet und man räumt sein Geschirr selbst ab.

Der Gast kann zwischen vier hausgemachten Nudelsorten wählen. Dazu werden verschiedenste Einlagen angeboten, von köstlichem Schweinbauch über wunderbar würziges Hackfleisch bis zu frittiertem Tofu. Nebst fabelhafter Suppe, gibt es auch ein paar Wok-Gerichte, Currys und hausgemachte chinesische Dampfnudeln (Baozi). Obacht: Auch wenn die Schüssel so unschuldig daherkommt, ihr köstlicher Inhalt ist ungemein sättigend. Kleiner persönlicher Appell: Gib der Schärfe eine Chance!

Jedes Gericht kann selbstverständlich in milder Variante zubereitet werden, aber ein gewisser Schärfegrad gehört zum Geschmackserlebnis und wird von vielen Menschen als Mischung aus Grippeschutzimpfung und Stimmungsaufheller empfunden. Jetzt natürlich nicht überschwänglich werden, aber vielleicht mal vorsichtig probieren. Reis löscht.

YouYou Noodle House, Lindenstraße 48, Köln, ☎ 0221/99787960, Öffnungszeiten: Mo bis Sa: 11.30 bis 15.30 Uhr und 17 bis 21 Uhr

Was wir gegessen haben:

Dandan Nudelsuppe // Brühe mit scharf gewürztem Hackfleisch und dünnen chinesischen Nudeln // 6,90 Euro

Nudelsuppe mit Bauchspeck // knusprig gerösteter Bauchspeck und Gemüse in Nudelsuppe // 8,50 Euro

Spicy Beef // Rindfleisch mit Spitzpaprika, Chili und schwarzen Bohnen, dazu Reis // 8,90 Euro

Baozi // hausgemachte chinesische Dampfnudel mit Fleischfüllung // 1,50 Euro

Grüntee // 2 Euro

Villa Mathilde in Deutz

Lieblingsort in Köln-Deutz

Anstatt Villa Kunterbunt Villa Mathilde

Ich schlenderte die Deutzer Freiheit entlang, vorbei an antiken Apotheken, kleinen Buchhandlungen und extravaganten Blumenläden. Eine liebe Freundin gab mir kürzlich den Tipp: „Geh’ mal in die Villa Mathilde. Für den Käsekuchen würde ich meine Großmutter verkaufen.“ Also los.

Eine grau-blaue Puppenstube

Die Mathildenstraße machte auf den ersten Blick den Eindruck, als hätte ich mich in der Adresse geirrt, aber von ein wenig urbaner Tristesse lasse ich mich längst nicht mehr beunruhigen. Ich öffne die Tür der Villa Mathilde – und stehe in einer grau-blauen Puppenstube mit goldenen Tupfen. Ein bisschen Barock, ein bisschen 50er-Jahre-Wohnzimmer. Vogelmotive kehren auf Tapete und Porzellan immer wieder und überall gibt es hübsche Besonderheiten zu entdecken (Tipp: Suchen Sie mal die Decke nach einer kleinen Teetasse ab).

Die Speisekarte: Cappuccino // 2,40 Euro Rote Linsensuppe mit Räucheröl (vegetarisch) // 7,40 Euro Weißkohl mit Bio-Rinderhack (Eintopf) // 8,30 Euro Mathilde / warmer Schokoladen-Mandelkuchen mit Schlagsahne // 3,20 Euro Mathildes Käseliebe // 3,30 Euro Apfelgedicht // 3,30 Euro Blaubeer-Tarte // 2,90 Euro Portugiesische Teigtaschen mit Tomaten und Rucola // 5,30 Euro

Akuter Zuckerschock

Inhaber Thomas Kastner ist die personifizierte Herzlichkeit. Ich hätte ihn am liebsten spontan in die Arme geschlossen, das lag aber unter Umständen an meinem akuten Zuckerschock. Die lauwarme „Mathilde“ eröffnete die Testrunde: saftiger Schokoladen-Mandelkuchen mit knusprigem Mürbeteigboden und dazu ein dicker Klecks Schlagsahne. Dicht gefolgt von köstlicher Blaubeer- und Himbeertarte.

„Apfelgedicht“ als Raumspray

Hinter dem „Apfelgedicht“ verbirgt sich ein hervorragendes Backwerk aus zweierlei Apfelsorten, Mürbeteig, hauchdünnem Biskuit, Mandeln, Rosinen und einer Prise Zimt. Ich hätte da einen Vorschlag für die Lufterfrischer-Industrie: Ich wünsche mir das „Apfelgedicht“ als Raumspray.

Sahnig-cremiger Traum

Doch kommen wir endlich zu des Pudels ominösem Kern: „Mathildes Käseliebe“. Also, für diesen sahnig-cremigen Traum von einem Käsekuchen würde ich jetzt nicht direkt meine liebe Omi verhökern, aber der Kater wäre mindestens drin. Ich leg’ sogar noch die Kakteensammlung drauf. Einfach köstlich.

Villa Mathilde Mathildenstraße 27 50679 Köln-Deutz 0221/99449496 Öffnungszeiten: Di bis So: 10.30 Uhr bis 19.00 Uhr

Café Sehnsucht in Ehrenfeld

Lieblingsort in Köln-Ehrenfeld

Wenn ich an einem faulen Samstagmorgen frühstücken gehe, halte ich mich in der Regel nicht an einer Tasse Tee und ein bisschen Obst auf. Nein, ich lasse richtig auffahren. Wenn schon, denn schon. Im Café Sehnsucht funktioniert das ganz ausgezeichnet.

Versteckt in Ehrenfeld wird dort noch Kaffee-Kultur zelebriert. Die Bio-Kaffeerösterei Van Dyck sorgt nicht nur für extrem leckeren Cappuccino, sondern auch für ein gutes Gewissen: die Bohnen sind aus biologischem Anbau und fairem Handel.

Speisekarte Auswahl: Cappuccino Italiano // 2,50 Euro Französisches Frühstück mit Croissant, Butter, Marmelade und Honig // 2,60 Euro Rhabarbernektar von Van Nahmen // 2,50 Euro Halb & Halb mit Bio-Gouda, Emmentaler, Reblochon, Chorizo , Schwarzwälder Schinken // 6 Euro Focaccia mit Ziegenkäse, Rosmarin und Honig // 5 Euro Bio-Rühreier mit Brötchen und Butter // 3,80 Euro Lachstoast // 4,50 Euro Orangensaft, frisch gepresst 0,2 l // 3,60 Euro Bio-Honig-Crunchy-Müsli mit frischem Obst // 4,60 Euro

Generell legt man hier Wert auf Nachhaltigkeit, Saisonalität und Regionalität. Von den Fruchtsäften über die Weinkarte bis hin zu den Spirituosen, es werden ausgewählte Produkte zu fairen Preisen angeboten.

Hemmungsloses Schlemmen

Die Frühstückskarte lädt zum hemmungslosen Schlemmen ein und die Auswahl ist breit: Ob süß und Französisch mit Croissant, Honig und hausgemachter Marmelade oder herzhaft mit Serrano-Schinken und Chorizo.

Einer der Renner und auch mein heimlicher Favorit ist die riesige Portion French Toast (die deutsche Version ist der Arme Ritter). Die süßen, goldgelb gebratenen Brotscheiben, die sich langsam mit Ahornsirup vollsaugen, der salzige, krosse Speck dazu – besser kann der Tag doch gar nicht anfangen. Es geht aber auch klassisch mit Bio-Rührei und Strammem Max zum Beispiel. Die selbst gemachten Aufstriche (Erdnuss-Curry, Aubergine-Schafskäse) sind mindestens so köstlich wie die Focaccia – wer da nichts findet, ist selber schuld.

Lecker Kuchen

Nebst dem imposanten Frühstückssortiment gibt es auch noch hausgemachten Kuchen, einen täglich wechselnden Mittagstisch und eine spannende Abendkarte (ab 17.30 Uhr).

