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Burger-Restaurant Marx und EngelsKommunistische Schminke für solides Essen am Ring

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Das Interieur soll an die Zeit von Marx und Engels erinnern.

  • Marx und Engels als nonkonformistische Posterboys, für ein massenkompatibles Essen – auf die Idee muss man erstmal kommen.
  • Carsten Henn hat die selbsternannte „Burgergesellschaft“ besucht.
  • Sein Fazit: Ein bisschen viel „Schminke", aber ordentliche Burger.

Marx und Engels als nonkonformistische Posterboys, für das zurzeit massenkompatibelste Essen – auf die Idee muss man erstmal kommen. Der Grund könnte das Wortspiel in Teil zwei des Restaurantnamens sein: Die Burgergesellschaft. Auf der Homepage steht etwas von einem Arche-Burger, dessen Einnahmen zu 90 Prozent an eine Hilfsorganisation gehen – auf der Karte fand ich ihn allerdings nicht. Auch von den dort angekündigten Kunst- und Kultur-Abenden in ganz 2019 keine Spur. Die Inneneinrichtung soll mit alten Büchern, einem Grammophon und offenen Fake-Leitungen wohl an das 19. Jahrhundert erinnern, vermutlich auch die Uniform des Service-Personals mit blauer Latzhose, weißem Hemd und roter Fliege(!).

Angeboten werden Steaks und Burger mit Namen wie „Der Marxist“, „Liebknecht“ oder „Muttchen Henriette.“ Das letzterer beim Servieren dann als Chili-Burger bezeichnet wird – geschenkt. Spätestens jetzt ist die marxistische Schminke ab. Etwas anderes durfte man auf den Kölner Ringen wohl auch nicht erwarten.

Jetzt aber zum unpolitischen Essen: Das Laugen-Bun des Chili-Cheese-Burger ist sparsam in Sachen Geschmack, die Kombination des 200-Gramm-Pattys (medium gegrillt, aber ohne prägnante Grill-Aromen) mit Chili-Kirsch-Ketchup (Fruchtkomponente nicht herausschmeckbar), Jalapenos, Chili-Cheese Sauce und doppelt Cheddar geht aber gut auf, die Schärfe ist zudem klug eingestellt – es bringt schließlich nichts, wenn sie so stark ist, dass man nichts mehr schmeckt. Das Fleisch stammt der Karte zufolge aus der Eifel, die Qualität ist okay aber nicht begeisternd.

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Auch „Das Demuth Geheimnis“, der Pulled Chicken Burger, ist gut abgestimmt. Das marinierte, sous vide gegarte und gepulte Hähnchenfleisch ist nur einen Tick zu trocken, was aber von der Sesam Mayo und der hausgemachten Teriyaki Sauce ausgeglichen wird. Auch beim „Caesar & Chicken Salad“ ist das Fleisch zu trocken, bietet aber angenehme Grillaromen, ansonsten ist der Salat solider Standard.

Für die Pommes gilt das nicht, es fehlt Salz, sie sind labbrig und zu dünn, aber immerhin mit Schale. Besser die Yuca Fritten: große, kross frittierte Stücke. Aber Obacht: absolute Sattmacher. Eine sehr gute Beilage ist das crunchy frittierte Tempura-Gemüse. Wer danach noch Platz im Magen hat, trifft mit dem Cheesecake eine gute Wahl, die Süße nimmt nicht überhand, die Struktur ist eher frisch-quarkig als cremig.

Unterm Strich geht das alles kulinarisch in Ordnung. Der Service ist nett, das meiste wird schnell serviert. Mal kommt am Nebentisch eine Beilage zu spät, mal ein Getränk gar nicht, bei der Größe des Ladens und dem Trubel, der hier herrschen kann, wenig überraschend. Entsprechend aktueller Trends gibt es hier etliche Biere vom Fass und eine große Gin-Auswahl.

Fazit: Keine grillende Kommune, sondern ein ordentlicher Burgerladen.

Hohenzollernring 21–23, 50672 Köln,

Tel.: 0221/ 16948299, So–Do 12–24 Uhr, Fr-Sa. 12–1 Uhr www.marxundengels.de

Das hat Carsten Henn probiert:

Muttchen Henriette (Chili Cheese Burger) // 9,50 Euro Das Demuth Geheimnis (Pulled Chicken) // 9,90 Euro Caesar & Chicken Salad // 13,90 Euro Yuca Fritten // 4,50 Euro Handmade Fritten // 3,50 Euro Tempura-Gemüse // 3,90 Euro Marx & Engels Cheesecake, frische Beeren // 4,90 Euro

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