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„U. Das Restaurant“Adieu, schwerer Hauptgang

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Warum sollte man in Düsseldorf essen gehen? Die Antwort ist ganz einfach: Düsseldorf hat Bastian Falkenroth – und der ist einer der spannendsten Jungköche Deutschlands. Während seiner Lehr- und Wanderjahre, die ihn in viele großartige Küchen und sogar nach Los Angeles führten, wo er die Ausbildung zum Sushi-Koch machte, war er nicht nur Sous-Chef bei Nils Henkel in Lerbach, sondern auch für zwei Jahre im Kölner „Le Moissonnier“. Damit ist er quasi Immi – und wir besuchen ihn im Exil.

Riesengarnele, Wassermelone, Verveine, Frischkäse

Ziegenfrischkäsesandwich mit Feigen und Wildkräutern

Hamachi Sashimi mit geröstetem Knoblauch, Kaffir-Limonenöl

Oktopus mit Schweinebauch und Bohnenkraut

Risotto mit jungen Erbsen, Trüffelgelee

Dry Aged Rib Eye mit Röstzwiebelsud, Schnittlauch-Stampfkartoffel

1 Gang 19 Euro, 2 Gänge 34,50 Euro, 3 Gänge 42,50 Euro, 6 Gänge (Überraschungsmenü) 69,50 Euro

Vor wenigen Monaten eröffnete Falkenroth, Anfang 30, sein Restaurant, das „U.“. Es ist nur abends geöffnet. Untergebracht ist es in denselben Räumen wie das „Kaffee Uhlenbusch – Stullen und so“ seiner Freundin Lena Hädelt, die abends im „U.“ den Service leitet. Die Stühle sind unterschiedlich, die Lampen Designerstücke – ein schickes Potpourri wie in einer Studentenbude von jemandem, der Geld wie Geschmack hat. Das ist alles schon ungewöhnlich. Genau wie die Tatsache, dass man hier schon mal geduzt wird und dass es nur rund ein Dutzend Speisen gibt, alle in der Größe eines Zwischengangs. Man kann sich ein, zwei oder drei Gänge aussuchen oder sich einfach sechsfach überraschen lassen. Adieu schwerer Hauptgang, hallo mittelgroße Gaumenkitzler. Das Essen sieht vielleicht nicht immer nach klug durchdachter Spitzenküche aus, doch genau eine solche ist es, dazu handwerklich perfekt zubereitet – von einem Mann, der auf Quentin-Tarantino-Filme, Surfen und Snowboarden steht. Die Gerichte sehen auf eine lässige Art klasse aus, alles nicht zu ordentlich, und schmecken fantastisch.

Zum Beispiel das Risotto von jungen Erbsen, bei dem getrocknete Erbsen den nussigen, krossen Kick geben und Erbsensprossen eine knackfrische Chlorophyll-Note, oder das Dry Aged Rib Eye mit Zwiebelsud für Röstzwiebelfetischisten. Natürlich lohnt sich bei einem gelernten Sushi-Koch das Hamachi Sashimi (Gelbschwanz-Thunfisch) mit geröstetem Knoblauch und Kaffir-Limonenöl. Oktopus und Schweinebauch gibt es in Kombination: Zusammen mit Bohnenkraut ist das ein Erlebnis tiefer Würze. Starke Aromen. Begeisternde Konsistenzen. Das Essen macht Spaß, weil sich Falkenroths Freude am Kochen überträgt. Etwas Kritik gibt’s auch: Die Weinkarte ist ein Scherz, und der Service kann manchmal versnobt sein. Außerdem sollte dieser selbst in so einem lässigen Restaurant die Gänge korrekt beschreiben können. Aber das Essen begeistert so sehr, dass man darüber wegschaut. Wer will, kann in der Küche einen Tisch für bis zu sechs Personen reservieren und den Köchen bei der Arbeit zuschauen.

Fazit: Aromenstarke Spitzenküche für Neugierige in ungewöhnlichem Ambiente.

Bewertung: fünf von sechs Weltküche-Sternen

U. das Restaurant Klosterstr. 34, 40211 Düsseldorf, 02 11/91 33 69 92 www.u-dasrestaurant.de

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