Aber nicht nur die Verpflegung macht aus dem Café Sehnsucht einen Lieblingsort. Die Plätze auf dem lindgrünen Antiksofa neben dem alten Kamin sind heiß begehrt. Im Hintergrund läuft unaufdringlich ein bisschen Jazz oder Pop, und der Service ist unheimlich nett.

Dieses Café ist definitiv eine Ehrenfelder Institution und ich für meinen Teil hoffe, dass das noch lange so bleibt.

Café Sehnsucht Körnerstraße 67, 50823 Köln, 02 21/52 83 47

Frühstück auch für Langschläfer: Mo – Fr 8 – 15 Uhr Sa/So 9 – 16 Uhr Fördermitglied des „Slow Food Deutschland e.V.“ www.sehnsucht-koeln.de

Nachtkonsum in Ehrenfeld

Lieblingsort in Köln-Ehrenfeld

Samstagabend, 20 Uhr, Jack-in-the-Box-Gelände: Eine bunte Prozession aus Studenten, Familien mit Kinderwagen und Pärchen jeden Alters stolpert vorsichtig über den Trampelpfad am alten Güterbahnhof. Die Betonwände sind voll mit knalligen Graffiti. Violette Neonröhren beleuchten sphärisch den holprigen Kiesweg. Zweimal im Monat öffnet der Nachtkonsum seine Tore. Für drei Euro Eintritt kann man auf dem Trödelmarkt Schnäppchen jagen, in Plattenkisten wühlen oder einfach Livemusik hören.

Das Publikum lässt sich entweder während des Bummels beschallen oder lümmelt sich auf den Sofas neben der Theke. Die Atmosphäre ist besonders, die Aussteller sind es auch. Zwischen gebrauchten Schuhen, Omas Porzellan und der Star-Wars-Trilogie auf Videokassette bieten Bastler Originelles zwischen Kunst und Kitsch feil: Schmuck aus Draht, selbst genähte Smartphone-Hüllen oder Toilettenpapierhalter aus Vinylplatten.

Kulinarische Leckereien

Kulinarisch hat der Nachtkonsum natürlich auch einiges in petto, sonst wär er ja schließlich kein Lieblingsort. Mein Favorit ist eindeutig „Frau Berg kocht“. Ihre Suppen und Eintöpfe sind einfach lecker, werden mit viel Liebe und ohne chemische Zusätze gekocht. Die rote Linsensuppe schmeckt fruchtig-orientalisch mit angenehmer Schärfe. Im alten Citroën HY bieten der Caffè-Caterer Citrönchen seine famosen Spezialitäten an, ausgestattet mit den Bohnen der Kölner Kaffeerösterei Schamong.

Der Caffè Mocca könnte für meinen Geschmack etwas mehr Espresso vertragen, ist aber perfekt für jeden Schoko-Liebhaber. Der zweite Oldtimer gehört zu Marie Curry. Im knallroten Doppeldeckerbus gibt’s zur Currywurst von der Kölner Traditionsmetzgerei Hardy Remagen eine große Portion Britishness. Der zarte Zimtduft in der Markthalle stammt vom Mr.-Crêpes-Stand und sorgt geschickt für ein ständiges Hungergefühl. Für die hauchdünnen Pfannkuchen mit Zimt und Zucker oder Schinken-Käse-Füllung steht man entsprechend schon mal etwas länger in der Schlange.

Und auf den Holzbänken rund um die Lagerfeuer-Blechtonnen sitzen die Trödler bis spät in die Nacht, plauschen mit Freunden und freuen sich über ihre gebrauchten Schätze.

Nachtkonsum Jack in the Box Vogelsanger Straße 231 50825 Köln-Ehrenfeld An zwei Samstagen im Monat von 17 bis 23 Uhr.

Eintritt: 3 Euro, Infos, Termine und Marktregeln auf www.nachtkonsum.com/koeln

Café Rotkehlchen in Ehrenfeld

Lieblingsort Köln-Ehrenfeld

Die Venloer Straße ist die Hauptschlagader Ehrenfelds. Hupende Autos schieben sich von Ampel zu Ampel, Lieferwagen parken grundsätzlich in zweiter Reihe, tollkühne Radfahrer und todesmutige Fußgänger liefern sich erbarmungslose Gefechte – wer bremst verliert.

Oberhalb des Gürtels gesellen sich zu diesen urbanen Impressionen auch noch diverse, sagen wir mal, zwielichtige Ladenlokale: Abgeranzte Internetcafés, Wett-Buden, eine erschreckend hohe Dichte von Billig-Juwelieren mit „Gold An- und Verkauf“-Schildern in den Fenstern (dem geneigten Leser fällt hierbei vielleicht ein Zusammenhang auf), schmuddelige Erotik-Kinos, die weder das Wort Erotik noch Kino verdienen, Schnellreinigungen und allerlei obskures Gewerbe.

Ein geflügelter Neuzugang

Ein paar wenige Felsen in der Brandung, wie etwa die Braustelle, versuchen seit Jahren diesem Teil der Venloer Straße einen gewissen Halt zu geben. Seit 2013 hat die tapfere Truppe einen geflügelten Neuzugang, das Café Rotkehlchen. Inhaberin Katja Preising hat ein entzückendes kleines Idyll geschaffen. Auf den Regalbrettern an den sonst kahlen, roten Backsteinwänden stehen Porzellanvasen mit Ranunkeln und Ginster.

Speisekarte Auswahl: Galao // Milchkaffee mit Zimt und Honig // 2,40 Euro Schmusi Waldbeere // 3,90 Euro Kuchen je 2,90 Euro: Himbeerschmand-Torte Schoko-Sahne-Torte mit Frischkäsekern Rhabarberstreusel Cupcake mit Erdnussbutter oder Oreo-Keksen Tagesgerichte ab 4,90 Euro: Zucchini-Basilikum-Cremesuppe und Quiche

Die Jugendstilfliesen sind zwar an vielen Stellen zerschlagen, aber dennoch wunderhübsch. Auf den antiken Holztischen stehen Blumensträußchen und Zuckermenagen mit Goldrand oder Zwiebelmuster. Nicht nur das Porzellan stammt von der Mutti (oder Großmutti) sondern auch der hervorragende Kuchen. Täglich wird gebacken: Von der Schokotorte über Rhabarberstreuselkuchen bis zum Erdnussbutter-Cupcake wird alles mit viel Liebe gemacht – und das schmeckt man auch.

Kaffee aus der Rösterei und frische Brötchen

Katja „Kete“ Preising spannt ihre Familie, ihren Freundeskreis und ihre Nachbarschaft mit ein. Britta (nur Britta) sorgt für vegane Köstlichkeiten, der Kaffee kommt von der Rösterei Schamong, die Brötchen aus der Bäckerei Schragen und Köchin Monika Steinkötter, nun ja, die kocht.

Die Wochenkarte mit täglich wechselnden Gerichten wird analog per Tafel oder digital via Facebook verbreitet. Immer dabei: das kleine Rotkehlchen. Der großmütterliche Kitsch ist so perfekt dosiert, dass man eigentlich sofort ein Feldbett aufstellen möchte: zum Frühstück, für den Mittagssnack, die sonntäglichen Waffeln oder einfach weil es so schön ist. In diesem Sinne: Love und Piep.

Café Rotkehlchen Venloer Straße 400 50823 Köln Öffnungszeiten: Di bis Fr: 9 bis 19 Uhr, Sa und So: 10 bis 19 Uhr www.facebook.com/CafeRotkehlchen

Weinlokal Secco und La Vincaillerie in Ehrenfeld

Lieblingsort in Köln Ehrenfeld

Der Nubbel ist verbrannt, der Spaß vorbei und jetzt wird gefastet. Alkohol steht natürlich ganz vorne bei den persönlichen Lastern. Dicht gefolgt von Süßigkeiten, Fleisch, Nikotin und neuen Schuhen. Weil aber nicht jeder während dieser Zeit einem guten Glas Wein entsagt, entschied ich mich für die Tour durch Ehrenfeld. Frei nach dem Motto: Bewusster Verzicht führt zu bewusstem Genuss.

Mittagsmenü // 7,50 Euro 1. kleiner Salat 2. wahlweise: – Hähnchenfilet in Estragonsauce und Basmatireis – Seelachs mit Senfsauce und Kartoffelpüree – Schnitzel mit Kartoffelgratin – Kasseler mit Sauerkraut – Rinderfrikadellen mit Rosenkohl und Püree – Spaghetti Bolognese vom Rind 3. Dessert zur Wahl: Mousse au Chocolat / Milchreis / Espresso Gemüselasagne mit Salat // 6,90 Euro Kartoffelsuppe mit Mettwurst// 3 Euro

Echter „Vin Naturel”

Das könnte gewissermaßen auch der Leitspruch von Surk-ki Schrade sein. In ihrer „Vincaillerie“ verkauft sie ausschließlich „Vin naturel“. Was kaum jemand weiß: Dem eigentlichen Naturprodukt Wein dürfen viele Inhaltsstoffe zugeführt werden, ohne jegliche Deklarationspflicht.

Wein ist ein Genuss- und kein Lebensmittel, daher dieser Missstand. Die sympathische Ehrenfelderin versteht sich als Botschafterin für naturbelassenen Wein. Dabei ist sie weder selbstverliebt noch dogmatisch, was in der Weinszene einigermaßen selten ist. Regelmäßig lädt sie zur Aperitifstunde. Jeder ist willkommen.

Dabei muss niemand möglichst angestrengt die Nase ins Glas halten und sich anschließend in feinstem Genre-Vokabular einen Ast fachsimpeln. Die Gäste sollen einfach nur leckeren Wein trinken und einen Moment durchatmen. Am 14. und 15. März holt Frau Schrade 54 Winzer aus sechs Ländern nach Köln, zum ersten Weinsalon Naturel.

Das Secco bodenständig und sehr herzlich

Nicht weniger weinbegeistert geht es im Secco zu. Nur ein paar Straßen weiter befindet sich dieses kleine Juwel Ehrenfelder Gastfreundschaft. Inhaberin Gesine Brummack kocht und schenkt aus, was ihr selbst schmeckt.

Dienstag bis Freitag gibt’s einen Mittagstisch, der weder preislich noch geschmacklich zu übertreffen ist: Von deftigen Rindsbuletten über vegetarische Semmelknödel bis hin zur zartschmelzenden Mousse au Chocolat wird alles mit Liebe zubereitet. Dazu stehen 13 offene Weine auf der Tafel. Das Secco ist bodenständig und sehr herzlich.

Hier ist man einfach gerne Gast. Im Sommer versteckt sich im Hinterhof außerdem noch einer der wohl hübschesten Biergärten Ehrenfelds. Bis dahin ist die Fastenzeit zum Glück längst rum und wir können wieder unseren Lastern frönen. Ich freu mich jetzt schon drauf.

Weinlokal Secco Simrockstr. 2 50823 Köln 0221/5505200 Öffnungszeiten: Di bis Fr: 12 bis 1 Uhr, Sa, So + Mo: 17 bis 1 Uhr

La Vincaillerie – Vin naturel Leostr. 57 0172 5926537 Öffnungszeiten: Do + Fr: 14 bis 19 Uhr, Sa: 11 bis 14 Uhr www.la-vincaillerie.de

Miss Päpki im Belgischen Viertel

Lieblingsort im Belgischen Viertel

Ach, das Belgische. Was für die einen das Sammelbecken kreativer Freigeister und gestalterische Inspirationsquelle ist, ist für andere die Brutstätte einer nervtötenden Generation selbstgefälliger Wichtigtuer, die, abgesehen vom Erwerb des aktuellsten iPhones, eigentlich noch nichts erreicht haben. Meine Liebe zum Belgischen Viertel ist tagesformabhängig.

Ich habe schon häufig den Plan gefasst, mich mit einer Adaption des pädagogisch wertvollen „Schimpfwort-Glases“ an den Brüsseler Platz zu setzen und jedes Mal, wenn jemand völlig ironiebefreit das Wort „Projektleiter“ (wahlweise Projekt-Manager) sagt, muss er zur Strafe zwei Euro ins Glas zahlen. Von dem Erlös spendier’ ich allen Beteiligten ein siebbedrucktes T-Shirt mit der Aufschrift „Papis kleiner Schatz“.

Andererseits ertappe ich mich selber dabei, wie ich handgesprayte Schildkröten an Stromkästen oder Baumstämme mit gehäkeltem Rollkragen fotografiere und unbedingt auf meinem mobilen Endgerät speichern muss. Ich stromere wirklich gerne durch das Viertel, entdecke hübsche kleine Boutiquen, Bars, ausgefallene Läden, Galerien und Cafés.

Speisekarte Auswahl: Hausgemachter Eistee mit frischer Minze // 2,90 Euro Zwetschgenstreuselkuchen // 3,30 Euro Aprikosen-Vanille-Tarte // 3,90 Euro Bio-Quittensecco // 3,80 Euro Brotkorb mit Croissant und diversem Süßkram // 6,50 Euro Brotkorb mit Meerrettich-Frischkäse und Räucherlachs // 7,50 Euro Eiscreme: Vanille // 1 Euro

Eine überdimensionale Puppenstube

Miss Päpki ist eines davon. Chefin und Namensgeberin Claudia Papke hat vor knapp vier Jahren dieses Kleinod eröffnet. Das Café gleicht einer überdimensionalen (sehr geschmackvollen) Puppenstube. Viel Weiß, viel Licht, viel Holz. Dazu antike Stehlampen, Blümchen und buntes Porzellan, selbstredend mit Goldrand. Die Porzellanauswahl und die selbst gebastelten Etageren stammen übrigens von der Mutter der Chefin. Um es mal vorwegzunehmen – alles, was ich probiert habe, war köstlich: Vom hausgemachten Eistee über das Frühstück bis zum Zwetschgenstreuselkuchen.

Miss Päpki hat das Kunststück geschafft, sich mit vielen besonderen Details von der Masse der hübschen Cafés abzusetzen: Das Eis stammt von „Tony aus Hürth“, dem italienischen Eiscafé Escobar. Beim süßen Frühstück gibt’s nicht nur Marmelade und Honig, sondern auch Erdnussbutter (mit Stückchen!) und eine verboten gute Kokoscreme.

Die Weinkarte ist überschaubar und einladend. Mein persönlicher Tipp für den Fall, dass am Nebentisch zwei Projektleiter mit Dutt und Laptop Platz nehmen und sich gegenseitig ihre Genialität attestieren: Einfach mal ein Gläschen Quittensecco draufschütten. Vielleicht wird ja ein Start-up draus.

Miss Päpki Brüsseler Platz 18 50674 Köln Öffnungszeiten: Mo+Mi-Fr: 9.30 bis 19 Uhr, Sa+So: 10.30 bis 19 Uhr

Speisekammer in der Südstadt

Lieblingsort in der Südstadt

Die Alteburger Straße in der Südstadt ist alles andere als ein Geheimtipp. Dort wimmelt es förmlich von Cafés, Konditoreien, Restaurants und Weinbars. Und sie alle haben dieses besondere Südstadt-Flair: Rustikale Holzmöbel, die nach Frankreichurlaub aussehen, riesige verchromte Siebträgerkaffeemaschinen, auf der Tageskarte wechseln sich deutsche und französische Klassiker mit vegetarischen oder veganen Alternativen ab, Gemüse, Kaffeebohnen und die natürlich vergorene Limonade kommen aus biologischem Anbau und in der Luft liegt dieses „Laissez-faire“. Urbane Romantik mit einer klitzekleinen Prise Selbstgefälligkeit – Südstadt eben.

Die Speisekammer vermittelt diese Attitüde auf eine sehr sympathische Weise und mit einer gewissen Ironie. Der schöne, alte Dielenboden knarzt, wenn man den Laden betritt. An den Wänden hängen Spiegel, selbst gebastelte Lampen aus Pilzkörbchen und Blechschilder mit längst vergessener französischer Reklame für Crème de Cassis. Eine Wand ist mit den Seitenteilen von Weinkisten vertäfelt.

Diese Do-It-Yourself-Note wirkt nicht künstlich-individuell, sondern einladend und gemütlich. Das Servicepersonal ist liebenswürdig und aufmerksam. Hier sitzt man einfach gerne. Stundenlang.

Speisekarte Auswahl: Quiche mit Auberginen, Schafskäse und Salat // 13,80 Euro Pfifferlinge mit Serviettenknödeln und Salat // 14 Euro Provençalischer Fischeintopf // 14,80 Euro Wiener Schnitzel vom Kalb mit Kartoffel-Gurkensalat // 17,50 Euro Käseteller // 8,50 Euro Gedeckter Apfelkuchen // 3,40 Euro Limetten-Schmandtarte // 3,40 Euro

Der größte Bonus der Speisekammer, der auch den letzten Kritiker überzeugen sollte, ist das Küchenteam. Die ehemalige Zwei-Mann-Brigade aus dem Bagutta zaubert hier. Die Karte wechselt alle zwei Wochen.

Klassiker wie der provençalische Fischeintopf und das Wiener Schnitzel bleiben bestehen, die übrigen Gerichte variieren je nach Saison. Meine derzeitigen Favoriten sind die kulinarischen Evergreens: Serviettenknödel und Pasta mit Pfifferlingen à la Crème. Dazu ein Gläschen Wein aus der angenehm überschaubaren Karte und ich bin glücklich.

Zum Dessert oder als nachmittägliche Belohnung, ist der hausgemachte Kuchen zu empfehlen. Die Limetten-Schmandtarte besticht mit einer ganz milden Säure und ist extrem cremig. Der Apfelkuchen ist perfekt gebacken, mit einer Prise Zimt und karamellisierten Mandeln.

Am Wochenende kann man auch den Tag in der Speisekammer beginnen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man dort dann einfach sitzen bleibt, ist ziemlich hoch. Die Wahrscheinlichkeit, dass am nächsten Tag die Hose kneift, übrigens auch. Aber dafür gibt’s ja Hosen mit Gummibund.

Speisekammer Alteburger Straße 18 50678 Köln 0221/16857386 Öffnungszeiten: Mo bis Fr: 17 bis 0 Uhr, Sa und So: 10 bis 0 Uhr

Woosch im Belgischen Viertel

Lieblingsort im Belgischen Viertel

Montagmittag, Dauerregen, der Himmel ist asphaltgrau, der Mantel patschnass, die Laune kurz vor Axtmörder. „Den Leberkäse, bitte.“ Es gibt genau acht Sitzplätze bei Woosch. Der Laden erinnert mich aus unerfindlichen Gründen an Dittsches Eppendorfer Grillstation. Dabei sind die Fliesen wesentlich hübscher und es gibt weder Kühlvitrine noch Fotos von Schaschliktellern.

Ich setze mich neben den älteren Herren in Bundfaltenhose, Lederjacke und Schiebermütze. Traditionelles Herrengedeck: Kartoffelsuppe, Mettwürstchen, Kölsch. Ich schließe ihn spontan in mein Herz. Der Leberkäse kommt. Das Eigelb ist wachsweich und läuft in die Bratkartoffeln. Der frische Kopfsalat schmeckt zitronig-süß, dazwischen ein paar sauer eingelegte Bohnen und zwei Esslöffel sämiger Linsensalat.

Ich versuche alle Bestandteile gemeinsam mit dem gebratenen Leberkäse und einem Klecks süßem Senf auf meiner Gabel zu stapeln – ein Bissen wie eine Liebeserklärung. Im Hintergrund läuft Barry White „ You're My First, My Last, My Everything“. 

Das Mittagsgeschäft wird ruhiger. Der Koch steht vor der Tür, kurze Pause. Ständig bleiben Passanten im Regen stehen: „Was gibt’s morgen bei euch?“ „Frikadellen, Möhren-Durcheinander, Petersilienkartoffeln.“ „Geil! Bis morgen.“ Winek Przybysz ist ein Vollblutkoch – hitzig, redet ohne Punkt und Komma, wild gestikulierend, irgendwie herzlich: „Hier ist jeder willkommen. Wir kochen lokal, regional, natürliche Produkte. Täglich frisch.“ Besitzer Felix Lang nickt milde grinsend. Gutes Team, gutes Konzept, bitte mehr davon.

Woosch Brüsseler Str. 43 ☎ 0221/27056390 Öffnungszeiten: Mo-Fr: 12-20 Uhr

Bad Ape in der Innenstadt

Lieblingsort in der Innenstadt

Bad Ape, das sind Eileen Lehr und Moritz Ochsenbauer. Die zwei kreativen Gastronomen setzen auf Innovation und Selbermachen. Vom Firmenlogo über das Interieur bis hin zum eigens entwickelten Brot, alles trägt ihre ganz persönliche Handschrift. Kleine Cafés mit Stullen, Tagessuppe und Salatvitrine sprießen wie Pilze aus dem Boden.

Ich schätze diese Entwicklung zwar sehr, wurde aber auch schon häufig enttäuscht, weil die Betreiber dann doch keinen blassen Schimmer von Gastronomie haben. Dann schmeckt der Couscous Montags köstlich und Mittwochs ist er fad, der Service ist restlos überfordert und es wurde offensichtlich mehr Energie in die Planung der Inneneinrichtung investiert als in die Speisekarte.

Smoked Chicks Apewich mit geräuchertem Sous-vide-Hähnchen, Rotkohlsalat, Papaya, Mango, Sesam-Aioli, Mandeln und Pininenkernen // 4,80 Euro Ox-Apewich mit geschmorter Ochsenbrust (36 Stunden), Schmorzwiebeln, Gewürz-Rettich, Erbsencreme und Gremolata // 4,90 Euro Ape’s Veggie Dream mit hausgemachten Veggie-Balls in Honig-Kürbis-Sauce, Hummus, Rauke, Mandeln und Sesam-Mayo // 4,30 Euro Selbstgemachte Limonade mit Chia Samen // 2,80 Euro

Bad Ape setzt sich vor allem durch Professionalität und die entsprechend hohe Produktqualität von den zahlreichen Mitbewerbern ab. Moritz und Eileen planen die Karte so, dass die benötigten Lebensmittel optimal verwertet werden und brechen Zubereitungsarten aus der Spitzengastronomie auf ein mainstream-taugliches Level herunter.

Sandwiches à la carte

Bei den Affen stehen die Sandwiches in Vordergrund. Das Brot hat die perfekte Konsistenz zwischen knusprig und fluffig. Die Ochsenbrust ist zart, die Zwiebel nicht zu süß. Erbse, Kräuter und knackig-scharfer Rettich bringen Frische und Aromenvielfalt. Ähnliches gilt für das Smoked Chicks Apewich.

Das dezent gerauchte Hühnchen passt hervorragend zur Frucht. Der Kohl bringt Biss und Sesam-Aioli, Mandeln und Pinienkerne verbinden alles zu einem komplexen Gericht. Das Special-Sandwich und die Suppe wechseln alle zwei Wochen, die Salate täglich. Bei den umliegenden Büros hat sich die Neueröffnung bereits rumgesprochen und ab 12 Uhr flattern die Großbestellungen zur Tür herein. Einziger Wermutstropfen: Es gibt gefühlt circa fünf Sitzplätze.

Fuchs pardon Affe Moritz plant aber bereits die Lieferdienst-App.

Bad Ape Alte Wallgasse 2a 50672 Köln Öffnungszeiten: Mo-Sa: 10.30 bis 18.30

Blauer König und Bambule.Kaffeebar in Kalk

Lieblingsorte in Köln Kalk

Eine Erkundungstour der etwas anderen Art – Gewöhnlich kenne ich das Viertel und hab wenigstens ein paar Anhaltspunkte, meine kulinarischen Felsen in der Brandung so zu sagen. Nicht so in Kalk. Meine einzige Bekannte, die „Vorstadtprinzessin“, befand sich zum Zeitpunkt des Rundgangs im Umbau.

Völlig naiv und unbelastet machte ich mich auf, die dunkle Seite der Macht zu erforschen. Erster Halt: „Bambule.Kaffeebar“. Die Ladenfront lässt erahnen, hier war früher ein Kiosk. An der Fensterdurchreiche gibt es heute leider keine gemischten Süßtüten und Wegbiere mehr, aber dafür fabelhaften Kaffee (aus der Siebträgermaschine!), belgische Waffeln, Panini und sehr guten selbst gemachten Kuchen. Direkt gegenüber residiert übrigens die Kalker Institution „Trash Chic“. Die Grand Dame unter den veganen Restaurants Kölns.

Viertelskultur in Köln-Kalk

Ravioli mit Kürbis-Mascarpone-Füllung, serviert mit Kürbis und Salbeibutter auf Rucola // 12,90 Euro Tarte mit Crème fraîche, Zwiebeln, frischen Feigen udn Ziegenkäse // 10,90 Euro Zwiebelkuchen mit gemischtem Salat // 7,90 Euro Suppe der Woche: Kürbiscremsuppe // 4,90 Euro French Toast mit Ahornsirup und Speck // 3,90 Euro Crêpe mit Bananen und Schokosauce // 3,60 Euro

Ein Eindruck, den ich durchweg in rechtsrheinischen Cafés und Restaurants bekomme: man kennt sich. Touristisch unerschlossen sitzt hier die Nachbarschaft beisammen – Viertelskultur in Reinform. Umso schöner, dass die „Bambule.Kaffeebar“ die Geschichte des Ladenlokals und somit des Viertels erhält. Weiter geht’s in die Josephskirchstraße zum „Café-Kollektiv Fatsch“. Auch hier gibt es ausschließlich vegane Küche: Quiche, Burger, Suppen und selbst gemachten Kuchen. Das „Café Fatsch“ versteht sich ausdrücklich nicht nur als Café, sondern als links-politisches Projekt. Auch das ist ein spannender Teil der Kalker Viertelskultur.

Vintage-Charme beim „Blauen König“

Der letzte Halt auf meiner Erkundungstour ist der „Blaue König“, ein hübsches, kleines Restaurant mit Vintage-Charme. Allein die Wochenkarte liest sich schon wie eine Ode an den Herbst: Zwiebelkuchen, Kürbisravioli, Entenbrust mit Feigen. Und es ist köstlich, so köstlich. Enttäuscht stelle ich fest, dass ich bereits den Teller Kürbiscremesuppe gänzlich leer gelöffelt habe. Glücklicherweise werden die Ravioli prompt nachgereicht. Die Tarte flambée ist herrlich knusprig und schön belegt. Ich fasse zusammen: Die Operation „Entdeckungsreise“ war ein voller Erfolg. Also, erforschen Sie die Stadt und möge die Macht mit Ihnen sein.

Blauer König Markt 24 51103 Köln tel: 0221/99393748 Öffnungszeiten: Di bis Fr: 11 bis 23 Uhr, Sa: 12 bis 23 Uhr, So: 9.30 bis 22 Uhr www.blauer-koenig.de

Bambule.Kaffeebar Wiersbergstraße 32 51103 Köln Öffnungszeiten: Mo bis Fr: 9 bis 18 Uhr, Sa und So: 14 bis 19 Uhr

Asia-Shop und Sweet Sushi in der Innenstadt

Lieblingsorte in der Innenstadt

Der gemeine Deutsche isst mittags warm: 12 Uhr, große Portion, viel Sauce, gerne frittiert – muss ja schnell gehen. Eine weitere relativ deutsche Eigenheit (die jeden Gastronomen in den Wahnsinn treibt): Der zwanghafte Wunsch nach Auswahl. Auch wenn in 95 Prozent aller Fälle bereits sonntags feststeht, was donnerstags gegessen wird, der deutsche Esser braucht einfach diese fünf bis acht Minuten „Ich weiß nicht, vielleicht probiere ich heute ja mal was anderes. Kann ich das auch mit anderen Beilagen haben?“-Smalltalk im dicksten Mittagsgeschäft.

Grace Manurung betreibt kulinarische Erziehung und sollte allein dafür schon einen Orden vom Hotel- und Gaststättenverband bekommen. In ihrem kleinen Asien-Shop, unweit der Ehrenstraße, gibt es genau ein Mittagsgericht (plus vegetarischer, meistens veganer Variante). Dieses wechselt täglich, wird immer frisch zubereitet und schmeckt jedes Mal köstlich.

Das Gemüse ist knackig, der Reis hat den idealen Garpunkt und die Saucen gehören in die Abteilung „Seelenbalsam“: fruchtig, cremig, leicht scharf und voller Aromen. Die Wochenkarte wird ausschließlich über soziale Medien verkündet. Bis 16 Uhr gibt es indonesische und thailändische Küche.

Grace eröffnete ihren Laden als Lebensmittelgeschäft und fing irgendwann an, „so’n bisschen zu kochen“. Die Nachbarschaft weiß längst um die Qualität ihrer Küche und rückt auf den Getränkekisten eng zusammen. Grace, hör’ bitte nie auf, deine Kundschaft kulinarisch zu erziehen. Danke für deine Missionsarbeit.

Kleine Wickelkunstwerke im Sweet Sushi

Zwei Straßen weiter, in der Nähe des Neumarkts, geht’s zwar weniger pädagogisch wertvoll, aber genauso so lecker zu. Im Sweet Sushi herrscht immer Platzmangel, aber aussichtslos ist die Situation nie. Die Karte reicht von klassischen Sushi-Kompositionen bis zu außergewöhnlichen Knusper-Varianten.

Die frischen Zutaten werden in einer Höllengeschwindigkeit vor den Augen der Gäste zu kleinen Kunstwerken gewickelt. Die Auswahl ist unfassbar groß und sprengt eigentlich jede Mittagspause.

Ich bleibe also meinem Liebling, dem marinierten Aal treu und bestelle jedes Mal den Matsu-Teller – typisch deutsch eben.

Asia-Shop Albertusstr. 7 50667 Köln 0221 / 257 480 3 Öffnungszeiten: Mo. bis Fr.: 11.00 bis 17.30 Uhr www.asien-shop-koeln.de

Sweet Sushi Auf dem Berlich 11 50667 Köln 0221 / 290 269 85 Öffnungszeiten: Mo. bis Sa.: 11.30 bis 23.00 Uhr, So: 12.00 bis 22.00 Uhr www.facebook.com/pages/Sweet-Sushi

Hausboote am Rheinufer in Rodenkirchen

Lieblingsort in Köln Rodenkirchen

Rodenkirchen ist ja quasi das Kölner Äquivalent zu Westerland. Die Steppjacken-Dichte ist nicht ganz so hoch, statt Krabbenbrötchen gibt’s Halve Hahn und wo gewöhnlich der Pavillon vom doppelnamigen Champagner-Imperium gesponsert wird, weht hier eben der Kölsch-Wimpel. „Tja, wir sind eben ehrlicher, bodenständiger und – Vorsicht, das böse Wort mit A – authentischer“, wird der brave Kölner blitzschnell rezitieren.

Das Festland verlassen

Unter uns Pastorentöchtern: Wir sind vor allem weniger wohlhabend – nicht geistig, nicht körperlich, rein finanziell. Nichtsdestotrotz kann Rodenkirchen mithalten. Was Jürgen Gosch für Sylt ist, ist Mario Kotaska für Köln. Überall dort wo eine gewisse Besucherfluktuation erwartbar ist, wird eine seiner Bratwurstbuden hingezimmert, so auch am Rodenkirchener Rheinufer. Den obligatorischen Aperol Spritz mit Blick auf’s Wasser haben selbstverständlich fast alle ansässigen Lokalitäten im Programm.

Ich habe für diese Lieblingsort-Sommerferien-Edition das Festland verlassen und mich auf die Hausboote am Rheinufer begeben. Das „Marienburger Bootshaus“ ist eine schwimmende Institution, ebenso die „Alte Liebe“. Einheimische und Touristen sitzen Seite an Seite an Deck, beobachten vorbeiziehende Frachter, genießen die Sonnenstrahlen und ergötzen sich am Postkarten-Panorama. Auch der größte Pessimist wird sich hier beim Seufzen erwischen.

Das ist eben dieser undefinierbare Nass-Effekt: Man atmet tief durch, tiefer als sonst, fühlt sich plötzlich befreit, mit der rohen Kraft der Natur verbunden und gibt beiläufig horrende Summen für Eis aus. (Anmerkung: Die „rohe Kraft der Natur“ äußerst sich in seichtem Schaukeln und sanftem Plätschern. Für mich persönlich ist dieses Naturerlebnis schon kurz vor Wildwasser Rafting.)

Schnitzel, Pommes, Pizza und Co.

Alte Liebe: Bockwurst mit Kartoffelsalat // 6,50 Euro Folienkartoffel mit Kräuterquark // 6,50 Euro Kölsch // 1,50 Euro

Bootshaus MS Rodenkirchen Toast Hawaii // 6,40 Euro Halve Hahn // 4,30 Euro Geschnetzelte Maultaschen mit Ei und Salat // 8,60 Euro

Marienburger Bootshaus Geräucherte Forelle mit Bratkartoffeln // 7,20 Euro

Apropos Eiscreme – kulinarisch befinden wir uns hier, ähnlich wie in Westerland, in den Untiefen des Deutschen Tourismus: Schnitzel, Pommes, Pizza, Kartoffelsalat aus dem Eimer, Senf in Tütchen und Kaffeevollautomaten. Lichtblicke sind spärlich. Das ist traurig. Glücklicherweise versöhnt die wunderschöne Lokation. Das frisch gezapfte Kaltgetränk übernimmt den Rest.

Alte Liebe, Rodenkirchener Leinpfad, 0221/392361, Öffnungszeiten: tägl. ab 11 Uhr Bootshaus MS Rodenkirchen, Rodenkirchener Leinpfad, 0221/395184, Öffnungszeiten: täglich 15 bis 0 Uhr Marienburger Bootshaus, Heinrich-Lübke-Ufer, 0221/378061

Café Lichtenberg und Stanton in der Innenstadt

Lieblinsort in der Kölner Innenstadt

Das Café Lichtenberg und auch das Stanton an der Antoniterkirche sind Orte, die mit ihrer netten Atmosphäre und einer guten Auswahl überzeugen können. Beide Cafés sind zwar miteinander verwandt, aber nicht identisch.

Sie beziehen ihre Produkte von einem Demeter-Hof in Kerpen-Türnich und einem gemeinsamen Gemüsebauprojekt mit der Alexianer Klostergärtnerei. Die Menükarten sind sehr ausführlich und man weiß gar nicht, wo man anfangen soll. Bis 15 Uhr gibt es köstliche und vor allem sättigende Frühstücksvariationen.

Club Sandwich mit geräucherter Putenbrust, Speck, Mango-Chili-Crème und Salatbouquet // 9,50 Euro Buongiorno // Rührei mit Tomaten, Basilikum und Baguette// 5,50 Euro Skandinavisches Frühstück mit Toast, Schwarzbrot, Butter, Lachs, geräucherter Forelle, Sahne-Meerrettich und Heringssalat // 10,90 Euro Obstsalat // 4 Euro Apfelkuchen // 2,90 Euro Rieslingsekt // 5,90 Euro

Täglich wechselt das Mittagsangebot. Der Kuchen ist hausgemacht und die Abendkarte tänzelt zwischen mediterran und asiatisch. Mein Favorit, das Club Sandwich. Nebenbei ein Cappuchino (oder Rieslingsekt der Hausmarke Hahnmühle) und zum Dessert ein glutenfreier Kuchen (einer steht immer zur Auswahl).

Café Lichtenberg Richmodstraße 13, Köln 0221/2067251 Geöffnet:: tägl. 10 bis 0 Uhr www.cafelichtenberg.de

Café Stanton Schildergasse 57 Köln Telefon: 0221 2710710 geöffnet Mo- Fr 9.30 – 1 Uhr, Sa 9.00 – 1 Uhr, So 10.00 – 1 Uhr

Pablo in Sülz

Lieblingsort in Köln Sülz

Sülz ist eigentlich eines der hübscheren Viertel Kölns – familienfreundlich, viele Spielplätze, pittoreske Straßenzüge mit viel Grün und sanierten Altbauten. Mittendrin verläuft die Marsiliusstraße – wenig malerisch und eher aus der Abteilung urbane Tristesse.

Ich stolpere über das Kopfsteinpflaster vorbei an Discounter und Parkplätzen und blicke auf eine geometrisch korrekte Linie grauer Garagentore. Die einzigen Farbtupfer: eine orangefarbene Neonreklame aus den 70ern und eine angestaubte Hausfassade in Mint. Die Nummer 39 passt ins karge Straßenbild. Die Front ist grau-weiß gefliest, die Fenster sind vergittert. Über der weinroten Markise steht schlicht und unauffällig „Pablo“.

Normalerweise wehre ich mich mit Händen und Füßen gegen Tapasbars. Das hat einen guten Grund: Die meisten vermeintlichen Tapas-Konzepte bestehen aus miesen Cocktails, unerträglichem Latinpoplärm und frittierten Krebsfleischbällchen. Die haben zu 90 Prozent weder etwas mit Tapas noch mit Krebsfleisch zu tun.

Leckere Klassiker

Das Pablo widerlegt mühelos alle meine Vorurteile und schreibt mit hocherhobenem Haupt Klassiker wie Datteln im Speckmantel, Patatas Fritas und Lamm mit Pflaumen aufs Menü. Das Restaurant ist so schlicht wie seine Fassade. Auf jedem Holztischchen steht eine Kerze, an der Wand hängt eine Tafel mit Tagesangeboten und die Karte besteht aus drei Blättern: Tapas, Rotwein, Weißwein – das war’s.

Brot mit Aioli // 2,10 Euro Oliven // 2,90 Euro Boquerones in Knoblauchöl // 3,90 Euro Tortilla // 3,80 Euro Albondigas - Hackfleischbällchen in Tomatensauce // 4,10 Euro Gambas (vier Stück) // 5,60 Euro Gebratener Ziegenkäse im Speckmantel // 3,70 Euro Empanada mit Salsa Brava // 3,40 Euro

Der strukturierte Deutsche muss sich mit dem Gedanken anfreunden, dass die Speisen nach und nach in kleinen Portionen auf dem Tisch eintreffen. Man probiert überall, tunkt das Brot in jeden Dip, bestellt während des Essens Köstlichkeiten von der Tageskarte und redet darüber, wie lecker alles ist – spanische Lebenslust für Anfänger.Learning by eating.

Die Sardellen (Boquerones) sind mit viel Knoblauch eingelegt und angenehm sauer abgeschmeckt. Empanadas sind knusprige Teigtaschen mit Hackfleischfüllung. Die Salsa Brava dazu schmeckt fruchtig-süß, mit leichter Schärfe und frischem Koriander. Die Gambas werden natürlich vom Gast gepult und man tunkt anschließend sein Brot in den Bratsaft – so simpel, so großartig.

Übrigens, auch wenn der spanische Inhaber mittlerweile auf die Anrede „Herr Pablo“ reagiert, Namensgeber ist eigentlich ein gewisser Herr Picasso.

Pablo Marsiliusstraße 39 50937 Köln 0221/4759252 Öffnungszeiten: Mo bis So ab 18.30 Uhr, Küche von 19 bis 23 Uhr

Royal Cupcakes in der Inennstadt

Lieblingsort in der Kölner Innenstadt

Der Regen peitscht morgens schon gegen das Fenster. Windböen schütteln die Blätter von den Ästen und die Zeitung liegt klitschnass vor der Tür. Natürlich bin ich spät dran. Ich sehe die Bahn von Weitem und sprinte auf meinen hohen Hacken los.

Plötzlich – ein matschiger Laubhaufen. Ich rutsche, rudere wie wild mit den Armen, stolpere im letzten Moment in die Bahn und sehe aus wie ein begossener Pudel. Der Tag ist eigentlich gelaufen. Wenn der goldene Herbst mit voller Wucht zuschlägt, hilft – außer vielleicht wetterfester Kleidung – nur eines: Zucker für die Seele.

Das Royal Cupcakes ist mein kulinarischer Fels in der Brandung. Versteckt in einem Seitensträßchen der Ehrenstraße gibt’s hier die besten Cupcakes der Stadt, inklusive innerem Frieden. Ich öffne die Tür: Ein Traum in violett.

Der Duft von frischgemahlenem Kaffee liegt in der Luft, Sammy Davis Junior singt seinen Candyman und vor mir stehen zuckersüße Kunstwerke aus Schokolade und Buttercrème. Ich lasse mich auf den schwarzen Samt plumpsen – das ist genau die richtige Dosis Kitsch für meinen Zustand. Charlie Brown war mir stets ein guter Freund.

Zucker für die Seele

Der saftige Schokoladen-Cupcake mit Karamellfüllung und Erdnussbuttercrème stand mir schon häufig wahlweise als Tröster oder Belohnung zur Seite. Heute bedarf es aber etwas mehr Finesse: „Einmal Grace Kelly, bitte.“ Das Vanilletörtchen mit Brombeerfüllung ist dank seinem pistaziengrünen Schokofächer genauso schön und elegant wie seine Namensgeberin.

Cappuccino von Julius Meinl // 2,40 Euro Grace Kelly // Vanille-Cupcake mit Brombeerfüllung und weißer Schokoladenbuttercrème // 2,90 Euro The Fudge // Vollmilchkakao von Beckscocoa mit Sahnekaramell // 2,90 Euro Carla Bruni // Vanille-Lavendel-Cupcake mit Marzipan-Veilchen // 2,60 Euro Charlie Brown // Schokoladen-Cupcake mit Karamellfüllung und Erdnussbuttercrème // 3 Euro

Mir geht es schlagartig besser. Der Kaffee kommt von der Wiener Rösterei Julius Meinl und ist eine Wohltat. Ein weiterer trostspendender Höhepunkt ist der Kakao der Münchner Firma Beckscocoa. A Chockwork Orange schmeckt wie für (also eigentlich eher gegen) die Herbstmelancholie gemacht: Kakao aus Vollmilchschokolade mit dem Aroma von marokkanischen Orangen, Ingwer und Piment.

Liebhaber der klassisch-französischen Pâtisserie müssen nur einmal über die Straße fallen und finden Trost bei Törtchen Törtchen. Und für diejenigen, deren innerer Frieden mit einem gute Brot oder Blechkuchen zu retten ist, hat die großartige Bäckerei Zimmermann in der Ehrenstraße das richtige Mittel. Der miese Tag ist vergessen, die Zeitung trocknet auf der Heizung und morgen trage ich Gummistiefel – mit Spikes.

Royal Cupcakes Alte Wallgasse 5 50672 Köln 0221/ 27260877 Öffnungszeiten: Mo bis Sa: 11 bis 19 Uhr www.royalcupcakes.de

Café Jakubowski in Mülheim

Lieblingsort in Köln Mülheim

Der Wiener Platz in Mülheim ist eindeutig kein Lieblingsort. Ich würde jetzt nicht so weit gehen, ihn als sozialen Brennpunkt zu bezeichnen, aber schön ist anders. Nun gut, das gilt sicherlich für die meisten Verkehrsknotenpunkte der Stadt: Wahnsinnig schlecht gelaunte Menschen fluchen verpassten Bahnen hinterher, übermütige Halbstarke nerven mit dröhnenden Kirmes-Ufftata-Klingeltönen und morgendliche Trinker begrüßen den Tag mit Oettinger und Ernte 23.

Urbaner Alltag könnte man meinen, aber am Wiener Platz fühle ich mich jedes Mal besonders unwohl. Naja, ich laufe zum Rheinufer und das hektische Treiben wird weniger.

An der Ecke Mülheimer Freiheit ist das Café Jakubowski. Der große Raum ist lichtdurchflutet. Neben dem Tresen rankt eine hübsche Blümchentapete Richtung Decke. Die Einrichtung vereint Designklassiker und Schätze aus den 50er Jahren. Ich suche mir einen Platz und ordere die Kürbisravioli. In den meisten Eckcafés sitzt man seinem Nachbarn quasi auf dem Schoß und sobald eine Mutter ihren Buggy in Bewegung setzt, muss die halbe Kundschaft wahlweise aufstehen oder kräftig den Bauch einziehen.

Im Café Jakubowski ist jede Menge Platz

Im Café Jakubowski ist jede Menge Platz. Man muss weder gegen das rege Gemurmel anschreien, noch fühlt man sich belauscht. Die Gerichte auf der Tafel wechseln täglich. Von 10 bis 18 Uhr gibt’s Frühstück und ab 12 Uhr warmes Essen. Die Kürbisravioli sind schön fruchtig. Um Käsesauce mache ich gewöhnlich einen großen Bogen (da kommt selten Gutes bei herum), hier handelt es sich allerdings um Sauce Mornay, also eine Béchamel mit Käse.

Von der Tageskarte: Kürbisravioli mit Käsesauce und Kirschtomaten // 9,10 Euro Gemüselasagne // 8,50 Euro Russischer Zupfkuchen // 2,50 Euro Kartoffelsuppe mit frischem Majoran // 4,50 Euro Frühstück „Jakubowski de luxe“ mit Serrano-Schinken, Tomate/ Mozzarella, mittelaltem Gouda, Räucherlachs, gekochtem Ei, Konfitüre, Honig, Brötchen, Croissant, Kaffee und Prosecco oder frisch gepresstem Orangensaft // 14,90 Euro

Dazu gibt’s Rukola und Kirschtomaten, lecker. Das Café Jakubowski ist wie ein Familientreffen. Jeden Sonntag gibt es Schmorbraten (dringend reservieren). Inhaberin Silvia Beuchert geht gerne auf die Wünsche ihrer Gäste ein: „Wer kocht denn schon für sich alleine Rollbraten?“ An den Wänden hängen Porträts von lächelnden Seniorinnen in bunten Kittelschürzen. „Das sind die Damen von unserem Stammtisch. Die kennen wir seit Jahren.“

An einem der Fotos hängt ein Trauerflor. „Wir sammeln ihre wunderbaren Rezepte und machen daraus ein Kochbuch“, erklärt Silvia Beuchert. Ich bin sehr gerührt und freue mich auf dieses schöne Projekt. Gelebte Nachbarschaft. Für nächsten Sonntag wünsche ich mir übrigens Kohlrouladen.

Café Jakubowski Mülheimer Freiheit 54 51063 Köln 0221/9661110 Öffnungszeiten: Mo bis Sa: 10 bis 24 Uhr, sonn-/ feiertags: 10 bis 19 Uhr

Café Hibiskus in der Innenstadt

Lieblingsort in der Kölner Innenstadt

Der Hansaring ist für mich quasi der Bukowski unter den Kölner Straßenzügen: hässlich, schmutzig, alles andere als vertrauensselig, aber auf seine verdorbene Art und Weise unbeschreiblich charmant. Vorbei an XXL-Mega-Erotikshops, Kiosken mit Kaffee aus Plastikbechern, vergilbten Ladenlokalen mit originalverpackten VHS-Kassetten in der Auslage, wird man das Gefühl nicht los, dass hier die Zeit stehengeblieben ist.

Allerdings, hinter dem ganzen Grau und Dreck verstecken sich wunderschöne Altbauten aus der Jahrhundertwende. In einem dieser Prachtbauten teilen sich das vegane Café Hibiskus und der Underdog Recordstore das Erdgeschoss.

Um es mal vorwegzunehmen, hier treiben sich nicht nur unglaublich hippe, junge Menschen mit Jutebeutel und Vintage-Turnschuhen rum, die sich alle furchtbar wichtig nehmen. Anika Heil, Inhaberin des Café Hibiskus, ist das beste Beispiel dafür. Voller Humor und Selbstironie betreibt sie ihr entzückendes veganes Café.

Ein wenig Selbstironie kann nicht schaden

Fleischesser werden nicht mit dogmatischer Härte verurteilt und über ihren veganen, glutenfreien, ungebackenen Elvis-Pie witzelt sie selber ein wenig. Umso schöner, dass dieses dubiose Bananen-Nuss-Backwerk auch noch ganz köstlich schmeckt. Ich bin immer noch völlig fassungslos, dass die Hibiskuscrème auf dem Vanille-Karamell-Cupcake keine Butter enthält.

Vanille-Karamell-Cupcake mit Tonkabohne und Hibiskus // 2,90 Euro Himbeer-Schoko-Torte // 3,20 Euro Rawesome Elvis-Pie // 3,90 Euro Quiche mit Salat // 6,90 Euro Tomaten-Kokos-Suppe // 4,50 Euro Linseneintopf // 4,50 Euro Hot Dogs // 5,90 Euro Frische Waffeln mit heißen Kirschen, Sahne und Eis // 4,70 Euro

Sonntags serviert Anika vegane Hot Dogs. Das Publikum ist sympathisch und bunt gemischt, ähnlich wie im benachbarten Plattenladen. Natürlich wuseln hier die üblichen Verdächtigen mit Oberlippen-, bzw. Rauschebart, Hornbrille und Matrosenmütze rum – und faseln etwas über „in Deutschland noch super unbekannten experimentellen Post-Punk mit Spoken-Word-Einflüssen“. Aber im Zweifel steht daneben ein leicht untersetzter Sonic-Youth-Fan in einem verwaschenen Shirt und verdreht vielsagend die Augen.

Im Underdog kann man problemlos die Zeit vergessen und stundenlang in Plattenkisten stöbern, immer auf der Suche nach alten und neuen Schätzen.

Wem das immer noch zu wenig Prenzlauer-Berg-Feeling ist, der läuft einfach ein paar Meter weiter zur Lübecker Straße, trinkt eine Bio-Holunderlimo im Café Schmitz und genießt anschließend noch ein wenig Arthouse-Kino in der Filmpalette nebenan.

Café Hibiskus Ritterstr. 52 50668 Köln 0151/54151996 Öffnungszeiten: Di bis So 12 bis 18 Uhr

Chocolaterie Hernando Cortez in der Innenstadt

Lieblingsort in der Kölner Innenstadt

Wer einmal Naschen möchte, und zwar auf höchstem Niveau, der ist bei Hernando Cortez genau richtig. Der kleine Laden ist ein richtiges Schokoladenparadies. Handgemachte Törtchen, erlesene Pralinen und köstliche Trinkschokolade stehen auf der Speisekarte. Für Inhaber Marco Mühlberg geht Qualität vor Masse.

Ob kleine Confiserien aus dem Schwarzwald oder das französische Schokoladenimperium Valrhona – sein Sortiment ist handverlesen. Die Chocolaterie birgt wahre Schätze: Von weißer Schokolade mit karamellisiertem Milchzucker bis zum handgerollten Trüffel. Die in gemahlene Pistazien gehüllte Forestière verbirgt zum Beispiel unter der knusprigen Krokantschicht einen zarten Nougatkern, der auf der Zunge nur so schmilzt.

Ghana – Heiße Schokolade mit 60 Prozent Kakaogehalt // 2,80 Euro Schokopresso – Espresso mit heißer Schokolade (72 Prozent Kakaoanteil) // 3,90 Euro Mini Sachertorte // 4,90 Euro Tarte au chocolat mit Himbeeren // 4,20 Euro Éclair au chocolat // 3,50 Euro Pralinen // Stück ab 0,70 Euro: Forestière – Krokant-Mandel-Haselnuss-Nougat Paradoxe – mit Karamell und Fleur de Sel Kakaokonfekt

Bei Hernando Cortez geht es nicht darum, sich wahllos mit Zucker voll zu stopfen, sondern um bewusstes Genießen – Fitness für die Geschmacksnerven. Eiserne Diätaposteln können übrigens auf Schokolade mit hohem Kakaoanteil umsteigen. Die hat kaum Zucker, macht aber trotzdem glücklicher als Gemüsesticks.

Hernando Cortez Schokoladen, Gertrudenstr. 23 50667 Köln ☎ 0221/27250570 www.hernando-cortez.de

Hornochse und Morio Wein- und Kaffeehaus in Nippes

Lieblingsorte in Köln Nippes

Nippes wird unterschätzt. Alle schwärmen immer wie schön doch das Agnesviertel sei – ist es natürlich auch – und hinter dem Kanal ginge es quasi steil bergab. Völliger Quatsch. So langsam spricht sich herum: in Nippes passiert etwas.

In den vergangenen Jahren hat sich das Straßenbild verändert, zum Besseren. Junge, hübsche Ladenlokale (Café Wohnraum, Shibuya Sushi) durchbrechen das angeranzte, leicht schmuddelige Einerlei aus Spielhöllen, Hähnchen-Grills und Dönerbuden auf der Neusser Straße.

Und nein, nur weil ein vermeintlich stylischer Burger-Laden eine Apotheke abgelöst hat, muss man nicht mit Gentrifizierungs-Kampfparolen um sich werfen und das Ende der kölschen Traditionen heraufbeschwören. Nippes ist immer noch ein Familienviertel mit alteingesessenen Brauhäusern, Cafés und Spielplätzen.

Burgerbraterei in alter Apotheke

Abgesehen davon ist der Hornochse eine Bereicherung für jede Nachbarschaft. Die großartigen Burger-Variationen können überzeugen. Allerdings sollte man dringend Fast-Food von Systemgastronomie unterscheiden – eine 180 g Bulette ist nicht in fünf Minuten gegrillt und schon gar nicht zu einem perfekten Burger mit acht Komponenten zusammengebaut.

Zu Stoßzeiten (19 Uhr) sollte man also immer noch etwas Zeit mitbringen. Hier wird gekocht, basta! Das Fleisch aus der Eifel wird zum gewünschten Garpunkt gegrillt. Saucen, Kohlsalat und Süßkartoffel-Pommes sind hausgemacht. Der BBQ-Burger ist eine fruchtig, rauchige Offenbarung mit unfassbar knusprigen Zwiebelringen. Die schöne Karte, die Qualität und das bodenständig-trendige Ambiente machen den Hornochsen zu einem Lieblingsort.

Und danach: Ein Wein im Morio

Nur ein paar Hausnummern weiter versteckt sich eine Nippeser Institution: das Morio. Die Jugendstil-Weinbar ist herzlich, gemütlich und wunderschön. Egal ob im Wintergarten oder auf der dunkelroten Empore – hier kann man den Abend entweder gepflegt beginnen oder ausklingen lassen. Meine Entschluss steht fest: Nippes, ich fang’ an zu packen!

Hornochse Neusser Straße 304 50733 Köln Öffnungszeiten: Di bis So: 12 bis 22 Uhr hornochse.koeln

Morio Wein- und Kaffeehaus Schillstraße 12 Öffnungszeiten: Täglich 12 bis 1 Uhr

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